Hallo,
(…) Seit kurzem bin ich mit einem Mann in einer Beziehung. (…) Er ist ziemlich rational, gefühlsarm und unsensibel. Anfangs verhielt er sich mir gegenüber nur manchmal so. Ich habe meistens angesprochen, wenn mir etwas nicht gefiel. Bis er an dem Punkt war, wo er meinte, ob wir überhaupt zusammenpassen, weil ich mit seiner Art nicht klarkomme bzw. er mich mit seinen unsensiblen Aussagen oft ziemlich verletzt. Dazu muss ich sagen, er hatte zuvor noch nie eine richtige Beziehung, ich auch nicht. (…) Zu dem Zeitpunkt wurden seine Nachrichten und netten Worte mir gegenüber immer weniger. Mit der Begründung „ich kann nicht mit Frauen“ und Beziehungen seien nichts für ihn.
Ich habe versucht ihn umzustimmen, aber seine zurückhaltende Art ließ mich immer mehr daran zweifeln, ob er mich liebt und ob ich ihm etwas wert bin. Mein Zweifeln und die Probleme, die ich damit, seiner Meinung nach, unnötig erschaffen habe, nerven ihn. Sie nerven ihn so sehr, dass er keinen Grund mehr sieht, mit mir Zeit zu verbringen. Stattdessen wird der Kontakt immer oberflächlicher und weniger, sodass ich nur noch mehr daran zweifele, wie er zu mir steht. Er selbst wird die Beziehung nicht beenden, kommt zum Sex vorbei oder wir gehen gemeinsam zur Jagd.
Ich selbst stehe täglich vor dem Gedanken, die Beziehung zu beenden, weil ich mir so gern einen Mann wünsche, der anders zu mir ist und mich wertschätzt.
Hast du einen Rat für mich?
Starten wir direkt mit dem Wesentlichen: Wenn dich ein Gedanke nicht mehr loslässt, dann muss eine Lösung her. Wir dürfen nichts vor uns herschieben, was uns jeden Tag belastet. Deshalb ist es schon mal super, dass du das Thema angehst und dich konstruktiv mit der Frage „Soll ich die Beziehung beenden?“ auseinandersetzt.
Der zweite Punkt, der beim Lesen deiner Nachricht sofort ins Auge springt, ist, dass dich Vieles an deinem Partner stört. Das kann absolut gerechtfertigt sein, versteh mich nicht falsch. Man muss es bloß richtig einordnen.
Man wird enttäuscht, man wird verletzt und all das gehört untrennbar zur Liebe dazu. Selbst die Gedanken an eine Trennung gehören zur Liebe dazu. Das macht es auch so schwierig zu erkennen, ab welchem Punkt es nicht mehr normal ist, wenn man sich fragt, ob man die Beziehung beenden soll.
Im Internet findet man eine ganze Reihe von vermeintlichen „Anzeichen“, wann es Zeit ist, sich zu trennen. Dort stehen dann solche Anzeichen wie: Wenn man den Partner ändern will. Dazu sage ich: Wer will denn bitte nicht, dass sein Partner sich ändert? Zeig mir auch nur eine Person, die verheiratet ist und nicht eine einzige Sache am Partner ändern würde, wenn sie könnte.
Die Leute würden sich Nicht-Raucher zaubern, oder den Partner ein paar Kilo abnehmen lassen. Sie würden ihn spontaner werden lassen oder einfühlsamer. Wenn ich schnipsen könnte und mein Mann würde plötzlich fließend Russisch sprechen, würde ich das sofort machen.
Der Punkt ist: Es kann keine universelle Liste an Anzeichen geben, die man abhakt und wenn man fünf oder mehr erreicht hat, muss man die Beziehung beenden. Jeder Mensch ist anders und legt auf andere Dinge wert. Es gibt Paare, für die ist Fremdgehen kein Grund zur Trennung, für andere ist Fremdgehen Grund zum Mord.
Das Einzige, was man tun kann, ist für sich selbst festzulegen, was die eigenen Gründe für eine Trennung sind. Das ist alleine aber nicht ganz einfach, deshalb biete ich dir hier Fragen, die dir dabei helfen, deine Situation von außen zu betrachten.
Du hast auch ein Beziehungsproblem, bei dem du einen Rat brauchst? Dann schreib mir eine E-Mail an hallo@fraginga.de oder kontaktiere mich hier. Ich freue mich von dir zu hören.
deine Inga
1# Warum willst du mit ihm zusammen sein?
Die erste Frage, die du dir stellen solltest, ist, warum du eigentlich in deiner Beziehung steckst.
Mir fällt in deiner Nachricht auf, dass du nicht eine einzige positive Eigenschaft deines Partners genannt hast. Du listest viele Dinge auf, die dich stören. Du bezeichnest ihn außerdem als „gefühlsarm und unsensibel“. Dann stellt sich mir die Frage, warum du mit ihm zusammen sein möchtest?
Mir musst du diese Frage nicht beantworten. Ich kenne deinen Partner nicht. Vielleicht bringt er dich immer zum Lachen, oder er kümmert sich sofort, wenn du seine Hilfe brauchst. Wichtig ist bloß, dass du gute Gründe dafür kennst, mit ihm zusammen zu sein. Spoiler: „Weil ich ihn liebe“ ist kein guter Grund. Es müssen greifbare Gründe sein. Ist er ein echter Partner in deinem Leben? Manchmal hilft es auch, sich zu fragen, ob du auch mit ihm befreundet wärst, wenn ihr nicht zusammen wärt.
Die Frage nach dem Warum zielt darauf ab aufzudecken, was dich davon abhält, die Beziehung zu beenden. Es gibt berechtigte Einwände und es gibt temporäre Gründe, die Menschen unnötigerweise in schlechten Beziehungen halten. Diese sind:
- Angst
- Hormone
- Der Sunk-Cost-Effekt
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Wenn dich Angst davon abhält, die Beziehung zu beenden
Viele Menschen haben insgeheim ein massives Problem mit ihrem Selbstwert. Deshalb fürchten sie, dass sie keinen anderen Partner finden würden, der sie will. Manche fürchten auch, nie wieder so einen guten Partner wie den aktuellen zu finden. Selbst dann, wenn der aktuelle Partner gar nicht so toll ist.
Andere haben auch einfach Angst vor dem Ungewissen. Die Beziehung ist vielleicht miserabel, aber du weißt zumindest, was dich erwartet. Würdest du dich trennen, kämen dagegen Herausforderungen auf dich zu, die du vielleicht so noch nicht hattest. Finanzielle Einbußen, Besitztümer, die aufgeteilt werden müssen, oder auch die Frage, was mit gemeinsamen Haustieren passiert. Noch komplizierter wird es, wenn man gemeinsame Kinder hat. Aber selbst Kleinigkeiten wie der Gedanke daran, dass man am Wochenende plötzlich alleine in der Wohnung ist, können uns Angst einjagen.
Schuld daran ist unser Gehirn. Ängste sind nicht rational. Sie entstehen im primitiven Teil unseres Gehirns. Dem Teil, der nur dazu da ist, dich am Leben zu erhalten. Dieser primitive Teil weiß, dass das, was du gestern gemacht hast, funktioniert hat. Du lebst noch und bist in Sicherheit. Also will der primitive Teil des Hirns am liebsten, dass du heute noch einmal dasselbe machst. Neues empfindet es als Bedrohung. Es weiß nicht, ob das Neue für dich sicher ist, weil es das noch nie ausprobiert hat. Also jagt der primitive Hirnteil dir Angst ein, um dich vom Neuen abzuhalten. Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme des Gehirns.
Wenn Hormone dich davon abhalten, die Beziehung zu beenden
Wenn wir uns in jemanden verlieben, dann feuert das Gehirn jede Menge Dopamin ab, also Glückshormone. Deshalb fühlt es sich so gut an. Die Wirkung auf das Gehirn ist vergleichbar mit der von Heroin. Die Konsequenz ist auch vergleichbar: eine Sucht. Wir wollen immer wieder eine „Dosis“ vom Partner, da dieser bei uns immer wieder für eine Ausschüttung von Dopamin sorgt. Das hört auch nicht auf, wenn die Verliebtheit weggeht. Die Dosis ist nur nicht mehr so hoch.
Wenn wir uns nun mit dem Gedanken die Beziehung zu beenden beschäftigen, dann müssen wir uns zwangsläufig auch mit dem „Entzug“ befassen. Das positive Gefühl, dass der Partner auslöst, wenn er da ist, würde wegfallen. Wir hätten auch nichts zur Hand, was stattdessen in uns dieses Gefühl auslösen könnte. Viele Menschen trennen sich deshalb erst, wenn sie einen neuen Partner gefunden haben. So unromantisch das klingt, aber es ist quasi eine Ersatzdroge.
Deshalb ist Distanz vom Partner auch so wichtig, wenn man über eine Trennung nachdenkt. Wenn dein Partner da ist, wiegst du dich dank Dopamin in vermeintlichem Glück. Aber wie fühlst du dich, wenn du alleine bist? Nur mit Distanz kannst du deine eigenen Hormone mal ausklammern und eine rationale Entscheidung treffen. Aber dazu später mehr.
Lesetipp: Zweifel an der Beziehung: Warum sie völlig normal sind und was du dagegen tun kannst
Wenn versunkene Kosten dich davon abhalten, die Beziehung zu beenden
Der Sunk-Cost-Effekt oder auch „versunkene Kosten“ beschreibt eigentlich ein Phänomen in der Finanzwirtschaft.
Wenn Menschen sehr viel Geld in eine Anlage investiert haben, führt alleine dieser Umstand dazu, dass sie noch mehr Geld investieren. Selbst dann, wenn die Anlage nicht rentabel ist. Der Gedanke dahinter: Ich habe schon so viel da rein investiert, ich kann jetzt nicht aufgeben. Wirtschaftlich ist das schwachsinnig. Das Einzige, was passiert, ist, dass diese Leute noch mehr Geld verlieren. Dennoch ist unsere Psyche so gestrickt. Deshalb machen wir in Beziehungen genau dasselbe.
Wir haben bereits zehn Jahre in eine Beziehung investiert, also wollen wir jetzt nicht aufgeben. Selbst dann, wenn diese Beziehung offensichtlich schlecht für alle Beteiligten ist. Selbst wenn sie schon die ganzen 10 Jahre über schlecht für alle Beteiligten war. Wir wollen die Früchte unserer harten Arbeit ernten und nicht wahrhaben, dass alles umsonst war.
2# Was für Beziehungsprobleme habt ihr?
Konflikte in Beziehungen lassen sich meistens auf zwei Differenzen zurückführen: Präferenzen und Werte.
Unterschiedliche Präferenzen können bedeuten, dass man andere Musik hört als der Partner, oder entspannt, während der Partner nicht stillsitzen kann. Konflikte um Präferenzen gibt es in jeder Partnerschaft. Sie sind oft für unnötige Streite verantwortlich.
Streite um Präferenzen sind vermeidbar. Wenn er gerne angelt und du nicht, kann er mit seinen Freunden oder auch alleine angeln. Wenn du gerne Rap hörst und er nicht, kannst du Rap hören, wenn er nicht da ist, oder Kopfhörer anziehen. Gemeinsamkeiten werden oft überbewertet. Meine Großeltern haben schon ihre Goldene Hochzeit hinter sich und sie haben (mal abgesehen vom Gärtnern, dass sie im Sommer beschäftigt) genau gar keine gemeinsamen Präferenzen. Sie teilen jedoch gemeinsame Werte.
Lesetipp: Keine Gemeinsamkeiten mehr? 3 Schritte, um das zu ändern
Geld, Religion, die Karriere, oder die Erziehung von Kindern – unser Wertesystem zeigt sich in den unterschiedlichsten Bereichen und es zeigt sich bei allen in anderen Bereichen. Es gibt zum Beispiel viele Paare, die unterschiedlichen Religionen angehören. Es ist für sie jedoch kein Problem, weil ihre Werte trotzdem dieselben sind. Bei anderen Paaren kann Religion dagegen ein Knackpunkt sein.
Die Frage, die man sich hier stellen muss, ist deshalb, ob wer du im Kern bist in Konflikt damit steht, wer er im Kern ist.
Es wird schwer zusammenzukommen, wenn dein wichtigster Wert Freiheit ist und du deshalb für den Rest deines Lebens um die Welt reisen willst, während er mit den Kindern in einer Kleinstadt wohnen und dort Karriere als Bürgermeister machen möchte, weil sein wichtigster Wert Sicherheit ist. Freiheit und Sicherheit sind gegensätzlich. So etwas gilt es herauszufiltern.
Ein kurzer Einwurf: Trennen oder bleiben? Deine Entscheidungshilfe
Du denkst dir jetzt vielleicht, dass du das rational alles verstehst, emotional fühlst du es trotzdem nicht. Das WAS ist dir klar, aber das WIE ist dir rätselhaft. Ja, du hast Ängste, aber wie wird man sie los? Wie unterscheidet man zwischen Werten und Präferenzen? Woher weiß man, ob man nur noch an der Beziehung festhält, weil man schon so viel hineingesteckt hat? Du kannst dir alle Fragen beantworten, aber wie geht man dann mit all diesen Informationen um? Wie trifft man nun eine Entscheidung? Genau dafür habe ich eine Entscheidungshilfe entwickelt.
In meiner Entscheidungshilfe führe ich dich Schritt-für-Schritt durch einen sehr intensiven Entscheidungsprozess, der wirklich keine Lücke offen lässt. Wir schauen uns nicht nur die rationalen Gründe an, die für oder gegen eine Trennung sprechen, sondern auch deine emotionalen. Ich zeige dir einige Übungen, mit denen du an die Informationen und Gefühle herankommst, die in deinem Unterbewussten abgespeichert sind.
Alles, was du wissen musst, um eine Antwort auf die Frage „Soll ich diese Beziehung beenden?“ zu finden, weißt du bereits. Es steckt alles in dir. Du musst nur lernen, wie du an diese Informationen herankommst und sie richtig einordnest. Hier bekommst du alle weiteren Informationen: Trennen oder bleiben? Die ultimative Entscheidungshilfe
Kommen wir wieder zurück zu den Fragen, die du dir beantworten solltest.
3# Gibt es eine Lösung und hast du sie angesprochen?
Stell dir all eure Probleme vor und dann frag dich: Gibt es eine andere Lösung für unsere Probleme als eine Trennung? Müsste dein Partner bloß umziehen, um dich glücklich zu machen? Müsstest du bloß länger warten, bis er auch ein Baby will? Seid ihr beide bereit dazu? Und der Knackpunkt: Habt ihr darüber gesprochen?
Die meisten Probleme in allen zwischenmenschlichen Beziehungen entstehen, weil die Beteiligten sich nicht trauen, ihre Wünsche offen anzusprechen. Wirklich. SO viele Probleme entstehen deshalb. Du traust dich nicht, nach einer Beförderung zu fragen, also hoffst du, dass dein Chef auf dich zugeht. Du traust dich nicht, deinem Freund zu sagen, dass du einen Heiratsantrag willst, also machst du Andeutungen. In der Zwischenzeit wirst du frustriert und deprimiert.
In deiner Nachricht hast du geschrieben: „Ich habe meistens angesprochen, wenn mir etwas nicht gefiel“ und „Ich habe versucht ihn umzustimmen“. Das ist alles im Perfekt, also in der Vergangenheitsform. Bedeutet das, dass du inzwischen aufgegeben hast? Das ist auch ein häufiges Problem. Wir sprechen etwas an, aber nicht so lange, bis sich etwas ändert. Das lässt sich auch darauf zurückführen, dass wir uns nicht trauen. Mit jeder Nicht-Beachtung steigt unsere Angst vor Ablehnung.
Aber deine Probleme gehen natürlich nicht weg, wenn du nicht mehr über sie sprichst. Ganz im Gegenteil: Es wird vielleicht sogar noch schlimmer, weil dein Partner glaubt, es wäre dir doch nicht so wichtig.
Lesetipp: „Er ist ein toller Mann, aber ich liebe ihn nicht“ – DAS ist der wahre Grund dafür
4# Was sagt er?
Wenn du eure Probleme ansprichst, wird er sich zwangsläufig irgendwie dazu äußern. Dann solltest du ihm sehr gut zuhören. Männer sagen meistens die Wahrheit. Wir wollen sie nur nicht hören. Leider wollen wir Frauen lieber auf das schauen, was ein Mann macht, statt auf das, was er sagt. Das ist nicht immer richtig.
Dein Freund hat dir gesagt, dass Beziehungen „nichts für ihn sind“ und er „nicht mit Frauen kann“. Das steht im direkten Konflikt mit dem Mann, den du dir wünschst, nämlich mit einem, der dich „wertschätzt“.
Das ist genau das Problem, was die meisten Frauen haben. Sie wünschen sich etwas, also glauben sie Männern nicht, wenn sie etwas offenbaren, was ihren Wünschen widerspricht. Sie gucken stattdessen lieber auf das Verhalten der Männer, weil sie das so interpretieren können, wie es ihnen passt.
Ein Mann sagt, dass er niemals Kinder will, aber du glaubst, er überlegt es sich bestimmt noch anders. Schließlich führt ihr so eine wundervolle Beziehung, wie kann er sich dann nicht eine Familie mit dir wünschen? Oder in deinem Fall: Er sagt, dass Beziehungen nichts für ihn sind, aber ihr haltet Kontakt, habt Sex und ein gemeinsames Hobby, also klammerst du dich an die Hoffnung, dass er die Beziehung vielleicht doch will.
Wenn dir jemand sagt, was er will, dann hör auf ihn. Glaube ihm und akzeptiere, was du nicht ändern kannst.
5# Was tut er?
Du kannst nicht einfach überhören, was er sagt. Du musst ihm schon zuhören und glauben. Du kannst aber natürlich auch nicht einfach übersehen, was er macht. Im Idealfall passt beides zueinander. Wenn Taten und Worte nicht zusammenpassen, gibt es immer ein Problem und du solltest genauer hinsehen.
In deinem Fall passt beides zusammen: Er sagt, Beziehungen seien nichts für ihn und so verhält er sich auch. Du schreibst, der Kontakt wird „immer oberflächlicher und weniger“. „Nette Worte“ und Nachrichten hätten nachgelassen. Zum Sex oder zur Jagd würde er noch vorbeikommen. Wenn du das so liest, liest sich das für dich wie eine Beziehung oder eher wie Freundschaft-Plus?
Ein anderer Punkt: Du sagst, du hättest am Anfang „meistens angesprochen“, wenn dir etwas nicht gefiel. Wie hat er damals reagiert? Hat er sich Mühe gegeben dich glücklich zu machen? Wenn eine Sache sicher ist, dann dass ein Mann, der dich liebt, dich glücklich machen will. Ob er das schafft, ist ein anderes Thema. Wir scheitern alle daran, wir sind nur Menschen. Die Frage ist, was macht er, um es zu versuchen?
Selbst wenn wir in deinem Fall über seine erste Beziehung sprechen, rechtfertigt das vielleicht den einen oder anderen Fehler im Umgang mit dir, aber es müsste sich zumindest eine Lernkurve abzeichnen, wenn er wirklich versucht dich glücklich zu machen.
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6# Wie fühlst du dich, wenn du alleine bist?
Greifen wir noch einmal einen der Hauptgründe auf, der Trennungen in Beziehungen verhindert, die sonst zum Scheitern verurteilt wären: Hormone. Wenn du in einer Beziehung stecken solltest, die keine Zukunft hat, würdest du es doch wissen wollen, oder? Einer der besten Wege dahin führt über Abstand zu ihm.
Wenn du dich daran orientierst, wie du dich fühlst, wenn er da ist, dann lässt du dich von deinen eigenen Hormonen steuern. Dopamin täuscht. Ein Drogenabhängiger nimmt immer mehr Drogen, weil es sich in dem Moment gut anfühlt. Obwohl es ihm langfristig offensichtlich schadet. Eine schlechte Beziehung ist nicht anders. Deshalb ist Abstand das wichtigste, was du brauchst, um zu entscheiden, ob du deine Beziehung beenden solltest.
Ruf ihn nicht an, schreib nicht mit ihm, triff dich nicht mit ihm. Wenigstens für ein paar Tage. Überleg dir in dieser Zeit, wie du dich in Bezug auf ihn fühlst. All diese Fragen an dich selbst kannst du eigentlich nur dann ehrlich beantworten, wenn du mit dir selbst alleine bist.
Aber Vorsicht: Wenn du auf Distanz gehst, wird er sehr wahrscheinlich plötzlich wieder Interesse an dir zeigen. Dem darfst du im Moment nicht nachgeben. Bleib hart und ziehe dich zurück.
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7# Bist du das Problem?
Wenn du dann über eure Beziehung und über ihn nachdenkst, ist es wichtig, dass du auch dein eigenes Verhalten reflektierst. Es kann sein, dass du das Problem bist. Es ist sogar garantiert, dass du ein Teil des Problems bist. Egal, wie dünn du den Teig ausrollst, er hat zwei Seiten.
Wenn du insgeheim glaubst, dass er das Problem ist und alles gut wäre, wenn er sich nur ändern würde, solltest du die Beziehung nicht beenden. Du bist das Problem und du wirst spätestens in deiner nächsten Beziehung eine böse Überraschung erleben. Dein nächster Partner wird nämlich genau dasselbe tun, was dein jetziger Partner macht.
Unsere Aktionen rufen immer eine Reaktion hervor. Wenn du in deiner nächsten Beziehung dasselbe machst wie in deiner jetzigen, wird dein nächster Partner sich auch so verhalten wie dein Ex. Deshalb ist es so wichtig, dass du verstehst, wie du zu euren Problemen beigetragen hast. Deine Probleme sind wie ein kleiner Koffer, den du von Beziehung zu Beziehung schleppst. Mach den Koffer auf und schmeiß den ganzen Müll raus. Vielleicht rettet das deine aktuelle Beziehung. Wenn nicht, rettet es zumindest die nächste.
Vielleicht hat dein Freund recht und du hast Probleme „unnötig erschaffen“. Ich weiß es nicht, aber du schon. Ich kann bloß sagen, dass du sagst, er wäre unsensibel und würde dich mit seinen unsensiblen Aussagen verletzen. Beispiele nennst du jedoch nicht. Das muss nicht heißen, dass du keine nennen könntest, aber vielleicht nimmst du auch Dinge persönlich, die nicht persönlich gemeint waren? Wer schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit oder in der Kindheit gemacht hat, geht manchmal vom Negativen aus, auch wenn es nicht da ist.
Ein Trick, um das herauszufinden: Konzentriere dich mal nicht darauf, was dich verletzt hat. Du wirst immer zu dem Entschluss kommen, dass du zurecht verletzt bist. Frag dich lieber, warum dich seine „unsensiblen Aussagen“ traurig machen, oder warum sie dir Angst einjagen. Denn ich garantiere dir: Wenn du verletzt bist, steckt entweder Traurigkeit oder Angst dahinter. Oft beides.
Es muss nicht immer so sein, aber meistens kann der Partner nichts dafür, wenn deine Verletzung eigentlich aus Angst entstanden ist. Vielleicht ist deine größte Angst, dass er dich insgeheim nicht liebt, weil du fürchtest, dass dich niemand wirklich liebt. Wenn du so eine Angst hättest, könntest du dir dann vorstellen, dass diese Angst beeinflusst, wie du seine Worte wahrnimmst?
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8# Schadest du euch beiden, wenn du die Beziehung nicht beendest?
Die letzte Frage ist sowohl selbstlos als auch egoistisch. Genau wie Liebe. Schadest du euch beiden, wenn du die Beziehung weiterlaufen lässt?
Ich gehe davon aus, dass du deinen Partner ziemlich gut kennst, und dass du ihn liebst. Frag dich unter diesen Voraussetzungen, ob du wirklich die richtige Frau für ihn bist.
Es ist schwierig einzuschätzen, ob er der richtige Mann für dich ist. Du willst, dass er es ist, oder du hast Angst, dass er es sein oder nicht sein könnte. Fakt ist: Es gibt viele Faktoren, die es dir erschweren ehrlich und rational zu erfassen, ob er der richtige Mann für dich ist. Andersrum ist es manchmal einfacher. Deshalb: Bist du die richtige Frau für ihn?
Du kennst ihn. Du weißt, was für eine Partnerin er wirklich braucht. Bist du das? Oder verdient er eigentlich eine bessere Frau? Denn dann verdienst du auch einen besseren Mann.
Manchmal sind wir so gelähmt von der Angst über das, was es unmittelbar bedeutet, die Beziehung zu beenden, dass wir aus den Augen verlieren, was die Alternative ist. Die ist nämlich oft schlimmer.
Stell dir eine Zukunft vor, in der eure Beziehung euch Jahrzehnte gekostet hat und statt einer Trennung eine Scheidung beschert hat. Eine Trennung tut weh, aber eine Scheidung hundertmal mehr. Wäre nicht eine Zukunft besser, in der ihr beide mit den richtigen Partnern glücklich seid? In der ihr Ehen führt, die von Liebe und Glück geprägt sind? In dieser Zukunft ist er dir (früher oder später) sogar dankbar, dass du die Beziehung beendet hast, weil er so die Liebe seines Lebens finden konnte.
Ich bin weiß Gott niemand, der für Trennungen plädiert. Ich habe einen ganzen Blog dem Ziel gewidmet, Scheidungen zu verhindern. Aber dazu gehört manchmal auch, dass es gar nicht erst zu einer unglücklichen Ehe kommt.
Wenn du dir jetzt sicher bist, dass du eine Entscheidung treffen musst, aber trotzdem noch nicht genau weißt wie, dann schau dir meine Entscheidungshilfe zum Thema „Trennen oder bleiben?“ an. Ich habe sie genau für Menschen wie dich entwickelt. Alle Informationen dazu findest du hier: Trennen oder bleiben? Die ultimative Entscheidungshilfe