Liebe Inga,
(…) Ich schlage mich jetzt schon seit Monaten mit dem Problem rum, dass ich das Gefühl habe, die Liebe zu meinem Freund ist erloschen. Mein Partner und ich sind seit 11 Jahren ein Paar (…) Wir haben in all der Zeit viele Höhen und Tiefen gemeistert, von Krankheiten bis zu Trauerfällen in der Familie war alles dabei. Mein Freund stand immer zu 100 % hinter mir und ich habe es ihm gleichgetan.
Im letzten Jahr, als ich dachte, unserer Beziehung könnte nichts etwas anhaben, passierte es (…) Es gab einen Tag, da habe ich meinen Freund beim Abendessen angesehen und ich habe nichts mehr gefühlt. Es war alles kalt. Die Tage danach konnte ich seine Nähe nicht ertragen (…) Dann kamen wieder Tage, an denen war die Krise wie verflogen. Ich habe eine Verliebtheit gespürt wie am Anfang der Beziehung.
Seitdem wechselt sich das schlechte mit dem überschwänglichen Gefühl ab. Ich weiß nicht mehr weiter. Stimmt etwas nicht mit mir? Ich kann nicht nachvollziehen, woher mein Sinneswandel kommt. Ich habe nur die Befürchtung, da ich ein sehr dramatischer Mensch bin, dass ich mir das regelrecht herbeigewünscht habe. Mir war nie bewusst, warum wir immer ein Herz und eine Seele waren und nie in einer ernsten Krise gesteckt haben (…)
Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als meinen Freund zu heiraten und mit ihm den Rest meines Lebens zu verbringen. Wäre da nicht dieses Bauchgefühl. Vielleicht hast du einen Rat für mich. Es gibt schließlich genug Paare, die auch noch nach Jahren glücklich zusammen sind. Das will ich auch erreichen. Trennung ist für mich keine Option!
Hast du schon mal gesehen, wie die Kurve einer Aktie verläuft? Sie verläuft niemals linear. Eine Aktie kann innerhalb kürzester Zeit ihren Wert ver-x-fachen oder abrauschen. Die Kurve fällt in den Keller, dann steigt sie wieder, dann sinkt sie noch tiefer als vorher, schießt plötzlich in nie da gewesene Höhen usw. Es ist ein ständiges Auf und Ab, selbst wenn der Wert unterm Strich steigt. Mit der Liebe verhält es sich ähnlich.
Der Grund dafür ist einfach: Lieben ist ein Verb. Du tust aktiv etwas, wenn du liebst. Auch wenn dir das nicht bewusst ist, während du es tust. Als Mensch kannst du nicht konstant dasselbe leisten und entsprechend auch nicht dasselbe empfinden. Dein Liebeslevel schwankt ganz natürlich, weil du ein Mensch bist. Dafür sorgt spätestens dein Hormonhaushalt.
Ich weiß deshalb nicht, ob dein Problem wirklich ist, dass die Liebe zu deinem Freund „erloschen“ ist. Du beschreibst ein schwankendes Gefühl. Bei dir wechselt sich das „schlechte mit dem überschwänglichen Gefühl“ ab. Die Frage ist also eher: Warum schwankt dein Liebeslevel gefühlt stärker als bei anderen Menschen? Denn es schwankt bei allen, versprochen. Auch bei den Paaren, „die auch noch nach Jahren glücklich zusammen sind“. Ihre Beziehungs-Aktie hat auch Tiefphasen erlebt, ist aber trotzdem unterm Strich im Wert gestiegen.
Hast du keine Gefühle mehr oder bloß Bindungsangst?
Ich werfe jetzt einen Begriff in den Raum, der dir vielleicht noch nicht in den Sinn gekommen ist: Bindungsangst.
Bei „Bindungsangst” haben viele Leute (wenn überhaupt) ein Bild von einem Mann im Kopf, der mit haufenweisen Frauen ins Bett geht, weil er vermeintlich Angst hat, sich an eine zu binden. So kann Beziehungsangst aussehen, muss sie aber nicht. Tatsächlich haben viele Menschen Bindungsangst, ohne dass es ihnen bewusst ist.
Bindungsangst ist vielschichtig und kommt zudem in unterschiedlichen Schweregraden daher. Es kann also sein, dass dein Problem Bindungsangst ist und nicht, dass du keine Gefühle mehr für deinen Partner hast. Das ist manchmal nicht einfach zu unterscheiden.
Gefallen dir meine Artikel? Dann abonniere gleich hier meinen Newsletter und verpasse keinen neuen Text mehr.
Ambivalentes Verhalten als Merkmal für Bindungsangst
Angst ist ein starkes Wort. Das schreckt viele ab, weil sie sich damit nicht identifizieren können. Frei nach dem Motto: Wenn ich Angst vor einer Bindung hab, warum habe ich dann seit 11 Jahren eine Beziehung? Du gehst ja sogar einen Schritt weiter und sagst, dass du dir „nichts Schöneres vorstellen“ kannst, als deinen Partner „zu heiraten und mit ihm den Rest“ deines „Lebens zu verbringen“. Das klingt nicht gerade ängstlich.
So genanntes ambivalentes Verhalten ist aber ziemlich typisch für Bindungsangst. Ambivalent bedeutet widersprüchlich. Das heißt: Menschen mit Bindungsangst haben genauso wie jeder andere den Wunsch nach Nähe und Bindung. Kommt es dann dazu, schaffen sie aber trotzdem Distanz.
Menschen mit Bindungsangst wünschen sich den Partner fürs Leben, mit allem was dazu gehört. Wenn es dann zur Beziehung kommt, macht sich aber die Angst vor Verletzung bemerkbar. An diesem Punkt schaffen die Betroffenen Distanz, in dem sie sich zurückziehen, einen Streit anfangen oder vermeintlich die Gefühle verschwinden. Manchmal schaffen sie auch räumliche Distanz. Dann wird alle Energie in die Arbeit oder ein Hobby gesteckt.
Das kann zu 100% unterbewusst passieren. Das bedeutet: Du nimmst deine Angst nicht wahr, aber handelst trotzdem nach ihr.
Lesetipp: Er ist der perfekte Mann, aber du liebst ihn trotzdem nicht? DAS ist der wahre Grund dafür
Lass uns einmal durchgehen, was weitere typische Anzeichen von Bindungsangst sind. Damit du einschätzen kannst, ob du vielleicht betroffen sein könntest.
Symptom 1# Du überanalysierst, was er sagt oder macht
Dieses Problem ist oft am Anfang einer Beziehung am größten, aber es kann auch in langjährigen Beziehungen noch vorkommen. Wenn du ständig zer-denkst, was er gesagt oder getan hat, suchst du förmlich nach Problemen.
Wenn er nicht zurückgeschrieben hat, hatte er gerade Stress, oder er hat es einfach vergessen. Kein Grund zur Sorge. Wenn er dein Bild nicht gelikt hat, hat das ebenfalls nichts zu bedeuten. Und wenn er sagt, dass du heute gut aussiehst, heißt das nicht, dass du sonst schlecht aussiehst. Er kann auch seine Ex erwähnen und das bedeutet nicht, dass er sie vermisst oder ständig an sie denkt.
Symptom 2# Du hinterfragst ständig, ob ihr zusammenpasst
Hinterfragen und Zerdenken entspringen aus derselben Quelle. Es ist dein Kopf, der dir keine Ruhe lässt. Hast du schon mal davon gehört, dass dumme Menschen glücklicher sind als intelligente? Das stimmt. Es liegt daran, dass sie weniger denken.
Du zweifelst an eurer Kompatibilität, weil du klug bist und deshalb genau abschätzen kannst, welche negativen Konsequenzen es hätte, wenn ihr nach Jahren feststellen würdet, dass es doch nicht passt. Dann habt ihr vielleicht Kinder, ein Haus, zwei Katzen und einen Hund und was, wenn es dann nicht mehr passt? Dann lieber jetzt trennen, bevor die Bindung tiefer geht und noch mehr Menschen als nur euch betrifft. Also springst du bei jedem kleinen Problem zu deinem Horrorszenario: Was ist, wenn es doch nicht passt? Das, meine Liebe, ist Bindungsangst.
Lies auch: So findest du in nur 3 Schritten heraus, ob ihr zusammenpasst
Symptom 3# Du brauchst sehr viel Bestätigung
Bindungsangst entsteht oft aus einem geringen Selbstwert. Wenn du dich selbst nicht für toll hältst, kannst du dir auch nicht vorstellen, dass es jemand anders tut. Also muss er es dir beweisen.
Muss dein Partner dir jeden Tag aufs Neue irgendwie versichern, dass er dich liebt? Wie er das macht, sieht für jeden anders aus. Vielleicht musst du auf seinem Profilbild mit drauf sein. Oder er muss dir x-mal am Tag sagen, dass er dich liebt. Vielleicht muss er dir schreiben, dass er dich vermisst, wenn er mal eine Nacht nicht da ist. Du weißt selbst am besten, wie Bestätigung für dich aussieht.
In Maßen braucht jeder Bestätigung. Nimmt es Überhand, ist es in jedem Fall ein Zeichen für ein schwaches Selbstwertgefühl und vielleicht ein Symptom von Bindungsangst.
Möchtest du auch einen individuellen Rat für dein Beziehungsproblem? Dann schreib mir eine Mail an hallo@fraginga.de Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann.
Symptom 4# Du bist harmoniebedürftig
Das Bedürfnis nach Harmonie ist nichts Schlimmes. Aber Frieden um jeden Preis ist kein Frieden. Es gibt Paare für die Bedeutet Liebe, dass sie besonders harmonisch sein wollen. Das kann aber dazu führen, dass man sich nicht traut die eigene Meinung offen auszusprechen, oder immer das tut, was der Andere möchte. Auch das kann ein Hinweis auf eine Bindungsangst sein.
Du schreibst, dass ihr „immer ein Herz und eine Seele“ wart und „nie in einer ernsten Krise gesteckt“ habt. Das ist natürlich möglich, aber es kann auch sein, dass einer von euch harmoniebedürftig ist (vielleicht seid ihr es auch beide). 11 gemeinsame Jahre vollkommener Harmonie sind vielleicht nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Menschen mit Bindungsangst halten sich mit ihren Meinungen, Bedürfnissen oder Wünschen oft zurück, weil sie keinen Ärger mit ihrem Partner riskieren wollen. Unterbewusst besteht hier die Angst, ein Streit könnte zum Beziehungsende führen.
Symptom 5# Du vermeidest Beziehungswachstum
Menschen mit Bindungsangst haben oft auch eine tief verwurzelte Angst vor Zurückweisung. Also bleiben sie gerne beim Status Quo, weil das bereits funktioniert. Veränderung birgt nämlich immer das Risiko abgewiesen zu werden oder zu scheitern.
Das kann ihre Partner aber mitunter verletzen, weil Veränderung in der Regel bestimmte Meilensteine in der Beziehung bedeutet. Das erste Mal ein „Ich liebe dich“ zu hören, ein gemeinsamer Haushalt, Ehe, Kinder – all diese Dinge setzen das Risiko voraus, abgewiesen werden zu können.
Symptom 6# Deine Beziehungs-Historie spricht für sich
Wenn du schon seit Jahren in einer Beziehung steckst, zeigt sich Bindungsangst manchmal am deutlichsten an deiner Vergangenheit. Wie sieht deine Beziehungshistorie aus?
Hast du dich früher immer in Männer verliebt, die dich nicht wollten oder einfach nicht verfügbar waren? Hast du ständig Gründe gefunden, die gegen eine Beziehung gesprochen haben? Zu hohe Erwartungen gehabt? Wurdest du wiederholt enttäuscht und bist deshalb keine Beziehung eingegangen?
Manchmal glauben Menschen mit Bindungsangst auch einfach, dass sich nie jemand in sie verliebt hätte. Dabei ist die Wahrheit, dass sie Menschen immer auf Abstand gehalten haben, damit sich bloß niemand traut, ihnen seine Liebe zu gestehen.
Es kann aber auch weniger deutliche Anzeichen gegeben haben. Hast du zum Beispiel ungern über deine Gefühle gesprochen? Hast du dich schnell eingeengt gefühlt? Du schreibst, dass du einige Tage die Nähe deines Freundes „nicht ertragen“ konntest. Hast du dieses Gefühl häufiger?
Ich mutmaße hier nur, aber du sagst von dir, du seist „ein sehr dramatischer“ Mensch. Wie zeigt sich das bei dir? Provozierst du manchmal Streit, oder hast du das früher gemacht? Drama ist auch ein wirkungsvolles Mittel, um Distanz in einer Beziehung zu schaffen.
Du hast keine Lust mehr auf Drama in deiner Beziehung (egal, in welcher Form)? Dann kannst du mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für ein Erstgespräch für eine Paartherapie ausmachen, oder schreib mir eine Email an hallo@fraginga.de
Die Ursachen von Bindungsangst
Wenn du als Kind von einem Hund gebissen wurdest, kann es passieren, dass du als Erwachsene Angst vor Hunden hast. Mit der Bindungsangst verhält es sich ähnlich. Die Ursachen liegen in der Regel in deinen frühen Bindungen.
Unser Bindungsverhalten entwickelt sich schon in der frühsten Kindheit. Entsprechend sind es in der Regel die Eltern, die es vorgeben. Als Baby bist du vollkommen hilflos, also passt du dich deinen Eltern an. Sie diktieren dein Nähe-Distanz-Verhältnis. Babys und kleine Kinder zeigen ihr Bedürfnis nach Nähe durch Weinen, wurde das ignoriert oder sogar bestraft, entsteht kein sicheres Bindungsverhalten. Stattdessen entwickelt sich ein unsicheres Bindungsverhalten und das kann in drei Ausprägungen entstehen:
- ängstlich-ambivalent
- ängstlich-vermeidend
- gleichgültig-vermeidend
Bindungsverhalten wird beim Wunsch nach Nähe aktiviert. Das bedeutet für Menschen mit Bindungsangst: Kommt der Wunsch nach Nähe auf, wird auch das Nähe-vermeidende Bindungsverhalten aktiviert. Du verhältst dich dann ambivalent. Du wünschst dir Nähe, aber schaffst Distanz.
Lesetipp: Wenn du mehr über die Bindungstheorie lernen möchtest, empfehle ich dir dieses Buch: Warum wir uns immer in den Falschen verlieben: Beziehungstypen und ihre Bedeutung für unsere Partnerschaft (hier bei Amazon bestellen*).
Weitere Ursachen von Bindungsangst
Manchmal müssen deine Eltern auch gar nicht deine Bedürfnisse ignoriert haben. Es reicht oft schon, wenn sie untereinander keine gute Bindung hatten. Eltern können auch eine abschreckende Vorbildfunktion haben. Wie viele Menschen kennst du, die auf keinen Fall so eine Ehe führen wollen wie ihre Eltern? Hier entsteht Bindungsangst aus der Sorge heraus, so zu werden wie die Eltern.
Eltern können auch in ihrer Abwesenheit zu einem unsicheren Bindungsverhalten beitragen. Dann ist eine Verlustangst der Ursprung der Bindungsangst. Verlieren wir einen Menschen ist das für uns emotional so schmerzhaft, dass wir das nicht noch einmal erleben wollen. Das passiert nicht selten, wenn ein Elternteil stirbt, aber es kann auch eine Scheidung ausreichen, um als Verlust erlebt zu werden.
Es sind aber natürlich nicht immer die Eltern schuld. Du kannst auch eine andere negative Erfahrung gemacht haben, die zu einer Bindungsangst geführt hat. Man nennt es Generalisierung. Dann überträgst du ein negatives Erlebnis auf neue Situationen. Das passiert zum Beispiel, wenn dich ein Partner verlassen hat und du nun unterbewusst fürchtest, dass dein neuer Partner sich auch trennen könnte.
Wenn du dir unsicher bist, ob das Problem wirklich bei dir liegt (und nicht doch bei ihm), dann ist meine Entscheidungshilfe „Trennen oder bleiben?“ genau das Richtige für dich. Dort bekommst du einen Schritt-für-Schritt-Fahrplan, der dir aufzeigt, ob dein Partner und diese Beziehung richtig für dich ist. Damit du anschließend mit einem Gefühl von Sicherheit sagen kannst, dass diese Beziehung die richtige ist, oder eben auch nicht. Erfahre hier mehr: Trennen oder bleiben? Die ultimative Entscheidungshilfe
Bindungsangst überwinden: 1# Akzeptanz
Wenn Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist, dann ist Akzeptanz garantiert der zweite. So lange du einen Zustand nicht akzeptierst, bist du damit beschäftigt, dich dagegen zu wehren. Dann bleibt keine mentale Energie mehr übrig, um dir zu überlegen, wie du den Zustand ändern könntest.
Wenn du dir dagegen eingestehst, dass du eine Bindungsangst hast und verstehst, woher sie gekommen ist, dann kannst du sie ändern. Du erkennst an, dass sie zu dir gehört und vermutlich auch mal sinnvoll war. Vergiss nicht: Dein Bindungsverhalten hat dich wahrscheinlich vor vielen negativen Erfahrungen in deinem Leben bewahrt. Damit hatte deine Bindungsangst auch ihre Daseinsberechtigung. Früher zumindest. Jetzt ist die Zeit gekommen, um die Angst loszulassen und dich voll und ganz auf deinen neuen Partner einzulassen, der dich wahrscheinlich nie so verletzen wird.
Bindungsangst überwinden: 2# Selbstwert aufbauen
Bindungsangst überwindest du nicht, indem du dir einredest, sie sei unbegründet. Denn ehrlich gesagt, stimmt das auch nicht. Du könntest verlassen oder verletzt werden. Du kannst niemals ausschließen, dass etwas passiert. Selbst wenn du und dein Freund heiratet und er der loyalste Mensch auf der Welt ist, er könnte auch sterben und dich dadurch verlassen. Du kannst dir nie zu 100% sicher sein, dass jemand für immer bei dir bleiben wird. Deshalb gilt es im nächsten Schritt deinen Selbstwert aufzubauen. Schlimme Dinge passieren. Es geht darum zu erkennen, dass du stark genug bist, um damit umzugehen.
Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl können das nicht. Sie tun alles, um zu verhindern, dass jemals etwas Schlimmes passiert. Auch wenn das bedeutet, dass sie nie die tiefe Bindung eingehen, die sie sich eigentlich wünschen. Dabei ist das vollkommen sinnlos, denn manche Dinge kannst du einfach nicht kontrollieren. Willst du eine glückliche Beziehung für den Rest deines Lebens führen? Dann musst du lernen das Risiko auszuhalten, dass du sie verlieren könntest.
Um dieses Risiko eingehen zu können, brauchst du einen gesunden Selbstwert. „Selbstwert aufbauen“ ist allerdings eine ziemlich vage Aussage.
Wie baut man einen gesunden Selbstwert auf?
Du könntest dir anschauen, in welchen Momenten du dich unsicher fühlst. Das sind deine Trigger. Du kannst lernen mit ihnen umzugehen und sie sogar zu vermeiden. Wenn zum Beispiel Instagram ein Trigger für dich ist, wäre es überhaupt kein Problem, Instagram zu löschen. Ich weiß, eine radikale Idee in der heutigen Zeit. Aber machbar wäre es. Ein Trigger kann aber auch das tägliche Telefonat mit deiner Mutter sein. Hier gilt es ganz individuell deine Trigger herauszufinden und einen neuen Umgang damit zu definieren.
Im nächsten Schritt kannst du dir dann anschauen, in welchen Momenten du dich selbstsicher fühlst. Erfolgserlebnisse sind zum Beispiel Selbstwertsteigernd. Du kannst sie beim Sport finden, oder bei einem Hobby, in das du dich reinhängst. Auch dein Job kann ein guter Weg sein, um Erfolgserlebnisse zu sammeln. Es ist wirklich recht simpel: Je mehr Dinge du machst, bei denen du dich gut fühlst, desto besser steht es um dein Selbstwertgefühl.
Schau dir außerdem dein Umfeld an. Manchmal halten uns gerade die Menschen klein, die wir am meisten lieben. Das können Familie und Freunde sein. Sie müssen es gar nicht böse meinen. Menschen, die selbst keinen gesunden Selbstwert haben, werden dir auch nicht dabei helfen können, deinen aufzubauen.
Tagebuch führen kann auch ein sehr guter Weg zu sein, um dir deine Denkmuster bewusst zu machen. Du wirst erstaunt sein, was alles zum Vorschein kommt, wenn du jeden Tag deine Gedanken aufschreibst.
Am effektivsten ist aber mit Sicherheit die Unterstützung durch eine Therapie oder ein Coaching-Programm. Das Investment in so einen „Helfer“ lohnt sich in jedem Fall. Nicht, weil es ohne nicht geht, sondern weil es mit Hilfe schneller geht.
Bindungsangst überwinden: 3# Hol dir Hilfe bei deinem Partner
Wenn deine Bindungsangst dir schon nicht bewusst war, weiß dein Partner erst recht nichts davon. Hol ihn ins Boot. Erzähl ihm von deiner Bindungsangst und hör dir an, was er darüber denkt. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wertvoll es sein kann, wenn dir jemand von außen seine Sicht auf deine Gedanken schildern kann. Wir können uns nicht selbst sehen ohne Spiegel.
Dein Freund kann deine Aussagen hinterfragen und herausfordern. Dadurch lenkt er dich vielleicht sogar in eine Richtung, an die du selbst nicht gedacht hättest. Er kann dich auch für die Momente sensibilisieren, in denen deine Bindungsangst zum Vorschein kommt. Manchmal merkst du das selbst gar nicht. Ihr könnt sogar bestehende oder vergangene Beziehungsprobleme in einem ganz neuen Licht sehen, wenn ihr die Bindungsangst gemeinsam besprecht.
Es wird euch zudem einander näherbringen, wenn du ihn in deine Welt hineinholst. Wie soll er dich wirklich kennen und lieben, so wie du bist, wenn du ihm gar nicht zeigst, wie du wirklich bist?
Stärke die emotionale Intimität mit deinem Partner, um Bindungsangst zu überwinden
Wenn dein Partner bereit ist, dir bei deinem Problem zu helfen, kann er noch mehr tun, als nur über deine Bindungsangst mit dir zu sprechen. Er kann mit dir gemeinsam Übungen machen, um die emotionale Intimität in eurer Beziehung zu stärken – das Gegenmittel zu Bindungsangst.
In meinem neuen Kombiprodukt findest du 10 Methoden, um die emotionale Intimität in eurer Beziehung aufzubauen oder zu stärken. Klicke hier, um mehr darüber zu erfahren.
Lies auch: Emotionale Intimität: Der Schlüssel zu einer starken Beziehung
Bindungsangst überwinden: 4# Such dir ein Vorbild
Menschen lernen durch Nachahmen. Am deutlichsten sieht man das bei Kindern. Du kannst deinem Kind noch so oft predigen, es soll nicht rauchen. Wenn du selbst wie ein Schlot rauchst, wird dein Kind es irgendwann auch tun.
Als Erwachsene profitierst du auch von Vorbildern. Wen kennst du, der eine grandiose Beziehung führt? Vielleicht sind es deine Tante und dein Onkel? Deine Eltern? Großeltern? Eine gute Freundin? Sprich mit diesen Menschen. Verbringe Zeit mit ihnen. Hol dir einen Rat, wenn du ein Problem in deiner Beziehung hast.
Theoretisch muss es auch nicht zwingend jemand sein, den du kennst. Es könnte auch eine Figur aus einer Serie sein. Dann schau dir diese Serie an und überleg dir in Streitsituationen: Wie würde Person XY sich verhalten, wenn sie mein Problem hätte?
Wenn du eine Abkürzung nehmen möchtest, um dein Problem zu lösen, empfehle ich dir eine Paarberatung. Du kannst mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für ein Erstgespräch ausmachen.