Als ich meiner Familie erzählt habe, dass ich nach der Hochzeit einen Doppelnamen tragen werde, sind einem Familienmitglied sämtliche Gesichtszüge entgleist. Dann sagte sie: „Ich wünsche euch natürlich das allerbeste für eure Ehe, aber meiner Meinung nach ist es kein gutes Zeichen, wenn die Frau den Namen ihres Mannes nicht annimmt“.
So eine Aussage aus den eigenen Reihen und das im Jahr 2019 – Autsch.
Wir Frauen erfahren sehr viel Kritik für die Wahl unseres Nachnamens. Dabei ist es im Übrigen egal, wie du dich entscheidest.
Nimmst du den Nachnamen deines Mannes an, bist du nicht emanzipiert. Behältst du deinen Namen, ist dir deine eigene Familie wichtiger, als eine neue mit deinem Mann zu gründen. Bei einem Doppelnamen wirst du von beiden Lagern kritisiert.
In meiner Familie gibt es eigentlich fast schon eine kleine Tradition, dass die Frauen ihre Nachnamen behalten.
Schon meine Uroma hat den Nachnamen meines Uropas nicht angenommen. Sein Nachname war „Penner“. Sie fand ihren eigenen Namen einfach schöner. Ihre Ehe hielt trotzdem bis zum Tod.
Meine Mutter hat ihren Nachnamen auch behalten und an mich weitergegeben. Mein Vater hat ihren Nachnamen ebenfalls angenommen. Sein Nachname war russisch, ihr Nachname deutsch. Da zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit schon feststand, dass wir nach Deutschland auswandern würden, war die Entscheidung schnell getroffen.
Bei meinem Mann und mir ist die Sache nicht ganz so eindeutig gewesen.
Der Nachname meines Mannes ist sehr selten. Er kommt weltweit nur in Deutschland vor und das auch nicht häufig. Mein Nachname ist nicht so super selten und meine Familie ist groß. In seiner Familie gibt es eigentlich nur meinen Mann, seine Schwester und eine Cousine, die den Namen an die nächste Generation weitergeben könnten. Da Frauen aber auch heutzutage immer noch vermehrt den Nachnamen ihrer Männer annehmen, stehen die Chancen recht gut, dass mein Mann irgendwann der einzige sein wird, der den Familiennamen weitergeben kann.
Mein Nachname war dafür kürzer und einfacher.
„Back“ versteht jeder auf Anhieb, man muss am Telefon nicht nervig buchstabieren und ich hatte mir als Journalistin auch schon einen kleinen Namen als Inga Back gemacht.
Also entschied ich mich für einen Doppelnamen.
Die Entscheidung für oder gegen einen Nachnamen hängt also sehr von individuellen Faktoren ab – könnte man meinen. Doch wenn man sich diese vermeintlich individuellen Gründe anhört, merkt man schnell, dass wir alle dieselben Probleme und Überlegungen haben.
Es gibt jedoch auch ein paar Gedanken, die sich fast keiner macht – bis es zu spät ist.
Damit dir das nicht passieren kann, habe ich fünf Fragen herausgearbeitet, die sich jede Frau stellen sollte, die überlegt, welcher Nachname nach der Hochzeit der richtige für sie ist.
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1. Willst du den Nachnamen deines Vaters überhaupt tragen?
Die meisten Kinder tragen die Nachnamen ihrer Väter. Dabei gibt es (leider) sehr viele Frauen auf dieser Welt, die alles andere als Papas kleine Prinzessin waren.
Vielleicht war der Vater abwesend. Vielleicht war er da, hat aber viel Schaden angerichtet. Egal wie es gelaufen ist, heute tragen viele Frauen den Nachnamen eines Mannes, der ihnen vielleicht mehr geschadet als geholfen hat.
Viele dieser Frauen können es kaum erwarten, ihren Nachnamen zu ändern und damit diesen Teil ihrer Identität endgültig zurückzulassen. Aber dann verurteilt sie die Gesellschaft als nicht emanzipiert.
Zahlreiche Feministinnen skandieren im Netz „Frauen behaltet eure Namen!“. Als wäre es ein Dienst für die Gesellschaft.
Dabei kommen fast immer beide Namens-Optionen, die wir Frauen haben, von Männern. Entweder wir heißen weiterhin so wie unsere Väter, oder wir heißen in Zukunft so wie unsere Männer.
Inwiefern jetzt die eine Option emanzipierter sein soll als die andere ist mir ein Rätsel.
Wir sollten dringend mit dem Vorurteil aufräumen, dass der Nachname, den eine Frau nach der Hochzeit trägt, irgendetwas mit ihrem Level an Emanzipation zu tun hat. Heiß einfach so, wie du heißen willst.
Lesetipp: Wenn es um Hochzeiten geht, lassen wir uns sehr schnell (und ohne es zu merken) von den Erwartungen anderer Leute beeinflussen. Damit dir das nicht passiert, empfehle ich das Buch „Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“ von Thomas Sünder (hier bei Amazon bestellen)*. Es führt einem vor Augen, welchem Wahnsinn wir teilweise ausgesetzt sind, und wie man es schafft dabei nicht mitzuspielen. Außerdem ist es humorvoll geschrieben und deshalb schnell durchgelesen.
2. Willst du deiner Urpsrungsfamilie oder deiner Schwiegerfamilie zugeordnet werden?
Wenn ihr räumlich weit weg von euren Familien wohnt, ist das mit Sicherheit kein Punkt, über den du nachdenken musst, aber wenn ihr in derselben Gegend wohnt, dann werden Menschen, die dich kennenlernen, dich anhand deines Nachnamens zur einen oder zur anderen Familie zuordnen. Das ist einfach so und lässt sich nicht verhindern.
Auch wenn du deine Schwiegerfamilie sehr liebst, in den meisten Fällen ist dir deine eigene Familie näher und es ist vollkommen legitim diese Zugehörigkeit nicht aufgeben zu wollen.
Das sind die Menschen, die dich aufgezogen haben, die deine Gene und oft auch deine Ansichten und Werte teilen. Sie haben dich geliebt, beschützt und dir geholfen, zu der Frau zu werden, die du heute bist.
Dennoch bekommst du mit der Hochzeit einen Ehemann und eine Schwiegerfamilie dazu.
Deshalb war die logische Schlussfolgerung für mich, dass ich auch einen Nachnamen dazubekommen sollte, statt einen abzugeben. So zeige ich auch, dass ich zu beiden Familien zugehörig bin – zu meiner Ursprungsfamilie und zu meiner Schwiegerfamilie.
Kleiner Exkurs: Fair wäre, wenn auch mein Mann einen Nachnamen dazubekommen hätte, aber hier legt uns das deutsche Gesetz Steine in den Weg. In Deutschland darf aktuell nur einer der Ehepartner einen Doppelnamen tragen. Immer derjenige, dessen Nachname nicht der Ehename wird. Andere Länder sind da fortschrittlicher.
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3. Wie wichtig ist dir Familienzugehörigkeit?
Ein anderer wichtiger Punkt ist das Argument der Familienzugehörigkeit zwischen deinem Mann, euren Kindern und dir.
Es gibt Frauen, die sehen hier kein Problem. Sie müssen nicht wie ihre Kinder oder ihr Mann heißen, um zu wissen, dass sie eine Familie sind.
Das stimmt natürlich auch. Aber es gibt dennoch viele Frauen, die möchten, dass ihr Mann und ihre Kinder ihnen auf Anhieb zugeordnet werden können. Sie wollen auch für Unbekannte sofort als Familieneinheit erkennbar sein.
Mir ging es da nicht anders. Wenn ich Kinder habe, möchte ich, dass sie denselben Nachnamen tragen wie ich.
Ein Doppelname hat das für mich möglich gemacht, auch ohne meinen Nachnamen abgeben zu müssen.
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4. Wie sehr ist dein Nachname deine Identität?
Solange wir noch klein sind, ist unser Nachname wahrscheinlich wirklich nur ein Name, der von unserem Vater, oder wie in meinem Fall von meiner Mutter, kommt.
Je älter wir werden, desto mehr wird dieser Name jedoch ein Teil von uns. Ich heiße nicht nur Inga Back, ich bin Inga Back.
Mir war klar, dass das auch nach der Hochzeit noch so sein würde. Den Nachnamen aufzugeben, war für mich deshalb schnell keine Option.
Aber nicht jeder denkt so.
Vor allem wenn das Verhältnis zur eigenen Familie nicht gut ist, haben viele Frauen eine innere Abneigung dagegen den Namen zum Teil ihrer Identität zu machen. Dann kann man seinen Nachnamen auch ohne weiteres ändern und den des Mannes annehmen.
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5. Kannst du mit der Sehnsucht nach deinem alten Namen leben?
Dies ist ein Punkt, an den junge Frauen fast nie denken.
Die meisten älteren Frauen berichten, dass es ihnen am Anfang schwerer gefallen ist, als sie gedacht hätten, sich an den neuen Nachnamen zu gewöhnen.
Irgendwann haben sie sich jedoch daran gewöhnt.
Doch wenn sie dann 30 Jahre später ihren alten Nachnamen hören, erkennt man in ihrem Blick noch immer einen Funken Sehnsucht. Selbst nach Jahrzehnten mit einem anderen Nachnamen, bleibt der Stolz und die Verbundenheit zum alten Nachnamen.
Es gibt einige Frauen, die ihre Entscheidung vielleicht sogar überdenken würden, wenn sie noch einmal vor der Wahl stünden, ihren Namen zu behalten oder abzugeben.
Das kann passieren, muss aber natürlich nicht.
Da ich eine starke Verbundenheit zu meinem Nachnamen habe, habe ich diese Option für mich als realistische Gefahr eingestuft.
Ich will nicht an den Punkt kommen, an dem ich bereue meinen Nachnamen abgegeben zu haben. Also habe ich meinen Nachnamen lieber gleich behalten und den Nachnamen meines Mannes hinzugefügt.
Fazit: Meine ideale Lösung ist ein Doppelname nach der Hochzeit
Der Doppelname verbindet für mich das beste beider Welten: Ich behalte meinen Nachnamen und bekomme den meines Mannes dazu.
Ich habe also nicht das Gefühl einen Teil meiner Identität zurücklassen zu müssen und bekomme trotzdem die offensichtliche Zugehörigkeit zu meinem Mann und unseren Kindern.
Dass meine Kinder irgendwann fragen, warum Mama anders heißt, glaube ich übrigens auch nicht. Schließlich heiße ich nicht anders. Ich habe nur einen Namenszusatz, den sie nicht haben.
In Spanien ist es im Übrigen total normal, dass jeder einen Doppelnamen hat. Kinder erhalten immer den ersten Nachnamen des Vaters und den ersten Nachnamen der Mutter.
Vielleicht entwickelt sich unser Gesetz und unsere Gesellschaft weiter, sodass es irgendwann möglich ist, dass beide Ehepartner einen Doppelnamen annehmen.