Jeder wünscht sich eine perfekte Beziehung mit diesem einen Menschen, der dich besser kennt als jeden anderen Menschen auf der Welt. Aber was ist wichtig in einer Beziehung? Wie erreicht man Beziehungsglück?
Nicht alle erleben eine Beziehung, die man als traumhaft bezeichnen könnte. Stattdessen gibt es Streit, Alltag und im Wechsel das Gefühl, nicht gut genug und viel zu gut für den Partner zu sein. Die Paare, die es ernst mit dem Beziehungsglück meinen, landen dann in der Paartherapie – und hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Manche Paare erreichen ihr Ziel und führen nach einer Paartherapie die Beziehung, die sie sich gewünscht haben. Aber andere scheitern und brechen die Paartherapie ab. Was ist jetzt der Unterschied zwischen diesen beiden Paaren? Offensichtlich hatten erst einmal beide die gleichen (besten) Absichten.
In der Paartherapie sehe ich immer wieder, wie Paare bestimmte Fehler machen. Deshalb habe ich meine Erkenntnisse in einer Liste zusammengetragen und kann dir 6 Dinge nennen, die glückliche Paare anders machen.
Aber keine Sorge: Nur weil du und dein Partner manche dieser Fehler macht, bedeutet das nicht, dass ihr sie für immer machen müsst. Wenn du dir ein Verhalten bewusst machst, kannst du es auch ändern.
Starten wir nun mit den 6 Dingen, die glückliche Paare besser machen.
Vorab: Hast du ein Beziehungsproblem, das dich nachts nicht schlafen lässt? Dann schreib mir eine Nachricht an hallo@fraginga.de. Ich schreibe dir gerne ausführlich auf, was ich darüber denke.
1# Sie haben ein positives Bild voneinander
Man hört immer wieder, dass man den Partner so akzeptieren soll, wie er ist. Aber wenn dein Mann sich nichts unter Mental Load vorstellen kann, musst du das nicht akzeptieren, bloß weil er halt so ist. Dein Mann ist sicher wundervoll, aber auch er darf sich weiterentwickeln – genauso wie du. Akzeptanz ist deshalb ein Stück weit überbewertet. Auch glückliche Paare fordern sich gegenseitig heraus und zwingen den Anderen zu persönlichem Wachstum. Ich würde das sogar als etwas Positives bewerten. Aber glückliche Paare verlangen Veränderung auf andere Art und Weise.
Glückliche Paare akzeptieren nicht jede Macke des Anderen, aber sie glauben dabei trotzdem übereinander, dass der Andere von Grund auf gut ist. Egal, was der Andere macht oder nicht macht, er wird dafür nicht verurteilt. Das ist wichtig in einer Beziehung, du brauchst ein positives Bild von deinem Partner.
Das bedeutet, wenn dein Mann sich anders verhält, als du es dir gewünscht hättest, triffst du keine negativen Annahmen darüber, warum er das getan hat. Keine Unterstellungen à la “weil es ihm nicht wichtig ist”. Stattdessen gehst du vom Bestmöglichen aus, wenn es um ihn geht. Wenn dir keine positive Erklärung für das Verhalten deines Partners einfällt, bist du irritiert und fragst nach.
Die Krux bei der Sache: Wenn man seit vielen Jahren ein Paar ist, kennt man sich ziemlich gut. Deshalb glaubt man, man wüsste schon, was der Andere denkt. Wenn man dann auch noch Unsicherheiten aus der Vergangenheit mit sich rumträgt, neigt man im Streit schnell dazu, eigene Vermutungen anzustellen. Dann fallen Sätze wie: “Das hast du nur gemacht, weil…”.
Hinter solchen Aussagen steckt eigentlich ein Wunsch nach Verbindung. Man möchte vielleicht Selbstbestätigung oder Zuneigung in dem Moment, aber beim Partner kommt es als Vorwurf an – und nur die wenigsten Menschen können auf Vorwürfe mit Wohlwollen reagieren. Stattdessen folgt Verteidigung und es kommt zum Streit.
Wie kann ich ein positives Bild von meinem Partner kultivieren?
Wenn du auch dazu neigst, eigene Annahmen über deinen Partner zu treffen – und die nicht immer wohlwollend sind – kannst du das recht einfach ändern. Das nächste Mal, wenn dein Mann sich anders verhält, als du es dir gewünscht hättest, sei neugierig. Frag nach, was er getan hat und warum. Neugier ist das Gegenmittel, wenn du ein negatives Bild von deinem Partner hast.
Geh davon aus, dass dein Partner gute Gründe für sein Verhalten hatte, auch wenn du selbst anders gehandelt hättest. Selbst dann, wenn er selbst heute anders handeln würde. Dein Ziel ist, sein Verhalten zu verstehen. Du musst aber nicht einverstanden sein.
Ein weiterer Punkt, über den du nachdenken darfst: Annahmen und Vermutungen über den Partner sind oft nichts anderes als Anschuldigungen. Wenn du häufig zu Anschuldigungen neigst, gibt es vielleicht einen Teil von dir, der sich ungeliebt fühlt. Sei auch neugierig, wenn es um dein eigenes Verhalten geht. Auch du hast gute Gründe für dein Verhalten.
Gibt es vielleicht eine Wunde aus deiner Vergangenheit, die noch nicht geheilt ist und wegen der du glaubst, dass du zu viel für deinen Partner wärst? Oder dass er dich nicht so lieben würde, wie du ihn? Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich Frauen in der Paartherapie sehe, die tief in ihrem Inneren glauben, dass ihr Mann keine Zeit mit ihnen verbringen will.
Wenn du auch versuchst, durch Vorwürfe mehr Nähe einzufordern, hör damit auf. Erstens erreichst du mit dieser Methode nicht das, was du dir wünschst. Zweitens schadet sie langfristig. Denn wenn du deinen Partner ständig aufforderst, dir mehr Zuneigung zu zeigen, erzeugst du damit Druck und dein Partner wird früher oder später mit Gegendruck reagieren.
Wenn du aus diesem Kreislauf ausbrechen möchtest, kann eine Paartherapie helfen. Schreib mir eine Email an hallo@fraginga.de und vereinbare einen Termin zum Erstgespräch mit mir.
2# Sie lassen den Anderen in seiner Eigenverantwortung
Unglückliche Paare geben dem Partner die Schuld, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Glückliche Paare machen das nicht. Es ist wichtig in einer Beziehung, dass jeder die Verantwortung für sich selbst übernimmt.
Das bedeutet: Ich bin verantwortlich für mich. Wenn meine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, muss ich schauen, wie ich sie selbst erfülle. Ich bin auch diejenige, die dafür zuständig ist, dass meine Grenzen gewahrt werden. Und das gilt für beide Partner.
Es ist nicht dein Job, zu antizipieren, was dein Partner brauchen könnte und dich dann zu verbiegen, um ihm das zu geben. Du hast vielleicht den Verdacht, dass es deinen Partner stört, wenn du ihn während der Arbeitszeit anrufst. Du kannst es trotzdem tun. Wenn es ihm nicht passt, muss er nicht rangehen. Wenn es ihn wirklich stört, kann er dir das sagen. Es liegt in seiner Verantwortung, seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren. Das bedeutet es, den Anderen in seiner Eigenverantwortung zu lassen.
Eigenverantwortliches Handeln bedeutet, dass ich selbst verstehe, was ich brauche und mir dann gebe, was ich brauche. Manchmal unterstützt dich dein Partner dabei, indem er dir hilft. Das kann er aber nur, wenn du weißt, was du brauchst und ihm das sagst. Und selbst dann möchte er vielleicht nicht immer helfen, auch das ist okay. Selbst in einer perfekten Beziehung erfüllen die Partner nicht alle Bedürfnisse des anderen.
Wie lasse ich meinen Partner in seiner Eigenverantwortung und wie handle ich selbst eigenverantwortlich?
Eine gesunde Beziehung zum Partner fängt mit einer gesunden Beziehung zu dir selbst an. Lerne dich besser kennen. Was ist dir wichtig und wieso? Welche Bedürfnisse hast du? Wo liegen deine Grenzen? Was brauchst du, damit es dir gut geht? Das ist Eigenverantwortung und ehrlich gesagt ist das auch Selbstbewusstsein. Du hast Selbstbewusstsein, wenn du dir deiner Selbst bewusst bist. Die vielleicht wichtigste Fähigkeit von allen in jeder zwischenmenschlichen Beziehung.
Um ein derartiges Selbstbewusstsein zu entwickeln, brauchst du die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Durch Selbstreflexion kannst du dein eigenes Verhalten fast wie von außen betrachten und analysieren. Selbstreflexion kann man lernen.
Durch Selbstreflexion lernst du dann auch, wie du deine eigenen Gefühle wahrnimmst und regulierst. Deine Gefühle sagen dir, welche Bedürfnisse und Grenzen du hast. Erst wenn du sie selbst kennst und verstehst, kann dein Partner sie kennenlernen.
Selbstreflexion, Selbstbewusstsein, Bedürfnisse, Grenzen – all diese Dinge hängen zusammen und du kannst das Eine nicht ohne das Andere kultivieren. Aber wenn du ein gesundes Selbstbewusstsein aufgebaut hast, deine Bedürfnisse und Grenzen kennst, dann handelst du automatisch eigenverantwortlich. Wenn du eigenverantwortlich handelst, lässt du deinen Partner (und jeden anderen Menschen in deinem Umfeld) ganz automatisch in seiner Eigenverantwortung.
Aber Achtung: Manchmal bringt persönliches Wachstum erst einmal Hässliches zum Vorschein. Wir schreien, oder beleidigen, oder machen andere Dinge, auf die wir nicht stolz sind. Wenn man sich gegenseitig in seiner Eigenverantwortung lässt, ist das erst einmal ungewohnt und es bringt unsere Defizite zum Vorschein. Das ist okay. Wenn wir unsere Defizite kennen, können wir sie ändern.
Wenn du lernen willst, wie Selbstreflexion geht und konkrete Übungen möchtest, um deine Bedürfnisse und dich selbst besser zu verstehen, ist mein neues Bundle das Richtige für dich.
In diesem Bundle erhältst du 10 PDFs mit Übungen, Checklisten und Fragebögen, die dir dabei helfen, deine Bedürfnisse zu identifizieren und zeigen, wie du deine Gefühle wahrnimmst und regulierst. Du lernst Selbstreflexion zu betreiben und bekommst zwei Übungen an die Hand, die du gemeinsam mit deinem Partner machen kannst, um an eurer Beziehung zu arbeiten. Hol dir das Bundle hier.
3# Sie sind ehrlich und glauben einander
Meiner Erfahrung nach sind fast alle Paare ehrlich in der Paartherapie (aber nicht alle). Doch selbst die Paare, die ehrlich miteinander sind, glauben sich nicht immer gegenseitig. Das sind zwei Punkte, die grundlegend anders sind bei Paaren, die es schaffen und eine glückliche Beziehung führen. Glückliche Paare sagen die Wahrheit und sie glauben einander auch, wenn sie es tun. Das lässt sich darauf herunterbrechen, dass Ehrlichkeit und Vertrauen wichtig in einer Beziehung sind.
Beim Thema Ehrlichkeit in Beziehungen geht es im Übrigen gar nicht mal um richtige Lügen. Wenn dein Partner chronisch lügt, ist das ein anderes Thema. Es geht darum, dass dein Partner dir eine Erklärung für sein Verhalten gibt und du ihm dann nicht glaubst, weil sie in deinen Augen zu positiv klingt.
Im Laufe einer Beziehung kommt es immer zu Verletzungen. Die werden mal mehr und mal weniger gut aufgearbeitet. Wenn sie nicht gut aufgearbeitet werden, weil beide Partner nie gelernt haben, wie man einen Bruch richtig repariert, häufen sie sich im Laufe der Jahre und es entsteht Misstrauen.
Ein Beispiel: Du wirfst deinem Partner etwas vor. Er streitet es auch gar nicht ab, aber sagt vielleicht, dass er eine gute Absicht dabei hatte. Er hat es zum Beispiel nur getan, weil er dir damit etwas Gutes tun wollte. Aber du glaubst ihm nicht. Du glaubst, dass er egoistische Gründe für sein Verhalten hatte.
Das ist eine Sache, die glückliche Paare anders machen. Wenn einer von beiden eine Erklärung abgibt, glaubt der andere sie. Das ist die Basis, die es braucht, um Beziehungsprobleme in Angriff nehmen zu können. Zwischen beiden Partnern muss so viel Vertrauen da sein, dass man miteinander sprechen kann und grundsätzlich glaubt, dass der Andere die Wahrheit sagt.
Eine kleine Randnotiz: Ihr müsst über alles miteinander reden können. Das heißt aber nicht, dass man sich auch immer alles sagen muss. Notlügen sind natürlich trotzdem in Ordnung. Manchmal braucht es vielleicht auch eine neutrale dritte Person, damit man den Mut aufbringen kann, um ein schwieriges Thema anzusprechen. Wenn man sich nicht traut, bestimmte Dinge offen anzusprechen, steckt dahinter oft die Angst vor Verurteilung oder Ablehnung. Das passiert selbst den besten Paaren mal.
Wie schaffe ich es, meinem Partner zu glauben, was er mir sagt?
Du musst darauf vertrauen, dass dein Partner dir die Wahrheit sagt. Du musst darauf vertrauen, dass er dich liebt und du ihm alles sagen kannst. Was aber, wenn das Vertrauen gebrochen wurde oder sich nie so richtig entwickelt hat? Das ist der eigentliche Knackpunkt.
Es heißt immer, Vertrauen sei die Basis einer Beziehung. Das stimmt so nicht, denn Vertrauen entsteht mit der Zeit. Am Anfang einer Beziehung kennen sich die Partner noch nicht richtig und wissen nicht, ob sie einander vertrauen können. Sie tun es trotzdem und werden mit Fortschreiten der Beziehung darin bestätigt. So wächst das Vertrauen – oder eben nicht.
Damit es wachsen kann, braucht es vor allen Dingen emotionale Nähe. Ich muss sehen können, wer du wirklich bist, damit ich dich kennenlernen und dir vertrauen kann. Ich muss dein Innerstes verstehen. Je besser ich dich kennenlerne, desto mehr vertraue ich dir. Wenn emotionale Nähe da ist, ist Vertrauen kein Problem mehr.
Lies auch: Emotionale Nähe: Der Schlüssel zu einer starken Beziehung
Möchtest du lernen, wie man emotionale Nähe in einer Beziehung aufbaut? Dann empfehle ich dir mein neues Bundle: 10 Strategien zum Aufbau emotionaler Nähe. Du erhältst es gleich hier.
Wenn euer Vertrauen schon so weit beschädigt ist, dass ihr es alleine nicht wieder aufbauen könnt, empfehle ich eine Paartherapie. Du kannst mich gleich hier kontaktieren, oder schreibe mir eine Email an hallo@fraginga.de und wir vereinbaren einen Termin zum Erstgespräch.
4# Sie haben keine gravierenden Probleme
Es gibt Probleme, die sind größer als eine Beziehung. Diese Probleme fallen aus der Kategorie “Beziehungsprobleme” heraus und machen einen Menschen – zumindest vorübergehend – beziehungsunfähig. Deshalb kommen wir zum vierten Punkt: Es ist wichtig in einer Beziehung, dass zwei beziehungsfähige Menschen zusammenkommen.
Manche Menschen sind suchtkrank. Keine Beziehung der Welt kann daran etwas ändern. Egal, wie wundervoll die Beziehung sonst ist oder, wie viel Mühe sich der andere Partner gibt. Man kann einen Menschen nicht gesund lieben.
Eine Sucht fällt außerdem in den Bereich der Eigenverantwortung. Wenn dein Partner suchtkrank ist, muss er selbst entscheiden, ob er etwas dagegen unternehmen möchte. Das ist nicht deine Aufgabe. Deine Aufgabe wäre zu schauen, ob in der Beziehung deine Grenzen gewahrt und deine Bedürfnisse erfüllt werden. Bei einem suchtkranken Partner halte ich das für zweifelhaft.
Gewalt ist ebenfalls ein Problem, das größer ist als die Beziehung selbst. Bei Gewalt kommen zwei Menschen zusammen, die Probleme haben, die eigentlich nichts mit dem Partner zu tun haben. Damit ist gemeint: Der Partner könnte ausgetauscht werden, das Problem würde bleiben.
Ein gewalttätiger Mensch ist gewalttätig. Er wäre es auch mit einem anderen Partner. Ein Mensch, der Opfer von Gewalt wird, hat leider auch oftmals Probleme, die ihn immer wieder dem Risiko aussetzen, zum Opfer zu werden. Beide müssen ihre persönlichen Probleme aufarbeiten, bevor sie eine neue Beziehung (mit dem alten oder einem neuen Partner) anfangen können. Das ist wichtig, damit sie sich selbst und den Partner schützen.
Gewalt muss im Übrigen nicht bloß körperlich sein. Man kann auch emotionale Gewalt erleben. Erfahre hier mehr darüber: Wo fängt Gewalt in der Beziehung an? 22 Anzeichen
Was kann man bei gravierenden Problemen tun?
Weil gravierende Probleme größer sind als die Beziehung selbst, gibt es nichts, was man innerhalb der Beziehung tun könnte, um sie zu beheben. Das bedeutet: Solche Paare haben bestimmt auch Beziehungsprobleme, aber diese werden überschattet von gravierenden Problemen. Bevor die gravierenden Probleme nicht behoben wurden, kann man auch nichts gegen die Beziehungsprobleme tun.
In der Paartherapie arbeiten zwei psychisch gesunde Menschen an ihren Beziehungsproblemen. Wenn gravierende Probleme auftauchen, sind die Betroffenen nicht psychisch gesund. Jeder muss sich also erst einmal seiner eigenen psychischen Gesundheit widmen und erst wenn diese wiederhergestellt ist, kann man sich wieder der Beziehungsarbeit widmen.
Ich sehe das Ganze im Übrigen auch nicht dramatisch. Körperlich werden wir Menschen auch immer wieder krank und betrachten das nicht als persönliches Versagen. Die psychische Gesundheit ist in meinen Augen nicht anders. Du würdest dich auch nicht schämen, wenn du eine Erkältung hättest. Du würdest dich auch nicht mit Erkältung zum Sport schleppen. Es wäre für dich selbstverständlich, dass du erst dann Sport treibst, wenn du wieder fit bist.
Bei gravierenden Problemen gehen wir in den Bereich der Eigenverantwortung. Jeder muss für sich selbst schauen, was er braucht, um das Problem zu lösen. Dabei ist bestimmt Hilfe notwendig, aber nicht die des Partners. Wenn jeder für sich gesorgt hat und es beiden gut geht, dann kann man wieder den Blick auf die Beziehung richten. Manchmal bedeutet das auch, dass eine räumliche Trennung oder eine Beziehungspause notwendig sind, damit die Grenzen und Bedürfnisse aller Beteiligten respektiert werden können.
Lies auch: Wann weiß man, dass eine Beziehung keinen Sinn mehr hat?
5# Sie respektieren einander
Respekt ist ebenfalls sehr wichtig in einer Beziehung. Dabei zeigt sich Respekt in Beziehungen an ganz vielen unterschiedlichen Fronten. Eine davon ist auf den ersten Blick manchmal gar nicht zu erkennen, aber sie zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Beziehung: Macht.
In einer gesunden Beziehung gibt es keine Machtspiele. Es gibt eine geteilte Macht. Beide Partner haben ein Mitspracherecht, es gibt eine gemeinsame Entscheidungsfindung, Sex wird nicht als Waffe missbraucht. Wenn ein Partner signifikant mehr Macht und Kontrolle ausübt als der andere, ist das ein Red Flag. Es zeigt, dass es grundlegend keinen Respekt für den anderen Partner gibt, sonst wäre kein Machtungleichgewicht vorhanden.
Auch im Streit zeigt sich fehlender Respekt, aber nicht so, wie du vielleicht im ersten Moment denkst. Partner, die sich grundlegend respektieren, machen im Streit auch manchmal Dinge, auf die sie nicht stolz sind. Der entscheidende Unterschied zeigt sich im Zuhören.
Paare, die keinen Respekt voreinander haben, hören sich gegenseitig im Streit nicht zu. Manchmal fallen sie einander direkt ins Wort. Manchmal warten sie vielleicht brav ab, bis der Andere ausgesprochen hat, aber während der Andere spricht, denken sie die ganze Zeit darüber nach, was sie gleich sagen werden. In jedem Fall hören sie nicht zu.
Ein weiterer Aspekt, an dem sich mangelnder Respekt zeigt: Unterschiede. Gesunde Paare können Unterschiedlichkeit aushalten. Sie finden sie manchmal sogar gut. Der Partner darf Ansichten vertreten, die man selber nicht teilt. Er darf eigenen Interessen und Hobbys nachgehen. Es dürfen auch beide Partner andere Bezugspersonen außerhalb der Beziehung haben. In einer gesunden Beziehung respektieren beide Partner ihre jeweilige Andersartigkeit, ohne sich selbst davon bedroht zu fühlen.
Lies auch: 6 Maßnahmen, die jedes Eheproblem lösen
Was kann ich tun, wenn wir uns nicht gegenseitig respektieren?
Respekt ist nicht personenbezogen. Das bedeutet: Entweder ich respektiere alle Menschen, oder ich respektiere niemanden. Das schließt auch mich selbst ein. Genau das ist dann auch das Problem. Wenn ich mich selbst nicht wirklich respektiere, kann ich auch einen anderen Menschen nicht wirklich respektieren. Wenn du glaubst, dass dein Partner dich nicht respektiert, dann stimmt das nur, wenn er auch sich selbst nicht respektiert.
Oft sind es nämlich eigentlich Kommunikationsprobleme, die bei euch als Respektlosigkeiten ankommen. Dann geht es um respektvolle Kommunikation und es gibt kein grundlegendes Problem (das aber auch behebbar wäre). Positive Kommunikation kann man lernen. Genau dafür gibt es Paartherapien.
Ein grundlegendes Problem wäre dann der Fall, wenn dir oder deinem Partner nie vorgelebt wurde, wie Respekt aussieht. In früheren Generationen wollten Erwachsene manchmal lieber gefürchtet als respektiert werden. Wenn das auf dich oder deinen Partner zutrifft, dann kann es sein, dass es euch schwerfällt, einander als Personen zu respektieren. Das macht Konfliktlösung natürlich sehr schwierig und führt auch manchmal zu Konflikten, die es sonst gar nicht gäbe.
6# Sie WOLLEN zusammenbleiben
Der wahrscheinlich wichtigste Unterschied zwischen den Paaren, die es schaffen, und denen, die scheitern, ist, dass die Einen es schaffen WOLLEN. Im Englischen gibt es dafür ein schönes Wort: Commitment. Übersetzen würde man es als eine Mischung aus: Bindung, Leistungsbereitschaft, Engagement und Verpflichtung. Commitment ist wichtig in einer Beziehung.
Paare, die glücklich zusammen bleiben wollen, schaffen das auch. Man sollte meinen, dass alle Paare, die eine Paartherapie anfangen, auch möchten, dass diese gelingt, aber tatsächlich ist das nicht so.
Manchmal hat ein Partner schon längst die Entscheidung gefällt, dass die Beziehung keinen Sinn mehr macht. Es kommt sogar vor, dass bereits Scheidungsanwälte kontaktiert wurden und im Hintergrund eine Wohnungssuche läuft. Die Paartherapie wird lediglich deshalb noch durchgeführt, damit man vor sich (und vor den Kindern) sagen kann, man hätte alles versucht.
So ein Versuch kann aber nicht gelingen, weil es Offenheit und Ehrlichkeit zwischen den Partnern braucht, um wieder Vertrauen aufbauen zu können. Man muss aussprechen, was wirklich ist. In so einer Situation undenkbar. Außerdem braucht es den Willen, dass es gelingt, damit man offen für Interventionen des Paarberaters bleibt. Man braucht Commitment.
Das ist das, was Menschen meinen, wenn sie sagen, es wäre “zu spät” für eine Paartherapie, oder sie hätten “zu lange gewartet”. Sie sind nicht mehr committed.
Bonus: Was ist mir wichtig in einer Beziehung?
Man kann eigentlich nicht pauschal beantworten, was wichtig in einer Beziehung ist. Wir sind alle Menschen und haben deshalb die gleichen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen, aber jeder Mensch ist anders. Die wichtigste Frage, die du dir selbst stellen musst, ist deshalb: Was ist mir wichtig in einer Beziehung?
Hier sind wir wieder beim Selbstbewusstsein angekommen. Werde dir deiner Selbst bewusst und erfahre, was dir in einer Beziehung wichtig ist. Erst dann kannst du das von einem Partner einfordern.