Liebe Inga,
Mein Freund und ich sind seit mittlerweile sechs Jahren zusammen. Obwohl uns ein ziemlich großer Altersabstand voneinander trennt, haben wir einige Hürden überwunden, inklusive der ziemlich nervenaufreibenden Scheidung von seiner Exfrau.
Ich habe von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich später auch einmal heiraten und eine Familie gründen möchte. Er hat mir diesbezüglich versichert, dass er sich trotz des misslungenen ersten Versuchs eine weitere Ehe vorstellen könnte.
Jetzt sind wir, wie bereits erwähnt, seit sechs Jahren zusammen. Die Anzahl der verheirateten Paare in meinem Freundeskreis nimmt beständig zu und auch ich hatte mir erträumt in den nächsten Jahren den Schritt vor den Traualtar zu wagen. Da von seiner Seite aus relativ wenig zu dem Thema kam, habe ich ihn vor einiger Zeit direkt darauf angesprochen.
Seine Antwort war nicht das, was ich erwartet hatte. Er eröffnete mir, dass er nur im Falle einer Schwangerschaft nochmals heiraten würde und dass er auch für den Hochzeitstag seine Kriterien habe, von denen er nicht abweichen würde.
Ich habe mir über Details noch keine Gedanken gemacht und bin mir sicher, dass man diesbezüglich eine Lösung finden würde, allerdings möchte ich aus verschiedenen Gründen, die ich ihm auch genannt habe, nicht nur wegen eines Kindes heiraten. Unabhängig davon meinte er dann auch noch, dass er sich aktuell sowieso nicht sicher sei, ob er sich das mit mir antun solle, da ich ihn erst vor kurzem schlecht behandelt hätte. Auf weitere Diskussionen wollte er sich dann nicht mehr einlassen. Vielmehr solle ich mir überlegen, was mir wichtiger wäre: Er oder der Traum von einer Hochzeit.
Ich kann das wirklich nicht nachvollziehen und ihn auch nicht verstehen. Ich liebe ihn und ich weiß, dass er sonst auch alles für mich tut bzw. tun würde, aber diese kalte Art und seine Unnachgiebigkeit in der Sache verletzen mich. Er hat offensichtlich seinen Standpunkt, aber ist ihm meiner denn so egal? (…)
Judith
Liebe Judith,
du schreibst, dass seine „kalte Art“ und „Unnachgiebigkeit“ dich verletzen. Es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber du hast einen Nerv getroffen.
Stell dir vor, du fasst in die Wunde eines Hundes. Dann kann es passieren, dass er nach dir schnappt. Bei Menschen ist es nicht anders. Wir wollen uns auch vor Schmerz schützen. Ihm ist dein Standpunkt nicht egal. Er kennt ihn sehr gut, genau deshalb jagt er ihm eine Menge Angst ein. Also blockt er ab.
Es ist sehr oft so, dass Männer zögerlicher an das Thema Hochzeit herangehen als ihre Partnerinnen. Das liegt fast immer an bestimmten Ängsten, die sie haben (und auf die wir gleich noch zu sprechen kommen). So lange diese Ängste nicht adressiert werden, wird es auch keine Hochzeit geben. Die gute Nachricht: Du kannst ihn dabei unterstützen, diese Ängste zu überwinden – und wenn nötig kannst du ihn auch darauf hinweisen, welche Angst sein eigentliches Problem ist (vielen ist das nämlich gar nicht bewusst).
Der Fahrplan sieht also wie folgt aus:
- Deine Herangehensweise ändern
- Das Problem identifizieren
- Deine Denkweise ändern
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Er will nicht heiraten? 1. Ändere deine Taktik
Die erste Frage, die sich stellt ist: Will er nicht heiraten oder will er noch nicht heiraten?
Männer, die wirklich davon überzeugt sind, dass sie niemals heiraten wollen, wissen das schon sehr früh und kommunizieren das in der Regel auch offen. In deinem Fall geht es eher darum, dass er noch nicht heiraten will.
An dieser Stelle versuchen es die meisten Frauen mit Logik. Sie zählen ihrem Partner Argumente auf, die beweisen sollen, dass sie bereit für die Ehe sind. Auch du hast ihm „verschiedene Gründe“ genannt, warum du nicht bloß wegen eines Kindes heiraten möchtest. Das ist der falsche Weg. Vermutlich wird dein Freund die Gründe, die du ihm genannt hast, schon in der nächsten Diskussion gegen dich verwenden.
Menschen treffen Entscheidungen aus emotionalen Gründen, rechtfertigen diese aber im Nachhinein mit rationalen Gründen. Deshalb wirst du mit Rationalem nicht weiterkommen. Das wird immer erst im Nachhinein relevant, wenn die Entscheidung längst gefallen ist.
Fragst du einen Mann, warum er sein Auto gekauft hat, wird er dir etwas über Zylinder und PS erzählen. Aber schaust du dir eine Auto-Werbung an, siehst du einen Drohnenflug über ein Auto, das durch eine traumhafte Landschaft rast. Gekoppelt mit Nahaufnahmen von dem Sonnenuntergang, der sich im makellosen Lack spiegelt und einem Inneren, das einem Raumschiff gleicht. Marketer haben verstanden, dass sie im Kunden eine Emotion wecken müssen, damit er kauft. Die harten Fakten über das Produkt nennen sie vielleicht auch, aber nur damit der Kunde diese nutzen kann, um seinen Kauf vor sich und anderen zu rechtfertigen.
Niemand will zum Heiraten überredet werden. Also streich die Argumente aus deinem Repertoire. Du willst, dass er dich von sich aus heiraten will. Das erreichst du, indem du im ersten Schritt das Thema ruhen lässt. Diese Ruhepause nutzt du für den wichtigsten Schritt. Was nicht stimmt ist sein Gefühl – und dagegen kommst du mit Logik nicht an, weil Gefühle nun mal nicht logisch sind. Also musst du herausfinden, was dafür sorgt, dass er ein schlechtes Gefühl hat.
Du hast auch ein Beziehungsproblem, das dich nachts nicht schlafen lässt? Dann schreib mir. Ich höre mir dein Problem gerne an und sage dir, wie du es lösen kannst. Schreibe dafür einfach eine Mail an hallo@fraginga.de
Er will nicht heiraten? 2. Identifiziere das Problem
Du schreibst, dass du seine Gedankengänge „wirklich nicht nachvollziehen und ihn auch nicht verstehen“ kannst. Das ist gerade das Hauptproblem. Du musst lernen ihn zu verstehen. Du musst nicht einverstanden sein, aber du musst ihn verstanden haben, um Teil der Lösung zu werden.
Er hat dir zu Beginn eurer Beziehung „versichert, dass er sich trotz des misslungenen ersten Versuchs eine weitere Ehe vorstellen könnte“. Jetzt hat er seine Meinung geändert. Vermutlich bloß deshalb, weil die Gedanken an eine Ehe jetzt konkret werden und zu Beginn eurer Beziehung noch in weiter Ferne erschienen. Das ist eigentlich eine gute Nachricht. Das bedeutet, er denkt sehr wohl darüber nach, dich zu heiraten.
Warum sträuben Männer sich gegen die Ehe, sobald sie näherkommt? Der Grund hat eigentlich immer etwas mit Angst zu tun, aber es sind durchaus unterschiedliche Ängste. Die Frage, die bleibt, ist: Wovor hat dein Freund Angst?
Wenn ihr Hilfe dabei braucht, miteinander zu kommunizieren und Verständnis für einander aufzubauen, dann kommt zu mir in die Paartherapie. Gemeinsam kommt man schneller zu einer guten Lösung. Ihr könnt mich gleich hier kontaktieren oder schreibt eine Email an hallo@fraginga.de.
1# Er will nicht heiraten, weil er Angst vor finanziellen Einbußen hat
Vor der Ehe arbeiten meistens beide Partner in Vollzeit. Nach der Ehe folgen Kinder und dann lastet die finanzielle Last wieder mehrheitlich auf dem Mann. Mama ist diejenige, die beruflich zurücksteckt. Sie bleibt bei den Kindern, arbeitet später vielleicht in Teilzeit oder sogar nur auf Minijobbasis und das nicht einmal unbedingt in ihrem eigentlichen Beruf. Es ist kacke, aber das ist die Realität in unserem Land. Es ist aber auch für Männer nicht einfach. Sie wissen, dass sie die Versorger sein müssen und das ist ein enormer Druck, der auf ihnen lastet.
Viele Männer verschwenden daher nicht einmal einen Gedanken an die Ehe, bevor sie ihre finanziellen Ziele nicht erreicht haben. Auch junge Männer wollen für ihre Frau und ihre Kinder sorgen können und bevor sie sich das nicht zutrauen, heiraten sie nicht.
Was kannst du dagegen tun?
Es mag kontraproduktiv erscheinen, aber hör auf, seine finanziellen Sorgen als unnötig abzustempeln. Nimm sie ernst. Immer wenn dich jemand abwatscht, pochst du nur noch mehr auf dem Standpunkt. Männer sind da nicht anders.
Seine Sorgen sind für ihn valide. Du willst diesen Mann heiraten. Dann ist es doch das Mindeste, dass du auf seine Sorgen eingehst. Wie willst du sonst in guten wie in schlechten Zeiten für ihn da sein? Er erreicht seine finanziellen Ziele schneller, wenn du ihn dabei unterstützt, als wenn du dagegen ankämpfst.
Randnotiz: Vielleicht bist auch du das finanzielle Problem. Wie steht es um deine Finanzen? Wenn du haufenweise Schulden hast, oder kaum für dich selber sorgen kannst, wie sollst du dann verantwortungsvoll für eine Familie sorgen? Wie oft am Tag klingelt der Paketbote bei euch? Wenn dein Freund spürt, dass dein Umgang mit Geld für Konflikte in der Ehe sorgen wird, wirkt das auf ihn abschreckend und dann wartet er lieber noch mit dem Antrag, bis du deine Finanzen im Griff hast.
2# Er will nicht heiraten, weil er Angst vor einer Scheidung hat
Du schreibst, dass dein Freund bereits eine „ziemlich nervenaufreibende Scheidung von seiner Exfrau“ hinter sich hat. Wenn ein Mensch einmal in die Abgründe einer Ehe gesehen hat, ist es nur nachvollziehbar, dass er nicht scharf darauf ist, das Risiko aufs Neue einzugehen. Vor allem dann nicht, wenn er die erste Ehe nicht aufgearbeitet hat.
Viele wissen gar nicht, dass ihre Ängste daher rühren, dass die Wunden aus der ersten Ehe noch nicht geheilt sind. Wenn dein Freund noch die Ansicht vertritt, dass seine Exfrau das Problem war, während er alles gegeben hat, willst du ihn gar nicht heiraten. Er wird dieselben Fehler, die er in seiner ersten Ehe gemacht hat, bei dir wiederholen. Du wirst vergleichbar wie seine Exfrau reagieren. Er wird wieder denken, dass du das Problem bist.
Glaub mir, die Wahrscheinlichkeit, dass seine erste Ehefrau der Teufel persönlich war, ist ziemlich gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass beide gleichermaßen für den Zerfall ihrer Ehe verantwortlich waren. Bevor er nicht erkannt hat, was er zur Scheidung beigetragen hat, ist er ein Risikokandidat für eine erneute Ehe.
Angst vor der Scheidung kann aber auch daher rühren, dass er eine ziemlich giftige Scheidung seiner Eltern (oder auch einfach miserable Ehe seiner Eltern) miterlebt hat. Die Angst vor einer Scheidung und die Angst vor einer unglücklichen Ehe gehen meist Hand in Hand.
Was kannst du tun?
Traurig, aber wahr: Abwarten und Kaffee trinken. Dein Freund hat die Auswirkungen einer Scheidung oder unglücklichen Ehe am eigenen Leib erfahren. Er ist verständlicherweise nun sehr darauf bedacht, sich diesen Schmerz erneut zu ersparen. Das Einzige, was du jetzt machen kannst, ist ihm Raum zur Veränderung zu geben.
Mit der Zeit wird dein Freund sehen, dass die Beziehung zu dir anders verläuft. Und falls nicht, kannst du ihn darauf hinweisen, dass seine erste Ehe vielleicht noch nicht aufgearbeitet ist. Sag ihm, dass du siehst, welche Ängste er hat. Du kannst ihm auch signalisieren, dass du ihn in seiner Situation verstehst. Danach solltest du aber aufhören, das Thema anzusprechen. Sonst ist es so, als würdest du permanent an einer Wunde herumpicken und dich wundern, dass sie nicht heilt.
Es ist leider tatsächlich so, dass du für die Fehler seiner ersten Frau büßen musst. Das ist ziemlich gemein. Aber sieh es mal so: Wenn er seine erste Ehe aufgearbeitet hat, wird er viele Fehler, die Männer in einer Ehe typischerweise so machen, nicht mehr machen, weil er weiß, welche Konsequenzen sie mit sich bringen. Dann wirst du von seinen Erfahrungen mit seiner ersten Frau profitieren. Ehrlich, du kannst ihr danken. Die zweite Ehefrau wird meistens besser behandelt als die erste. Du brauchst nur am Anfang etwas mehr Geduld.
Mehr erfahren: Mit dieser einen Sache beendest du jeden Streit
3# Er will nicht heiraten, weil er Angst davor hat, dich zu verlieren
Bindungsangst ist eigentlich Verlustangst. Wenn ich mich an niemanden binde, kann ich auch niemanden verlieren. Dieser Ansatz funktioniert natürlich nicht, weil man sich eben doch bindet. Wir Menschen haben ein tiefes Bedürfnis danach und dann zerstören wir diese Bindungen mit unseren Verlustängsten selbst. Aber Ängste sind nun mal irrational.
Ein starker Hinweis auf diese Art der Bindungsangst zeigt sich durch etwas, das ich Ablenkungsmanöver nenne.
Du schreibst, er hätte gesagt, „dass er sich aktuell sowieso nicht sicher sei, ob er sich das [eine Ehe]“ mit dir „antun solle“, weil du ihn „vor kurzem schlecht behandelt“ hättest. Dass er dies in einer Auseinandersetzung gesagt hat, wundert mich nicht. Vermutlich hast du kurz zuvor einen validen Punkt geäußert, gegen den er nicht ankam. Also hat er ein Ablenkungsmanöver gestartet. Frei nach dem Motto: „Ich sage etwas Krasses, auf das sie reagieren muss, damit sie vergisst, worüber sie gesprochen hat.“ Und es hat funktioniert. Du hast angebissen. Du wolltest sofort wissen, was du denn getan haben sollst – und das, worüber ihr zuvor diskutiert habt, war vom Tisch.
Versteh mich nicht falsch. Wenn du deinen Freund wirklich schlecht behandelst, kann das ein absoluter Grund für ihn sein, nicht heiraten zu wollen. Dann aktivierst du mit deinem Verhalten seine Angst vor einer unglücklichen Ehe (oder späteren Scheidung). Aber Männer, die wirklich unglücklich sind, machen zwei Dinge: Entweder sie zeigen ein Interesse daran, an ihrer Situation etwas zu ändern, oder sie ziehen sich zurück.
Dein Freund wollte sich jedoch „auf weitere Diskussionen“ nicht einlassen, er wollte also nichts ändern. Außerdem schreibst du, dass dein Freund für dich alles „tut bzw. tun würde“. Das machen Männer, die ihre Partnerin lieben und keine, die Groll hegen, weil sie schlecht behandelt werden.
Was kannst du tun?
Lass dich nicht täuschen. Wenn die Beziehung für ihn noch nicht „perfekt genug“ ist, um zu heiraten, ist dies ein Ablenkungsmanöver. Sinn der Sache ist, dass du dich mit dir selbst beschäftigst und daran arbeitest „perfekter“ zu werden, während er Zeit gewinnt. Mit dir ist alles in Ordnung. Männer heiraten keine perfekten Frauen.
Tipp: Dazu gibt es einen wunderbaren Ratgeber. Er heißt: „Warum die nettesten Männer bei den schrecklichsten Frauen bleiben… und die netten Frauen verlassen“. Das Buch ist von Sherry Argov. Der deutsche Titel beschreibt den Inhalt leider nicht gut. Im Englischen heißt das Buch „why men marry bitches“ (also: Warum Männer Miststücke heiraten). Sie gibt darin noch mehr wertvolle Tipps darüber, was du alles tun kannst, wenn er noch nicht heiraten will (und warum er es noch nicht will). Du kannst das Buch auf Deutsch gleich hier bei Amazon kaufen.* Auf Englisch bekommst du es hier.*
Sollte es tatsächlich ein Problem geben, an dem du arbeiten musst (weil du es willst), dann tue das im Stillen. Du musst nichts ankündigen. Du kannst ihm sowieso erzählen, was du willst. Wenn er wirklich auf eine Veränderung hofft, glaubt er das Ganze erst, wenn er es sieht. Männer hören, was sie sehen.
Wenn du dir dagegen nichts hast zu Schulden kommen lassen und er dir auch nichts vorwerfen kann, dann sprich ihn auf seine Taktik an. Du kannst auch im Streit sagen: „Das sagst du jetzt nur, damit wir nicht mehr über XY sprechen.“ Lass nicht zu, dass er durch Ablenkung ein Gespräch vermeidet.
Für Männer ist es total unangebracht emotional über wichtige Themen zu sprechen. Für Frauen gilt das Gegenteil. Wenn jemand weint, deuten wir das Problem als wichtiger. Männer nicht.
Wenn du ruhig bleibst und die Situation nüchtern betrachtest, während du über das Heiraten sprichst, geht er davon aus, dass es dir viel ernster und wichtiger ist. Also versuche mit aller Macht einen Streit über das Thema zu vermeiden. Wie du es schaffst, ruhig zu bleiben? Indem du versuchst ihn zu verstehen statt zu überzeugen. Klappt garantiert jedes Mal.
Wenn du es nicht schaffst, ruhig zu bleiben und ihr nur noch streitet, sobald das Thema aufkommt, lasst euch bitte helfen. Konflikte sollen zu Lösungen führen, nicht zu Verletzungen. Wie man das schafft, lernt ihr in der Paartherapie. Schreibt mir eine Mail an hallo@fraginga.de und wir vereinbaren einen Termin zum Erstgespräch.
Er will nicht heiraten? 3. Ändere deine Denkweise
Du schreibst: „Die Anzahl der verheirateten Paare in meinem Freundeskreis nimmt beständig zu und auch ich hatte mir erträumt in den nächsten Jahren den Schritt vor den Traualtar zu wagen.“ Das ist vermutlich ein Teil des Problems. Du setzt dich selbst unter Druck und gibst diesen Druck an ihn weiter. Das passiert sehr vielen Frauen, die einen fixen Zeitplan in ihrem Kopf haben. Nicht, dass ein Zeitplan falsch wäre. Du musst nur anders damit umgehen.
Dein Freund sagt dir schon, du solltest dir überlegen, was dir wichtiger wäre: „Er oder der Traum von einer Hochzeit“. Das ist eine reine Verzweiflungstat. Vermutlich fühlt er sich in die Ecke gedrängt. Weil er sich anders nicht mehr zu helfen wusste, hat er die Ultimatum-Keule ausgepackt. Das passiert oft auch anders herum. Dann sagen Frauen ihren Partnern, entweder du machst mir bis Tag X einen Antrag, oder ich gehe. Wer Druck auf etwas Fragiles ausübt, macht es kaputt.
Langfristig willst du ihm die Zeit lassen, die er braucht, um reif genug für die Ehe zu werden. Denn wenn du es nicht tust, badest du die Konsequenzen in der Ehe aus. Es beginnt mit einem halbherzigen Antrag, den er dir nur macht, weil du ihn dazu gedrängt hast. An den Antrag wirst du dich dein Leben lang erinnern. Dann interessiert er sich nicht für die Hochzeitsvorbereitungen und in der Ehe lässt er dich seinen Groll spüren. Er zieht sich zurück, lässt dich mit dem Haushalt und später auch mit den Kindern alleine. Willkommen in einer unglücklichen Ehe.
Versuch stattdessen den Druck rauszunehmen. Schon mal eine „Weisheit“ wie diese gehört: „Wenn er dir nach 2 Jahren keinen Antrag gemacht hat, macht er ihn nie“? Vergiss dieses Geschwätz. Mit der Zeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er dir einen Antrag macht. Die Zeit arbeitet für dich und nicht gegen dich. Jeder verstrichene Monat erhöht die Chance auf einen Antrag. Du kannst dich also guten Gewissens entspannen.
Laut Statista liegt das durchschnittliche Heiratsalter für Frauen bei 32,1. Männer sind sogar 34,2 Jahre alt. Und das ist bloß der Durchschnitt, der im Übrigen seit 1991 kontinuierlich steigt. Wir werden also immer älter, wenn wir heiraten. Bisher gibt es keine Anzeichen für eine Stagnation oder gar den Trend wieder früher zu heiraten. Trotzdem heiraten am Ende fast alle (mindestens ein Mal).
Versuch außerdem einen weiteren radikalen Ansatz, um den Druck rauszunehmen: Stell dir vor, dein Freund hat recht. Ich weiß. Aber lass dich auf das Gedankenexperiment mal kurz ein.
Was ist, wenn er wirklich noch nicht bereit für die Ehe ist? Übersetzt bedeutet das, dass er ein miserabler Ehemann wäre und du darunter leiden würdest. Dein Freund kennt sich selbst besser als jeder andere Mensch (inklusive dir). Wenn er denkt, er ist noch nicht bereit für die Ehe, dann glaub ihm. Du willst ihn noch nicht heiraten. Die Ehe ist schon schwer genug mit jemandem, der sie sich zutraut. Hättest du eine Glaskugel, wüsstest du das.
Bist du davon überzeugt, dass er sich niemals auf eine Paartherapie einlassen würde? Dann bist du in meiner Einzelberatung genau richtig. Ich zeige dir, wie du eure Beziehungsprobleme löst, auch ohne dass er bewusst mitmachen muss. Du kannst mich gleich hier kontaktieren.
Wenn du die Sache nüchtern betrachtest, kommen noch zwei weitere Argumente fürs geduldig bleiben dazu:
- Du kommst mit deinem jetzigen Partner schneller zur Heirat, als wenn du einen neuen Partner erstmal finden und dann auch noch gut kennenlernen musst.
- Willst du wirklich diesen ganzen Mist mit einem neuen Partner von vorne erleben? Die Verliebtheit am Anfang ist schön, aber danach werden Beziehungen anstrengend. Nächtelange Diskussionen, Streit, Tränen – das ist alles wichtig, damit das Paar zusammengeschweißt wird. Mit deinem jetzigen Partner hast du diesen Punkt schon erreicht, mit einem neuen fängst du wieder bei Null an.
Du hast noch den Rest deines Lebens, um verheiratet zu sein. Versuch die kurze Zeit vor der Verlobung zu genießen. 1-2 Jahre sind wirklich nicht viel, wenn du sie in Relation zu den nächsten 50 Jahren stellst. Sag ihm, dass du ihn liebst und bereit bist zu heiraten. Bastel ihm von mir aus eine Collage mit Ringen, die dir gefallen, damit er für die Zukunft Bescheid weiß. Und danach: Lass das Thema ruhen und genieß eure Beziehung (oder verbessere sie, wenn du Handlungsbedarf siehst).
Das ist nicht leicht, denn du musst dafür deine Erwartungen loslassen, aber sieh es so: Deine bisherige Denkweise hat dich nicht weiter gebracht. Schadet ja nicht, jetzt mal etwas Neues auszuprobieren. Vielleicht bringt dich das Loslassen schneller ans Ziel (tut es).
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Bonustipp: „Machst du mir heute einen Antrag?“
Wenn du partout das Thema nicht ruhen lassen kannst, nimm es mit Humor. Aber Achtung: Das funktioniert nur, wenn dein Freund diese Art von Spaß versteht und in eurer Beziehung eine positive Grundstimmung herrscht. Dann kann mein Tipp aber ein kleiner Running-Gag zwischen euch werden.
Frag an einem Zeitpunkt, zu dem er dir offensichtlich keinen Antrag machen wird, ob er dir heute einen Antrag macht. Ein bisschen so wie der Esel in Shrek, der ständig „Sind wir schon da?“ fragt. Wenn er lacht und „Nein“ sagt, frag wie ein trotziges Kind weiter: „Wiiiieso nicht?“. Dann lacht ihr beide darüber und lasst das Thema fallen. Er wird den Reminder trotzdem verstehen. Danach geht der Tag weiter wie gehabt.
Aber Vorsicht: Machst du das zu oft, kann es passieren, dass er dir in Jogginghosen auf der Couch einen Antrag macht. Du hast es provoziert.