
Mein Mann gibt mir für alles, was in seinem Leben passiert, die Schuld. Er trinkt jeden Tag Alkohol und sagt auch, dass er mich nur so ertragen kann. Ich habe ihm bereits gesagt, dass er ausziehen soll. (…) Egal, welchen Ausflug oder Urlaub wir gemacht haben, ich kann mich in den letzten 2 Jahren an keinen erinnern, wo er nicht wütend war. Hilf mir bitte, es zu verstehen.
Neulich habe ich etwas Geld vor ihm verheimlicht, aber auch nur weil ich genug zu essen für die Kinder, mich und für Rechnungen haben wollte. Nun hasst er mich. Er sagte auch mal, dass er sich mit mir nicht wie ein Mann fühlt, aber was soll das heißen? Ich will an mir arbeiten und auch aufarbeiten.
Du schreibst, dass du Geld verheimlichen musstest, weil du “genug zu essen” für dich und eure Kinder haben wolltest. Anschließend sprichst du direkt wieder über deinen Mann und sorgst dich, dass er dich nun dafür hasst. Ich möchte dir eine neutrale Außenperspektive bieten: Zu erwarten wäre, dass du ihn dafür hasst, dass er dich und eure Kinder in so eine Lage gebracht hat. Aber das tust du nicht. Aus deiner Nachricht liest sich keine Wut heraus.
Wir werden uns im Folgenden nicht mit deinem Mann beschäftigen, sondern wir werden uns auf dich fokussieren. Es hat einen Grund, dass du dich so sehr um deinen Mann drehst, dass du dich und deine Kinder dabei vergisst.
Du schreibst, dass du an dir “arbeiten” und Dinge “auch aufarbeiten” möchtest. Das werden wir tun.
Was macht es mit der Beziehung, wenn dein Mann jeden Tag Alkohol trinkt?
Es kann gut sein, dass dein Mann und du euch darüber uneinig seid, ob er ein Alkoholproblem hat. Aber das ist eigentlich nicht wichtig, weil ihr euch nicht einig sein müsst.
Vielleicht findet er, dass du übertreibst und er kein Problem hat. Möglicherweise könnte er jederzeit aufhören zu trinken, wenn er es wollte. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es auch schon bedenklich, dass er nicht aufhören möchte zu trinken. In jedem Fall ändert das nichts an der Tatsache, dass er jeden Tag trinkt und dass sein täglicher Alkoholkonsum einen negativen Effekt auf eure Beziehung und auf dich persönlich hat. Auch dann, wenn er (noch) keine Sucht entwickelt hat.
Wenn du dir auch einen Rat zu deinem Beziehungsproblem wünschst, schreib mir eine Nachricht an hallo@fraginga.de. Ich freue mich von dir zu hören.
Typische Beziehungsprobleme durch Alkohol
1# Risiko einer Alkoholabhängigkeit
Konsumieren wir Alkohol, setzt unser Gehirn Dopamin, Serotonin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure) frei. Dopamin wird auch als “Glückshormon” bezeichnet. Serotonin gibt ein Gefühl der Gelassenheit und innerer Ruhe. GABA hemmt die Aktivität bestimmter Nervenzellen. Mit anderen Worten: Trinken wir Alkohol, fühlen wir uns gut. Ängste schwinden, über Probleme denken wir nicht nach und wir fühlen uns glücklich.
Dadurch, dass Alkohol diesen Effekt künstlich erzeugt, werden diese Hormone und Botenstoffe in außergewöhnlich hoher Dosis freigesetzt. Mit Sport, Sonne und frischer Luft würdest du es nicht schaffen, dich so zu fühlen. Der Effekt: Du willst mehr davon, weil du dich immer so gut fühlen möchtest.
Aber leider tritt ein Gewöhnungseffekt auf. Je häufiger Alkohol konsumiert wird, desto mehr muss man trinken, um den gleichen Effekt zu spüren.
Genau so rutschen Menschen in eine Abhängigkeit rein und merken es erst, wenn es bereits zu spät ist. Erst trinken sie häufiger, dann trinken sie mehr und irgendwann geht es ihnen schlecht, wenn sie nichts trinken und sie wollen erst nicht mehr ohne, bis sie es dann auch nicht mehr können.
2# Veränderungen in der Persönlichkeit
Alkohol verändert alle Menschen, nicht bloß Alkoholiker. Du schreibst, dass du dich “in den letzten 2 Jahren” an keinen “Ausflug oder Urlaub” erinnern könntest, bei dem dein Mann nicht wütend gewesen wäre. Das kann am Alkohol liegen.
Manche Menschen werden unter Alkoholeinfluss weinerlich, andere lustig, wieder andere werden wütend oder aufdringlich.
Als Kind eines Alkoholikers kann ich dir sagen, dass dieser Effekt sofort eintritt. Ich konnte bei meinem Vater eine Veränderung erkennen, sobald er auch nur einen Schluck Bier getrunken hatte. In seinem Gesicht konnte ich dann im Laufe des Abends lesen, wie viel Alkohol er schon getrunken hat.
Die Wesensveränderung deines Mannes betrifft nicht bloß ihn, sondern auch sein Umfeld, also dich und eure Kinder. Ihr schämt euch vielleicht, wenn er sich in Gegenwart anderer Leute peinlich benimmt, oder Streit mit ihnen sucht. Du ekelst dich, wenn er unter Alkoholeinfluss aufdringlich wird. Vielleicht habt ihr auch Angst, wenn er aggressiv wird. Mit Sicherheit ist er, wenn er getrunken hat, nicht mehr der Mann, in den du dich mal verliebt hast.
Aggressivität
Wenn dein Mann jeden Tag trinkt und dabei wütend wird, kann es natürlich auch zu aggressivem Verhalten kommen. Wir haben ja bereits gelernt, dass Alkohol bestimmte Areale im Gehirn hemmt, unter anderem den Bereich, der für Selbstkontrolle zuständig ist. Das kann alkoholisierte Menschen auch gefährlich machen.
Aggressives Verhalten muss nicht unbedingt bedeuten, dass dein Mann dich oder eure Kinder schlägt. Es gibt auch emotionale Gewalt und die kann psychisch genauso schädlich sein.
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3# Vertrauensbrüche
Menschen, die unter Alkoholeinfluss stehen, sagen Dinge, die sie nüchtern nie sagen würden. Diese Worte können das Vertrauen in einer Partnerschaft schwer beschädigen. Man ist erstaunt über das, was da zum Vorschein kommt und zweifelt plötzlich an, was man geglaubt hat, über den Anderen zu wissen.
Es heißt immer, im Wein liege die Wahrheit, aber das stimmt so nicht ganz. Alkoholisierte Menschen sagen das, was ihnen in den Sinn kommt, aber wer sagt denn, dass alles, was wir Menschen so denken, auch die Wahrheit ist?
Du schreibst, dass dein Mann dir die Schuld gibt “für alles, was in seinem Leben passiert”. Auch, dass er jeden Tag trinkt, liege daran, dass er dich “nur so ertragen” könnte. Das ist vermutlich die Geschichte, die er sich selbst erzählt, aber wahr ist sie trotzdem nicht. Egal, was du machst und wie du bist. Aber es ist natürlich einfacher, einem anderen Menschen die Schuld zu geben, als sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Außerdem schreibst du, er hätte gesagt, dass er sich mit dir nicht “wie ein Mann fühlt” und jetzt fragst du dich, was das heißen soll. Er fühlt sich nicht wie ein Mann, weil er sich nicht wie einer benimmt. Du verstehst ihn nicht, weil du Sinn im Unsinn suchst. Wenn er getrunken hat, funktioniert sein Gehirn nicht mehr richtig. Dabei kann nichts Sinnvolles herauskommen.
Es sind einfach nur verletzende Aussagen, die das Vertrauen zwischen euch langsam aber sicher zerstören, so wie es häufig der Fall ist, wenn einer von beiden einen problematischen Alkoholkonsum hat.
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Auch Heimlichkeiten zerstören das Vertrauen. Vielleicht verheimlicht dein Mann das volle Ausmaß seines Konsums. Es kann aber auch sein, dass du diejenige bist, die aus Verzweiflung auf Heimlichkeiten setzt. So wie der Vorfall, als du Geld vor ihm verheimlicht hast (aus sehr gutem Grund, bitte nicht falsch verstehen). Manche Frauen verstecken auch Alkohol, damit ihr Mann diesen nicht trinken kann.
Eine weitere Quelle für Vertrauensbrüche sind gebrochene Versprechen. Wie oft hat dein Partner schon versprochen, dass er sich bessert? Oder dass er heute nichts trinkt, oder maximal ein Bier? Seine Versprechen sind vermutlich nicht mehr allzu viel wert, wenn er jeden Tag Alkohol trinkt.
Wenn dein Mann schon Alkoholiker ist, stehen derartige Enttäuschungen sogar an der Tagesordnung, weil Suchtkranke an einer so genannten Abstinenzunfähigkeit leiden. Das ist eines der Kriterien für eine Abhängigkeit und bedeutet: Sie können nicht mehr auf die Droge ihrer Wahl verzichten, selbst wenn sie wollen.
4# Vernachlässigung
Wer kümmert sich um die Kinder, während dein Mann Alkohol trinkt? Oder bereitet das Frühstück vor, während er seinen Rausch ausschläft? Wer bezahlt die Rechnungen, wenn durch den Alkoholkonsum das Geld knapp wird? Und wer wischt das Erbrochene weg?
Einer muss der Erwachsene in der Beziehung bleiben und weiterhin Verantwortung tragen. Diese Person muss nüchtern bleiben. Wenn dein Mann jeden Tag Alkohol trinkt, gibt er auch jeden Tag seine Verantwortung an dich ab. Du stehst dann plötzlich alleine und doppelt belastet da.
Abgesehen von dieser Mehrbelastung in der Familie kann dein Partner auch emotional nicht mehr für dich da sein. Zur emotionalen Nähe gehört auch, dass du deine Gefühle und Gedanken mit deinem Partner teilen kannst. Die muss er nicht nur verstehen, sondern auch mal aushalten können, wenn du etwas sagst, was ihm nicht gefällt. Wie gut wird das möglich sein mit jemandem, dessen Selbstkontrolle eingeschränkt ist?
Deshalb darf man sich an dieser Stelle nichts vormachen: Wenn dein Mann jeden Tag Alkohol trinkt, vernachlässigt er dich und eure Kinder. Er kann für keinen von euch emotional da sein, selbst wenn er in seinen übrigen Lebensbereichen noch funktioniert, also zum Beispiel weiterhin arbeiten kann.
Besonders schlimm ist natürlich, dass eure Kinder wirklich machtlos in dieser Situation sind.
Du schwankst vielleicht zwischen Mitgefühl für deinen Mann, Wut auf ihn, Verzweiflung, aber auch Hoffnung, dass sich etwas ändern könnte. Deshalb schreibst du auch mir. Du versuchst alles in Bewegung zu setzen, um an deiner Situation etwas zu ändern und deinen Partner vielleicht doch noch zur Einsicht zu bewegen. Du kannst etwas tun. Deine Kinder können das nicht. Sie leiden einfach nur.
Eine weitere Sache, der du dir bewusst sein musst: Wird das körperliche, seelische oder geistige Wohl des Kindes gefährdet, sind die Eltern verpflichtet, diese Gefahr abzuwenden. Der Gesetzgeber macht hier keine Einschränkungen. Das gilt also auch, wenn diese Gefahr von einem Elternteil ausgeht.
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Wie gehe ich mit einem Mann um, der jeden Tag Alkohol trinkt?
Leider entscheiden sich viele Frauen dafür, gar nichts zu tun, wenn ihr Partner jeden Tag Alkohol trinkt. Selbst dann noch, wenn sie wissen, dass ihr Mann Alkoholiker ist. Auch dann nicht, wenn sein Alkoholkonsum schon gesundheitliche, finanzielle und sogar strafrechtliche Konsequenzen hat. Für Außenstehende ist das oft nicht nachvollziehbar, aber wenn man eine wichtige Sache über Beziehungen weiß, wird dieses Verhalten verständlich: In Beziehungen gibt es ein unbewusstes Zusammenspiel.
Auf dem Konzept des unbewussten Zusammenspiels basiert in Teilen die Paartherapie. “Unbewusstes Zusammenspiel” bedeutet, es gibt ein gemeinsames Kernproblem, das in verschiedenen Rollen ausgetragen wird. Das passiert unbewusst und damit auch ungewollt. Wir suchen uns also nicht einen alkoholabhängigen Partner aus, weil wir es insgeheim so wollen, sondern wir bleiben bei alkoholabhängigen Partnern, weil wir insgeheim co-abhängig sind. So weit die Theorie in diesem Beispiel.
Wenn dein Partner ein Problem hat – welches auch immer – und du bist trotzdem seit Jahren an seiner Seite, dann liegt das daran, dass du ein Problem hast, das zu seinem passt. Nur so funktionieren Beziehungen.
Deshalb kannst du in deinem Bewusstsein alle Hebel in Bewegung setzen, um etwas zu ändern. Du versuchst ihm zu helfen, du bettelst, du drohst, aber letztlich ändert sich nichts, weil dir unterbewusst dein eigenes Kernproblem im Weg steht. Also leidest du weiter und machst das Problem zwischenzeitlich vielleicht sogar ungewollt schlimmer.
Das unbewusste Zusammenspiel ist meistens auch der Grund, warum auf den Ratschlag “Trenn dich” in der Regel die Antwort “Aber ich liebe ihn” folgt.
Bist du dir unsicher, ob eine Trennung vielleicht doch der einzige Weg ist? Dann ist meine Entscheidungshilfe vielleicht genau das Richtige für dich. Hier erfährst du mehr: Soll ich mich trennen oder bei ihm bleiben?

Schauen wir uns an, was du trotzdem tun kannst, um an deiner Situation etwas zu verändern. Unbewusstes Kernproblem hin oder her, du bist nicht hilflos, auch wenn du dich vielleicht manchmal so fühlst.
1# Hör auf, seinen Konsum zu unterstützen
Wir haben gemeinsam vier typische Beziehungsprobleme durch Alkohol identifiziert: das gesteigerte Risiko einer Sucht, Wesensveränderungen, Vertrauensbrüche und Vernachlässigung. Das reicht dicke, um von deinem Mann zu verlangen, dass er damit aufhört, jeden Tag Alkohol zu trinken. Lass dich nicht verunsichern, mehr Gründe brauchst du nicht.
Forderungen alleine reichen allerdings nicht aus, um deinen Mann zur Einsicht zu bewegen. Du musst eine Grenze setzen. Du möchtest nicht, dass er täglich trinkt. Das ist dein Bedürfnis. Die dazu passende Grenze setzt du, indem du im ersten Schritt aufhörst, seinen Konsum zu unterstützen.
Wer kauft den Alkohol ein? Sehr viele Frauen bringen pflichtbewusst bei jedem Einkauf Bier mit nach Hause, obwohl sie es hassen, wenn ihr Mann dieses Bier dann trinkt. Hör auf, aktiv dabei zu helfen, dein Problem aufrecht zu erhalten. Wenn dein Mann jeden Tag Alkohol trinken möchte, muss er sich selbst darum kümmern.
Natürlich kann das unangenehm werden. Nein sagen kann zu Konflikten führen. Kurzfristig wäre es einfacher, ihm das zu geben, was er möchte. Langfristig schadest du damit allen Beteiligten, vor allem dir selbst, also lass es.
2# Lass ihn die Konsequenzen seines Handelns spüren
Der zweite Punkt, mit dem du deine Grenze durchsetzt, ist, dass du deinen Mann die Konsequenzen seines Handelns spüren lässt.
Hör auf, sein Verhalten nach außen hin zu entschuldigen. Er ist nicht krank, er hat getrunken und ist deshalb nicht bei der Familienfeier. Du denkst vielleicht, dass du ihm hilfst, wenn du für ihn lügst, aber das tust du nicht. Du wirfst dadurch auch kein schlechtes Licht auf ihn, das tut er selbst.
Wenn andere Leute ihn für seinen Alkoholkonsum verurteilen, liegt es in seiner Verantwortung damit umzugehen. Er muss seine Gefühle darüber aushalten und dann entscheiden, ob er damit leben oder etwas dagegen unternehmen möchte.
Du hilfst deinem Mann nicht, wenn du so tust, als wäre alles in Ordnung. Manchmal ist es liebevoller, jemanden mit der Wahrheit zu konfrontieren. Wenn euer Umfeld ihm spiegeln würde, dass sein Verhalten ein Problem ist, hat er vielleicht auch eins. Dann braucht er Hilfe und die kriegt er nicht, wenn alle glauben, es gäbe kein Problem. Suchtkranke Menschen schaffen es oft nicht, alleine einen Weg aus der Sucht zu finden. Sie brauchen ihr Umfeld.
Notlügen sind aber nur eine Art, deinen Mann vor den Konsequenzen seines Alkoholkonsums zu bewahren. Wenn er getrunken hat, lässt du ihn dann morgens ausschlafen? Nimmst du ihm Aufgaben im Haushalt ab? Wenn er sich übergibt, wischst du das Erbrochene dann weg, oder räumst du die Scherben auf, wenn er etwas zerstört hat? Lass das alles bleiben. Das gehört auch zu den Konsequenzen seines Handelns. Er muss sich selbst darum kümmern.
Nimm auch deine Gefühle in Bezug auf Sex ernst. Vielleicht ekelst du dich davor, mit ihm zu schlafen, wenn er getrunken hat. Das ist ebenfalls eine Konsequenz, mit der er leben muss. Lass ihn auf der Couch schlafen, oder zieh selbst aus dem Schlafzimmer aus, wenn er sich weigert.
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3# Gib auf dich acht (und auf deine Kinder)
Dein Mann dreht sich um den Alkohol, du drehst dich um deinen Mann. Um dich dreht sich keiner und eure Kinder kommen auch zu kurz. Es wird also Zeit, dass sich etwas ändert.
Es ist verständlich aus deiner Perspektive, dass du deine Aufmerksamkeit auf deinen Mann gerichtet hast. Dein Mann ist in deinen Augen gerade das Problem. Weil du das Problem lösen möchtest, widmest du dich ihm. Du willst ihm und dir selbst helfen. Aber so funktioniert es leider nicht.
Gespräche, Interventionen, Unterstützung im Alltag, Streit – du kannst einiges tun, was dich sehr viel Kraft kosten wird, aber an der Situation trotzdem nichts ändern wird. Denn die Entscheidung, wie oft und wie viel er trinkt, liegt bei deinem Mann. Es gibt nichts, was du tun kannst, um etwas an seinem Verhalten zu ändern.
Wenn dein Mann jeden Tag Alkohol trinkt, kannst du mit ihm sowieso keine zielführenden Gespräche führen, weil Alkohol sein Gehirn und damit sein Denken beeinflusst. Er kann unter Alkoholeinfluss nicht mehr rational und vernünftig denken und entsprechend auch keine Probleme mit dir lösen.
Du hast es versucht, es hat nicht funktioniert. Versuche jetzt etwas anderes. Widme dich der Person, deren Verhalten du beeinflussen kannst: dir selbst.
Selbstfürsorge und Selbstschutz sind die beiden wichtigsten Aufgaben, die du aktuell hast. Auf deine Kinder weitest du deine Fürsorge und deinen Schutz selbstverständlich aus. Wenn du dich richtig um dich selbst und um deine Kinder kümmerst und euch alle schützt, wo nötig, wird auch das eine natürliche Konsequenz für deinen Mann darstellen.
Es kann nämlich sein, dass du feststellst, dass du räumliche Distanz brauchst, um euch effektiv schützen zu können und eure seelische und emotionale Gesundheit zu wahren. Du schreibst: “Ich habe ihm bereits gesagt, dass er ausziehen soll”. Das klingt so, als wüsstest du bereits, dass ihr räumliche Distanz braucht. Setze sie durch. Wenn er nicht auszieht, ziehst du aus. Niemand kann dich zwingen, weiterhin mit ihm zusammen zu wohnen. Viele Frauen haben Angst vor diesem Schritt, weil sie keine Scheidung möchten, aber eine räumliche Trennung und eine Scheidung sind nicht dasselbe.
4# Lass dir helfen
Etwa 9 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Alkoholkonsum, der laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gesundheitlich riskant ist. Nur um das mal einzuordnen: Deutschland hat nur etwa 85 Millionen Einwohner. Das bedeutet übersetzt, dass jeder 10 Deutsche ein Alkoholproblem hat. Streng genommen sogar noch mehr, denn Kinder müsste man aus dieser Rechnung eigentlich ausschließen. Es ist also durchaus möglich, dass ihr ein Problem habt, das normale Beziehungsprobleme deutlich übersteigt.
Wenn dein Mann wirklich ein Alkoholiker ist, wirst du Hilfe brauchen. Suchtkranke sind nicht dafür bekannt, dass sie schnell einsichtig werden und ihr Verhalten ändern. Es gibt Menschen, die sind geschult mit Suchtkranken und ihren Angehörigen umzugehen und allen Beteiligten zu helfen. Hol diese Menschen ins Boot und dann lass sie ihren Job machen. Man muss nicht alles alleine schaffen.
Es gibt ein Suchthilfeverzeichnis von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Dort findest du Beratungsstellen in deiner Nähe. Ich verlinke es dir hier.