
Hallo,
(…) Mein Mann und ich sind seit 22 Jahren zusammen davon 15 Jahre verheiratet, wir haben zwei Kinder im Alter von 14 und 12 Jahren. Unsere Beziehung ist eigentlich ein ständiges Auf und Ab gewesen, vor allem seitdem die Kinder da sind. Ich habe oft gemeckert und meinem Unmut Luft gemacht. Ich habe es aber auch oft mit ruhigen Gesprächen versucht. (…) Oft gab es auch Stress wegen zu wenig Sex. (…) Habe oft versucht mit meinem Mann etwas zu unternehmen und an der Beziehung zu arbeiten, damit es endlich besser zwischen uns läuft. Doch ständig hat er das abgeblockt, stattdessen hat er Zeit mit Onlinespielen verbracht. (…) Arbeitstechnisch bin ich mehr als ausgelastet und um die Belange der Kinder kümmere ich mich auch immer noch zum größten Teil alleine. (…) Ich habe irgendwann angefangen meinem Mann nicht mehr hinterherzulaufen und zu fragen, ob wir als Paar nicht mal wieder mehr miteinander machen (…)
Diesen Sommer hatten wir getrennt Urlaub, da kam der große Knall. Angefangen hatte es damit, dass ich mit unserem Sohn vom Einkaufen kam und er mich ansprach, dass mein Waschlappen nach Sperma riechen würde, obwohl wir keinen Sex gehabt hatten. Ich sagte ihm, dass das ganz gewiss nicht so sei und tat das als Spinnerei ab. Ein paar Tage später kam er mit unserem Sohn vom Fußball-Training und er fragte, wer gerade unser Haus durch den Garten verlassen hätte. Dabei lag ich mit unserem Hund auf der Couch und schaute fern. Besuch hatte ich keinen. Wieder einige Tage später eskalierte das Ganze dann richtig, als mein Mann mir sagte, er habe jetzt drei Wochen lang Sprachaufnahmen von mir gemacht, wenn er arbeiten war. Er behauptet, ich (…) hätte Sex im Wohnzimmer gehabt, während unser Sohn (12 Jahre alt) schlafend auf der Couch lag. (…) Anfangs habe ich das Ganze für einen schlechten Scherz gehalten und mich mehr oder weniger lustig darüber gemacht, wie man sich solche gesponnenen Geschichten zusammenreimen kann. Ich hatte weder persönlich geschweige denn per Handy Kontakt zu irgendwelchen Männern. Mir ist völlig klar, dass auf seinen Aufnahmen definitiv nichts in solcher Richtung zu hören ist. Habe jetzt drei Monate gebettelt und gebeten mir seine Aufnahmen vorzuspielen, aber das tut er nicht, mit der Begründung ich würde mich nur rausreden wollen und er müsse das nicht vorspielen. Er wüsste ganz genau, was er gehört habe. Er will sich jetzt von mir trennen und sich scheiden lassen. Er hat diese ganzen Geschichten vor den Kindern losgelassen und mich auch so einige Male vor den Kindern übelst beschimpft.
Es gab auch mittlerweile viel Stress und Streitereien deswegen, da ich diesen ganzen Mist aus der Welt schaffen will, er aber keine vernünftigen Gespräche zulässt. Hast du einen Rat für mich?
Nadja
Liebe Nadja,
die Kinder, der Haushalt und Sex sind die Bereiche, über die mit Abstand am meisten gestritten wird. Es wundert mich nicht, dass auch ihr hier Probleme habt. Es würde mich eher wundern, wenn es nicht so wäre. Das sind aber nicht die Bereiche, in denen es bei euch wirklich brennt. Das Problem, das akut behandelt werden muss, ist Eifersucht. Dein Mann unterstellt dir Untreue. Du dachtest vielleicht nicht, dass seine Eifersucht euer größtes Problem ist, aber jetzt redet er plötzlich von einer Scheidung.
Eifersucht an sich ist ein normales Gefühl. Wir alle neigen zur Eifersucht. Selbst Hunde werden eifersüchtig, wenn wir die Katze streicheln.
Wenn dein Mann eifersüchtig wäre, wenn du auf Partys etwas zu viel mit einem Kumpel flirtest, hätte er noch kein Problem. Wenn er sich dagegen männliche Besucher in eurem Garten einbildet und heimlich Sprachaufnahmen von dir macht, sieht die Sache schon anders aus.
Dass du das zu Beginn als „Spinnerei“ abgetan hast, ist verständlich. Inzwischen ist jedoch klar, dass es eben keine harmlose „Spinnerei“ war. Dein Mann hat sich da in etwas verrannt. Aber es gibt einen Ausweg – für euch beide.
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Ab wann ist Eifersucht nicht mehr normal?
Genau wie Trauer oder Wut empfindet jeder Mensch Eifersucht. Unterschiede gibt es nur im Anlass. Wer kein Problem mit Eifersucht hat, wird eifersüchtig, wenn es einen Anlass dafür gibt. Bei übertriebener oder sogar krankhafter Eifersucht empfinden Betroffene dasselbe Gefühl, aber es gab keinen Anlass dazu.
Für die Betroffenen ist es natürlich trotzdem ihre Realität. Sie empfinden ein reales Gefühl. Deshalb glauben sie: Ich bin eifersüchtig, also muss es einen Grund dafür geben. Das ist ein Trugschluss, aber wir glauben leider immer unseren Gefühlen.
Das ist auch der Grund, weshalb du dich noch so sehr rechtfertigen kannst, und er dir trotzdem nicht glaubt. Er wird seinen eigenen Gefühlen immer mehr vertrauen als dir. Entgegen aller logischen Argumente „weiß“ er einfach, dass seine Vorwürfe stimmen müssen, weil er Eifersucht empfindet.
Ab diesem Punkt weißt du, dass er ein Problem mit Eifersucht hat. Wer eifersüchtig wegen eines Missverständnisses wird, beruhigt sich, wenn das Missverständnis aufgeklärt ist. Menschen, die ein Problem mit Eifersucht haben, können das nicht.
Wenn dein Partner dir immer wieder Untreue unterstellt, ist das eine große Belastung. Du liebst deinen Partner, also versuchst du es ihm rechtzumachen. Weil du es nie schaffst und er trotz aller Bemühungen dir immer weiter Untreue unterstellt, wirst du immer unsicherer. Du weißt einfach gar nicht mehr, was du noch sagen oder machen sollst. Diese Unsicherheit nutzt dein Partner jedoch nur, um sich in seinen Behauptungen bestärkt zu fühlen. Er glaubt: Sie reagiert so unsicher, also muss sie schuldig sein.
Im nächsten Schritt wird es noch belastender: Er unterstellt dir nicht nur Untreue, sondern er sucht auch nach Beweisen dafür.
In deinem Fall hat dein Mann drei Wochen lang heimlich Sprachaufnahmen von dir gemacht. Ein grober Eingriff in deine Privatsphäre. Aber es gibt noch mehr Einschränkungen, mit denen Frauen leben, deren Partner ihnen Untreue unterstellen.
Da wäre zum Beispiel noch das Checken des Handys. So werden E-Mails oder Nachrichten gelesen, oder Anruferlisten überprüft. Manchmal werden auch Verbote ausgesprochen. Dann verbietet der Partner Kontakt zu bestimmten Freunden, oder Kleidung, die in seinen Augen zu freizügig ist. Sogar Privatdetektive werden eingeschaltet. Alles unter dem Deckmantel den Betrug aufzudecken.
„Partner unterstellt mir Untreue“ – ab wann ist Eifersucht krankhaft?
Menschen, die wirklich krankhaft eifersüchtig sind, können gar nicht mehr zwischen einer Vermutung und einer Tatsache unterscheiden. Sie haben den Bezug zur Realität verloren. Man nennt es deshalb auch „Eifersuchtswahn“.
Krankhaft Eifersüchtige erklären ihre Vermutungen einfach zur Realität. Dann drehen sie die Tatsachen so lange, bis sie zu ihren Behauptungen passen. Du warst bei deiner Mutter? Nein, du hattest eine Affäre und deine Mutter deckt dich bloß. Das würde ein krankhaft Eifersüchtiger selbst dann noch behaupten, wenn du bei seiner eigenen Mutter warst. Sogar Wahnvorstellungen sind bei krankhafter Eifersucht möglich. Dann sehen Betroffene Dinge, die gar nicht passiert sind.
Krankhafte Eifersucht ist gefährlich. Wenn du glaubst, dass du die ganze Zeit hintergangen und betrogen wirst, dann wirst du wütend. Krankhaft Eifersüchtige haben deshalb meistens eine große Wut, die in ihnen brodelt.
Man nennt es nicht umsonst auch Othello-Syndrom. Othello war eine Figur aus einer Shakespeare-Geschichte. Ich spoilere mal: Othello erwürgt seine Frau Desdemona, weil er sich in seinem Eifersuchtswahn verliert. Anschließend nimmt er sich selbst das Leben. Shakespeare hatte einen Hang zur Dramatik, aber das psychologische Phänomen, das er beschreibt, ist real.
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Dein Mann ist eifersüchtig, aber hat er wirklich ein Problem?
Wenn dein Partner dir grundlos Untreue unterstellt, ist das bereits ein Hinweis auf ein Problem mit Eifersucht, aber es gibt natürlich noch mehr Indizien, die dafürsprechen können. Diese Fragen liefern dir Hinweise darauf, dass sein Umgang mit Eifersucht nicht normal ist:
- Liest er deine Nachrichten?
- Hört er deine Telefonate mit?
- Gibt es Freunde, mit denen du dich nicht mehr treffen darfst?
- Durchsucht er deine Schubladen nach vermeintlichen Beweisen?
- Unterstellt er dir grundlos Untreue?
- Sieht und hört er Dinge, die so nie passiert sind?
- Kommen ständig neue Anschuldigungen hoch?
- Wird er dabei ausfällig?
- Überprüft er, ob du die Wahrheit sagst, in dem er dir zum Beispiel folgt?
- Fragt er Andere über dich aus, weil er deinen Aussagen misstraut?
- Kontrolliert er dich durch Anrufe, wenn ihr nicht zusammen seid?
- Glaubt er dir, wenn du ihm die Wahrheit sagst?
In deinem Fall weißt du, dass dein Mann sich „gesponnene Geschichten zusammenreimt“. Er schnuppert an deinem Waschlappen, weil dieser „nach Sperma riechen“ würde. Im Normalfall kommt ein Partner gar nicht auf die Idee, an deinem Waschlappen zu riechen. Außerdem hat er heimlich „drei Wochen lang Sprachaufnahmen“ von dir gemacht, auf denen er glaubt gehört zu haben, wie du „Sex im Wohnzimmer“ hattest, während euer Sohn im selben Raum geschlafen hätte. Für Argumente ist er nicht zugänglich, weil er „weiß, was er gehört hat“. Außerdem hat er dich „vor den Kindern übelst beschimpft“.
Ich stecke nicht in eurer Ehe drin, aber du schon. Glaubst du, dass dein Mann ein Problem haben könnte? Du kennst ihn am besten. Wenn du glaubst, dass seine Eifersucht nicht mehr normal ist, dann ist das der größte Hinweis, den du kriegen kannst.
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Partner unterstellt dir Untreue? 3 Wege, wie das die Beziehung zerstört
Wenn dein Partner dir immer wieder Untreue unterstellt, zerstört das auf Dauer eure Beziehung. Einzige Ausnahme: Wenn du masochistisch veranlagt bist. Dann stört dich der Psychoterror vermutlich nicht.
Für alle anderen gilt jedoch: Irgendwann wirst du vor diesem Dauerstress fliehen wollen.
Das Traurige daran ist, dass dein Mann eifersüchtig ist, weil er Angst hat dich zu verlieren. Deshalb schränkt er dich ein. Er glaubt, wenn er dich einschränkt, kannst du nicht weg. Tatsächlich erreicht er mit seinem Verhalten das genaue Gegenteil. Er treibt dich von sich weg.
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All diese Einschränkungen im persönlichen Leben und die Unterstellungen kann man auf Dauer nicht aushalten. Die logische Konsequenz: Du verlässt irgendwann die Beziehung, oder schaffst dir durch eine Affäre einen Ausgleich zum Wahnsinn daheim.
Das sind die ersten beiden Arten, wie Eifersucht eure Ehe zerstören kann.
Sie zielen aber auf dasselbe ab. Du suchst dir einen Partner, der dir mehr Freiraum gibt. Entweder noch während der Beziehung zu deinem jetzigen Mann oder eben danach.
Leider bestärkt dies deinen Mann in seiner Eifersucht nur. Verlässt du ihn, wächst seine Eifersucht noch weiter, weil seine Angst dich zu verlieren wahr geworden ist. In seiner nächsten Beziehung wird diese Angst deshalb noch größer und die Eifersucht somit noch stärker auftreten. Hast du eine Affäre, sieht dein Mann darin den Beweis für seine Unterstellungen, statt zu erkennen, dass diese Unterstellungen die Affäre verursacht haben.
Es gibt aber noch einen dritten Weg und den scheint dein Mann eingeschlagen zu sein, denn er möchte sich nun von dir „trennen und sich scheiden lassen“.
Das passiert entweder, weil er wirklich von deiner Schuld überzeugt ist. Stell dir vor, du würdest glauben, dass dich jemand konsequent hintergeht und betrügt. Dann wärst du vermutlich auch ziemlich sauer.
Es kann aber auch sein, dass er aus Angst so reagiert. Eifersucht ist immer eine Verlustangst. Er hat Angst dich zu verlieren, deshalb ist er eifersüchtig. Jetzt fragt man sich natürlich, warum will er sich dann trennen? Wenn er mit dir zusammenbleiben will, soll er sich einfach nicht trennen.
Im Englischen gibt es ein Sprichwort für dieses augenscheinlich unlogische Verhalten. Man sagt: „Get `em, before they get me“. Also: Ich krieg sie, bevor sie mich kriegen. Statt abzuwarten, bis du etwas tust, was ihn verletzt. Beendet er die Beziehung, bevor er verletzt werden kann. Er schätzt den Schmerz einer Trennung als geringer ein, als den Schmerz durch einen Betrug oder durch das Verlassen werden.
Wer eine glückliche Ehe führen will, muss bereit sein, das Risiko einzugehen, dass er verletzt wird. Übermäßig eifersüchtige Menschen können das leider nicht.
Vertrauen ist nichts anderes als ein Glaube. Wir glauben, dass etwas stimmt, ohne zu wissen, ob es tatsächlich so ist. Niemand weiß, ob der eigene Partner treu ist. Wir entscheiden uns einfach dafür, dem Partner zu vertrauen. Das macht uns verletzlich. Wir können nicht wissen, ob unser Vertrauen nicht doch ausgenutzt wird. Vielleicht war diese Belastung deinem Mann einfach zu hoch.
Vielleicht wollte er dir aber auch Angst einjagen und durch die Drohung mit einer Scheidung, ein Geständnis aus dir herausbekommen. Auch das ist möglich.
Unabhängig davon ist jetzt allerhöchste Eisenbahn, um etwas an eurer Beziehung zu ändern.
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Partner unterstellt dir Untreue? Was du NICHT tun solltest
Wenn dein Partner dir zum ersten Mal Untreue unterstellt, kannst du ruhig bleiben und ihm die Situation erklären. Vielleicht war es ein Missverständnis (oder eine dritte Person hat ihm Flausen in den Kopf gesetzt). Dann könnt ihr das schnell aufklären und das Thema hat sich für immer erledigt.
Es ist aber eine komplett andere Situation, wenn dein Partner dir immer wieder grundlos Untreue unterstellt. Dann solltest du folgende Fehler vermeiden:
1. Fehler: Du nimmst ihn nicht ernst
Deine erste Reaktion (und vermutlich auch die erste Reaktion vieler anderer Frauen in deiner Situation) war, dass du ihn nicht ernstgenommen hast. Das ist nachvollziehbar. Du weißt ja, dass du nichts Unrechtes getan hast. Wenn er dir dennoch Untreue vorwirft, ist es logisch, dass du es als „Spinnerei“ abtust und „für einen schlechten Scherz“ hältst.
Beim ersten Mal ist das verständlich, beim zweiten und dritten solltest du deine Taktik jedoch ändern. Es mag Quatsch sein, aber für ihn ist es die Realität. Er fühlt Eifersucht, also ist es für ihn real. Deshalb musst du seine Gefühle ernstnehmen, auch wenn seine Behauptungen fernab jeglicher Vernunft sind.
Achtung: Ernstnehmen heißt nicht auf die Vorwürfe eingehen. Dazu gleich mehr.
2. Fehler: Du reagierst defensiv
Wenn du defensiv reagierst und deinem Partner die Hölle heiß machst, weil du es nicht verdient hast, so behandelt zu werden (was stimmt), tust du dir auch keinen Gefallen. Das führt nur dazu, dass du in seinen Augen noch verdächtiger erscheinst. Wenn du nichts zu verbergen hättest, würdest du nicht so aufgewühlt reagieren (glaubt er).
Es ist natürlich unfair, weil du jedes Recht hättest, wütend zu werden und dich zu verteidigen. Niemand wird gerne unschuldig verurteilt. Dennoch solltest du dein Ziel im Blick behalten, nämlich dass diese Unterstellungen aufhören und dabei hilft defensives Verhalten leider nicht. Es macht das Ganze nur schlimmer.
3. Fehler: Du rechtfertigst dich
Du schreibst, dir sei „völlig klar, dass auf seinen Aufnahmen definitiv nichts“ zu hören ist (in Bezug auf Sex mit einem anderen Mann). Dennoch „bettelst“ du drei Monate darum, sie dir anhören zu dürfen. Warum? Jegliche Rechtfertigungen deinerseits werden ihn nur noch skeptischer machen. Du kannst ihn nicht umstimmen. Er glaubt zu „wissen“, was er gehört hat.
Auch das ist gemein. Dir wird unterstellt, du hättest eine Affäre. Du kannst beweisen, dass es nicht so ist, aber selbst das wird dir negativ ausgelegt. Dann heißt es, du würdest dich nur rausreden wollen. Also: Spar dir deine Nerven für Sinnvolleres. Du hast nichts falsch gemacht, dann musst du dich auch nicht rechtfertigen.
Tipp: Hol auch keine außenstehende Person dazu. Jeder andere Mensch, der deine Aussage bestätigt, macht sich in den Augen deines Partners vermutlich auch nur verdächtig.
4. Fehler: Du sagst nichts dazu
Normalerweise predige ich immer, dass negatives Verhalten nicht mit Aufmerksamkeit belohnt werden darf. In diesem Fall gilt das nicht. Wenn du seine Unterstellungen unkommentiert stehen lässt, bestätigst du seinen Verdacht. Es wirkt, als hättest du nichts mehr zu sagen, weil er dich kalt erwischt hat.
Selbst wenn du gehen würdest, weil du einen Augenblick brauchst, um dich zu beruhigen, wäre das auch das Einzige, was du erreichst: Du beruhigst dich. Dein Partner dürfte danach noch aufgebrachter sein.
Er hat ein Problem, das muss gelöst werden. Wenn du dich nicht dazu äußerst, geht das nicht.
Du merkst also: Wenn dein Partner dir grundlos Untreue unterstellt, kannst du nicht gewinnen. Man kann Treue nicht beweisen, nur Untreue lässt sich beweisen. Hör also auf, ihn mit Logik umstimmen zu wollen. Das funktioniert nicht, weil sein Verhalten von vornherein nicht logisch war. Deine Situation ist aber trotzdem nicht hoffnungslos.
4 Dinge, die du tun kannst, wenn dein Partner dir Untreue unterstellt
1. Schritt: Spiel das Spiel nicht mit
Jedes Mal, wenn dein Partner dir Untreue unterstellt und du einen der vier oben genannten Fehler machst, bestärkst du ihn in seinem Verhalten. Es ist also wichtig, dass du damit sofort aufhörst. Spiel einfach nicht mehr mit.
Weis ihn stattdessen daraufhin, dass er wieder eine grundlose Anschuldigung macht. Ganz ruhig, ganz sachlich, sogar liebevoll, wenn du kannst. Denk dran: Dein Partner leidet gerade, auch wenn er es mit Wut verdeckt.
Beschreib einfach, was du siehst und stelle eine Verbindung zu vergangenen Situationen her, in denen er sich schon einmal so verhalten hat. Zeig ihm, dass du weißt, was hier vor sich geht. Dabei hilft dir der nächste Schritt.
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2. Schritt: Führ Buch
Das Problem bei Eifersucht ist, dass der eifersüchtige Partner denkt, es gäbe kein Problem. Wenn du ihm bloß keinen Grund zur Eifersucht geben würdest, wäre er es auch nicht. Das ist natürlich ein Irrglaube, aber das muss der eifersüchtige Partner erst einmal einsehen.
Wenn er eingesehen hat, dass er ein Problem mit Eifersucht hat, kommt er da auch relativ gut raus (sofern es keine krankhafte Eifersucht ist). Man kann sich selbst stoppen und kontrollierendes Verhalten sowie eifersüchtige Gedanken ändern.
Schwieriger ist es, ihm aufzuzeigen, dass er wirklich ein Problem hat.
Versuch mitzuschreiben. Idealerweise würde er das selber tun, aber wenn er nicht glaubt, dass er ein Problem hat, kannst du das auch erst einmal machen. Notiere dir, wann er eifersüchtig reagiert. Was ist kurz davor passiert? In welcher emotionalen Verfassung war er davor und danach? Was ist passiert, nachdem er eifersüchtig reagiert hat? Gab es etwas, das sein Verhalten noch belohnt hat? Versöhnungssex zum Beispiel.
Belohnungen sind wichtig, um Verhaltensweisen zu festigen. Du willst aber deinen Mann belohnen, wenn er nicht eifersüchtig ist.
Ziel dieser Schreibübung ist es, Auslöser für die Eifersucht zu finden. Vielleicht reagiert er eifersüchtig, wenn er gestresst von der Arbeit kommt, oder wenn er sich einsam fühlt. Ist ein Muster erkennbar, fällt es dem eifersüchtigen Partner einfacher zu verstehen, dass er vielleicht wirklich ein Problem hat, das nichts mit dir zu tun hat.
Achtung: Wenn dein Partner krankhaft eifersüchtig ist, gibt es vermutlich nichts, was du sagen könntest, um ihn davon zu überzeugen, dass er ein Problem hat. Hier helfen keine „Tipps“. Stattdessen braucht er vermutlich eine Psychotherapie, um die Ursachen der Eifersucht zu bekämpfen. Außerdem ist krankhafte Eifersucht oft eine Begleiterscheinung. Betroffene leiden auch unter Depressionen, oder Alkoholismus, oder sogar Psychosen. Dagegen kannst du als seine Frau leider nichts machen.
3. Schritt: Hilf ihm seinen Selbstwert aufzubauen
Eifersüchtige Menschen haben oft Verlustängste, weil sie nicht glauben, dass sie gut genug sind, um ihre Partner zu halten. Wenn ich nicht gut genug bin, glaube ich auch nicht, dass jemand bei mir bleiben will.
Dieser mangelnde Selbstwert ist ein Knackpunkt. Du kannst seinen Selbstwert nicht für ihn aufbauen, aber du kannst ihn ermutigen und unterstützen. Das beschleunigt den Prozess und motiviert ihn vielleicht erst dazu anzufangen.
Seinen Selbstwert kann man aufpolstern, wenn man positive Erfahrungen sammelt. Eigene Erfahrungen vor allem, also etwas, das er ohne dich macht. Eigene Hobbys, kreative Projekte, berufliche Projekte, aber auch Treffen mit Freunden – es gibt eine ganze Bandbreite an Dingen, die uns aufbauen. Auch Sport ist wichtig, weil es uns ein gutes Gefühl gibt. Alles, worauf man stolz sein kann, hilft.
Zusätzlich dazu kannst du auch mal genauer hinhören, wenn er mit dir spricht. Wie redet er über sich? Meistens wirst du sehr negative Ansichten feststellen, wenn du genau hinhörst. Ein Hinweis: Ist er sehr kritisch mit anderen? Menschen, die sehr kritisch mit Anderen sind, sind es oft auch mit sich selbst. Ein weiterer Hinweis: Ist er sehr perfektionistisch? Auch Perfektionisten sind oft zu kritisch mit sich selbst. Sobald du hörst, dass er schlecht von oder mit sich selbst redet, widersprich ihm. Sag ihm, was du von ihm denkst und wieso du anders denkst.
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4. Schritt: Arbeite an deinem eigenen Selbstwert
Ich will hier ganz offen sein: Wenn dein Partner die Untreue unterstellt und du dir das gefallen lässt, hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Problem mit deinem Selbstwert. Eifersüchtige Männer sind kontrollierende Männer. Wenn du bereit bist, so ein Verhalten zu tolerieren, glaubst du unterbewusst vielleicht, dass du das verdient hast.
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Ihr habt oft Probleme, sodass du „gemeckert und deinem Unmut Luft gemacht“ hast. Er blockt deine Versuche ab, an der Beziehung zu arbeiten, „damit es endlich wieder besser läuft“. Inzwischen hast du aufgegeben ihm „hinterherzulaufen“. Außerdem hat er dir mehrfach zu Unrecht unterstellt, du würdest fremdgehen. Jetzt droht er, dich zu verlassen und beschimpft dich vor euren Kindern. Dennoch bist du diejenige, die „diesen ganzen Mist aus der Welt schaffen will“, obwohl er „keine vernünftigen Gespräche zulässt“.
Betrachte deine Situation mal von außen. Klingt das wie eine Beziehung, die jemand, der sich selbst schätzt, führen wollen würde?
Überlege, ob deine eigenen Gedanken dich kleinhalten. Redest du schlecht über dich selbst? Machst du dich fertig, wenn du mal einen Fehler machst? Traust du dir selbst wenig zu? Bist du kritisch oder perfektionistisch?
Selbst, wenn du diese Fragen verneinen kannst, schadet es nicht, dich zu informieren, wie du positiv über dich selbst denken und deinen Selbstwert steigern kannst. Manchmal fehlt uns einfach das nötige Wissen, um ein Problem zu erkennen.
Vielleicht würde dir auch eine Lebensberatung helfen. Vor der Therapie haben viele Leute Hemmungen, aber eine Lebensberatung ist vollkommen kostenlos und unbürokratisch. Hier helfen dir Berater von der Caritas oder Diakonie dabei, deine Probleme in Angriff zu nehmen. Die Caritas und Diakonie findest du in der nächsten Kreisstadt in deiner Umgebung.
Wenn du deinen Selbstwert aufgebaut hast, wirst du feststellen, dass sich die Dynamik in eurer Ehe verändert. Du wirst selbstsicherer. Dann kannst du ruhig und liebevoll Grenzen setzen.
Je mehr du versuchst es ihm rechtzumachen und dich für ihn „richtig“ zu verhalten, desto mehr ermöglichst du ihm sein Fehlverhalten. Mit mehr Selbstwert hört dieses Verbiegen auf. Stattdessen erklärst du ihm, was du siehst, warum es dir missfällt und wie du gedenkst damit umzugehen. Zum Beispiel, indem du eben nicht auf ihn eingehst und dich rechtfertigst. So zwingst du ihn, sein Verhalten anzupassen, weil das, was er bisher getan hat, bei dir nicht mehr funktioniert.