Es ist ein ekelhaftes Gefühl, wenn du plötzlich Hass spürst. Am Schlimmsten ist es, wenn es sich gegen den Menschen richtet, den du eigentlich geschworen hast, zu lieben und zu ehren. Dir schießen alle möglichen Gedanken in den Kopf.
Bin ich doch nicht mit dem Richtigen zusammen?
War es ein Fehler ihn zu heiraten?
Sollte ich mich scheiden lassen?
Meine Güte, manchmal sind wir so schnell dabei, unsere Beziehung gedanklich als „nicht mehr zu retten“ einzustufen. Aber keine Sorge, so geht es den meisten. Es traut sich bloß keiner darüber zu sprechen.
Lesetipp: Woran merkt man, dass man nicht zusammenpasst?
Jeder spürt mal Hass für den Partner
Unser gesamtes Umfeld suggeriert uns, dass wir unseren Ehemann, Verlobten, Freund (was auch immer) lieben müssen. Wenn wir das nicht immer tun, ist er der Falsche.
Darum sind auch alle bemüht, den Eindruck zu erwecken, dass es bei ihnen rund läuft. Alle tun nach außen hin, als wären sie ein absolutes Traumpaar. Sie streiten kaum und wenn dann natürlich bloß konstruktiv. Am Ende vertragen sie sich aber immer – noch bevor sie zu Bett gehen, versteht sich. Das ist alles gelogen.
Warum die Leute lügen?
Weil sie nicht zugeben wollen, dass ihre Beziehung alles andere als perfekt ist. Wenn sie zugeben würden, dass sie streiten, dabei laut werden und sogar schlafen gehen ohne sich vertragen zu haben, dann glauben sie, wäre das ein Eingeständnis, dass sie mit dem Falschen zusammen sind. Beschimpfungen gibt es natürlich auch nur in „kaputten“ Beziehungen, Hass in zum Scheitern verurteilten. Aber das ist Quatsch: Alle streiten. Alle werden mal laut oder verletzend. Alle empfinden manchmal hässliche Gefühle. Das ist menschlich.
Wenn die Leute aber schon nicht zugeben wollen, dass ihre Beziehung nicht perfekt läuft. Dann geben sie erst recht nicht zu, dass sie ihren Partner auch mal hassen. Aber jeder tut es früher oder später.
Glaubst du, man schafft es zum 50. Hochzeitstag, ohne dass man seinen Partner mal so richtig scheiße fand? Nein, natürlich nicht. Wenn man Paare fragt, die so lange verheiratet sind, ob sie mal ernsthaft in Erwägung gezogen haben, sich scheiden zu lassen, dann ist die Antwort immer: JA. In Großbuchstaben.
Jede Beziehung hat ihre Probleme und Traumpaare existieren im realen Leben nicht. Sie können gar nicht existieren, weil Beziehungen von Menschen geführt werden und echte Menschen sind nicht perfekt. Das heißt aber natürlich noch nicht, dass man sich einfach damit abfinden muss, dass man seinen Partner jetzt hasst. Keine Sorge, das vergeht. Meistens sogar schnell. Aber dazu gleich mehr.
Studien beweisen: Es ist vollkommen normal seinen Partner zu hassen
Ich kann schon die Übermenschen protestieren hören: „Ich habe meinen Partner noch nie gehasst, sonst würde ich mich sofort trennen“. Diese Leute zeigen genau, was das Problem in unserer Gesellschaft ist:
- Wir haben verlernt authentisch zu sein. Stattdessen müssen wir uns besser darstellen, als wir eigentlich sind.
- Sobald es wirklich schwierig wird, werfen wir die Beziehung weg.
Es gibt eine Studie, die nahelegt, dass gerade unsere Partner in uns sowohl Liebe als auch Hass triggern – wir sind uns dessen bloß nicht immer bewusst.
In der Studie haben die Forscher ihre Probanden darum gebeten, an ihre Partner zu denken und ihre Gefühle für sie zu beschreiben. Die Probanden sprachen von sehr vielen positiven Gefühlen und sehr wenigen negativen. Übersetzt heißt das: Viel Liebe, kein Hass.
Da Menschen sich aber gerne besser darstellen, als sie sind, wollten die Forscher in ihr Unterbewusstsein gucken. Sie baten die Probanden zu einem Test.
Auf einem Bildschirm blitzte der Name ihres Partners dicht gefolgt von einem positiven oder negativen Begriff auf. Die Aufgabe der Probanden war, die Begriffe so schnell wie möglich als positiv oder negativ zu kennzeichnen. Die Erklärung dafür: Unser Gehirn kann positive Begriffe schneller als positiv erkennen, wenn wir gerade auch an etwas Positives denken. Dasselbe funktioniert auch andersrum. Denken wir an etwas Negatives, erkennen wir negative Begriffe schneller.
Die Ergebnisse des Tests waren eindeutig.
Probanden konnten die positiven Begriffe schneller erkennen, wenn dabei der Name ihres Partners auftauchte. Das heißt: Sie hegen positive Gefühle für ihre Partner (also: Liebe). Sie konnten aber auch die negativen Begriffe schneller erkennen. Ich betone es nochmal: Sie konnten die negativen Begriffe SCHNELLER erkennen, wenn sie an ihren Partner dachten. Nicht langsamer, nicht genauso schnell – sie konnten negative Begriffe schneller erkennen. Also hatten sie auch starke negative Gefühle für ihre Partner.
Beide Gefühlswelten – positiv wie negativ – sind bei uns unterbewusst stark ausgeprägt, wenn es um die Menschen geht, die wir lieben. Auch wenn wir nur die positiven zugeben wollen. Vielleicht erklärt das auch, warum viele nach einer Trennung ihren Ex-Partner so sehr hassen – denselben Menschen, den sie zuvor noch abgöttisch geliebt haben. Liebe und Hass liegen eben doch sehr nah bei einander. Und das ist total normal.
Lies auch: Warum eine Beziehung nie so bleiben kann, wie sie am Anfang war
Was soll man also tun, wenn man seinen Partner hasst?
Erstmal solltest du gar nichts tun, sondern einfach mal aushalten. Du bist nicht mit dem Falschen zusammen. Ihr seid wahrscheinlich einfach nur ein ganz normales Paar, dass sich sehr liebt und genau deswegen auch manchmal sehr hassen kann. Es geht allen so.
Wir lassen uns viel zu schnell verrückt machen und glauben dann, mit unserer Beziehung wäre etwas fundamental nicht in Ordnung. Wir lesen alle möglichen Beziehungstipps und in jedem dritten Artikel steht: „Wenn er das nicht tut, verlass ihn“. Lass dich nicht verunsichern. Wahrscheinlich ist mit deiner Beziehung alles vollkommen in Ordnung.
Geht es dir zum ersten Mal so? Wenn ja, dann erklärt das, warum es dich verunsichert. Wenn nein, weißt du ja schon, dass diese negativen Gefühle genauso schnell vorbeigehen, wie sie gekommen sind.
Du kannst sogar stolz auf dich sein. Ja, auch wenn du deinen Partner momentan hasst. Eher gesagt, weil du ihn momentan hasst und dir dessen bewusst bist. Die meisten Menschen geben gar nicht zu, dass sie ihren Ehepartner auch mal hassen. Manche sind sich auch gar nicht bewusst, dass sie Hass verspüren.
Das sind die Menschen, die ihren unterbewussten Hass in Form von Groll auf ihrem Partner abladen. Wir alle kennen dieses Paar, das sich nur angiftet. Wenn man sie fragen würde, ob da Hass im Spiel ist, wäre die Antwort trotzdem: „Nein, wir lieben uns.“ Wir wissen ja jetzt, dass sie wahrscheinlich beides tun: Sie lieben sich und sie hassen sich.
Du weißt genau, dass das auf dich und deinen Partner auch mal zutreffen kann – und genau deshalb bist du den meisten anderen Paaren bereits Meilen voraus.
Das echte Problem ist Desinteresse
Wenn du gar nichts für deinen Mann empfinden würdest, dann gäbe es Grund zu Sorge. Wobei auch das kein Grund für eine Scheidung sein muss, aber das ist ein anderes Thema.
Das Gegenteil von Liebe ist bekanntlich nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. So lange du deinen Mann hasst, ist es also noch lange nicht zu spät für euch. Liebe und Hass liegen nah beieinander. Wenn du ihn hasst, kannst du ihn auch schnell wieder lieben.
Du kannst eure Eheprobleme lösen. Entweder mit ihm gemeinsam im Rahmen einer Paartherapie, oder aber auch im Alleingang. Entgegen langläufiger Meinungen kannst du deine Eheprobleme nämlich auch lösen, ohne dass er bewusst mitmachen muss. Du kannst mich gleich hier kontaktieren, wenn du Interesse an einer Beratung oder Paartherapie hast.
Wie du es schaffst, deinen Mann nicht mehr zu hassen
Wir wissen jetzt, dass deine Gefühle vollkommen normal sind, aber wie wirst du den Hass wieder los?
Dazu habe ich einen anderen Artikel verfasst.
Denn ganz oft ist es gar kein wirklicher Hass, den wir empfinden. Wir glauben nur es wäre Hass, weil es so ein starkes, heißes Gefühl in unserem Körper ist. Manchmal so stark, dass wir uns selbst davor erschrecken und googeln: „Hilfe! Ich hasse meinen Mann. Was soll ich tun?!“
In den allermeisten Fällen ist das trotzdem kein Hass, sondern einfach nur extreme Wut, die wir falsch interpretieren. Beides liegt auf derselben Skala. Die Wut-Skala reicht von Genervtsein bis hin zu Hass. Dazwischen gibt es aber noch ganz viele Graustufen.
Wie diese extreme Wut entsteht und was du dagegen tun kannst, verrate ich dir hier: Deshalb bist du ständig wütend auf deinen Mann.
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