Liebe Inga,
Ich bin seit 23 Jahren mit meinem Mann zusammen (19 davon verheiratet). Vor 3 Jahren hatte er eine Affäre mit einer Arbeitskollegin. (…) 2 Wochen später haben wir uns zusammengesetzt und (…) beschlossen es nochmal zu versuchen. Vor 2 Monaten rief mich seine Affäre an und erzählte mir, dass er mit ihr noch 2 weitere Jahre eine Affäre hatte. Als ich ihn zur Rede stellte, reagierte er erstmal trotzig. Abends zuhause erzählte er mir, dass er sich am Anfang in sie verliebt hatte. Danach wurde es aber immer schlimmer mit ihr (…) und somit habe er mit ihr Schluss gemacht.
(…) Nachdem er nun seine Affäre beendet hatte, schwor er mir, mich wieder auf Händen zu tragen. Allerdings hat er sich sehr verändert. (…) meine Theorie: er liebt mich nicht und ist nur bei mir, weil wir uns gemeinsam was aufgebaut haben, was er nicht aufgeben will. Ich setze mich jeden Tag mit dem Gedanken auseinander, diese Beziehung zu beenden, weil ich mich nicht von ihm geliebt fühle, auch wenn er es jeden Tag sagt. (…)
Was mein Problem angeht, weiß ich ja, dass ich loslassen muss. Entweder ihn oder die zermürbenden Gedanken an diese Affäre. Es bringt mich nicht weiter und macht mich fertig. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich mit ihm umgehen soll, aus Angst weiter verletzt zu werden. Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das alles verletzt hat. Ich versuche ihm das Gefühl zu vermitteln, dass ich ihn liebe und das tue ich auch von ganzem Herzen. Aber die Angst in mir, dass er es nicht tut und nur bei mir ist, weil es mit der Affäre nicht geklappt hat, ist erdrückend. Mit ihm darüber reden, will ich auch nicht, weil ich nicht weiß, ob ich seinen Worten noch glauben kann. Zumal er mir auch mehrfach am Tag sagt, dass er mich liebt. Aber das hat er auch während seiner Affäre zu mir gesagt.
Christine
Du bist in einer der schmerzhaftesten Lagen, in der man als verheiratete Frau sein kann. Eine Affäre kann für den betrogenen Partner sogar traumatisch sein. Ein Trauma entsteht dann, wenn deine natürliche Reaktion auf ein schlimmes Ereignis nicht möglich ist. Natürlich wäre Kampf oder Flucht. Wenn du von der Affäre deines Mannes erfährst, kannst du beides nicht tun. Du kannst es nicht mehr verhindern. Es ist zu spät. Jemand anders hat für dich entschieden. Du wurdest in dieses Drama reingeschmissen und musst jetzt sehen, wie du damit klarkommst.
Wahrscheinlich bist du einfach nur am Ende und weißt nicht mehr weiter. Du kannst deine Gedanken nicht einfach ausschalten und sie kreisen unaufhörlich um die Affäre. Denkt er an sie? War der Sex mit ihr besser? Liebt er mich wirklich? Wenn du Pech hast, ist dein Mann nicht einmal bereit darüber zu reden und er wird ärgerlich, wenn du davon anfängst. Keine leichte Situation.
Deshalb passiert es gar nicht so selten, dass Frauen Monate oder manchmal sogar Jahre nach der Affäre die Beziehung beenden. Einfach, weil sie es nicht mehr aushalten und endlich zur Ruhe kommen möchten. Auch du schreibst, dass du dich jeden Tag mit dem Gedanken auseinandersetzt, “diese Beziehung zu beenden”.
Damit du in zwei Jahren nicht mehr an diesem schmerzhaften Punkt stehst, ist es wichtig, wie du jetzt reagierst. Denn instinktiv gehen viele Paare falsch mit einer Affäre um und erschweren sich selbst damit den Heilungsprozess. Manchmal so sehr, dass es unmöglich wird.
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1# Du versuchst zu vergeben und zu vergessen
Der erste Fehler, den viele an dieser Stelle machen, ist, sich auf das christliche Vergeben & Vergessen zu besinnen. Das solltest du nicht tun. Erstens kannst du es sowieso nicht. Das wäre wider die menschliche Natur. Zweitens würde es schaden.
Erinnern ist eine sehr wichtige Funktion für unser Überleben als Spezies. Es verhindert, dass wir Fehler wiederholen und bewahrt uns davor, (erneut) in eine Situation zu geraten, in der wir verletzt werden könnten. Dein Gehirn ist deshalb gar nicht darauf ausgelegt, schmerzhafte Erfahrungen zu vergessen.
Du schreibst, du wüsstest ja, dass du “loslassen” musst. Wer sagt das? Du musst nicht gegen deine Natur ankämpfen. Du kannst es auch nicht. Nimm das Erinnern als sinnvoll an. Es ist okay, dass du die Affäre nicht vergessen kannst. Dein Gehirn macht genau das, was es machen soll.
Das bedeutet auch nicht, dass du für den Rest deines Lebens qualvolles Kopfkino erdulden musst. Du wirst es nicht vergessen, aber du wirst nicht jeden Tag daran denken müssen und auch nicht dabei leiden. Ähnlich wie ein Autounfall. Du vergisst einen schlimmen Unfall nicht, aber der Körper heilt, die Narben verblassen. Du kannst mit einem gesunden Abstand daran zurückdenken, wenn du den Unfall richtig verarbeitet hast. Falls du das alleine nicht schaffst, kannst du dir Hilfe holen. Das ist das Ziel, nicht vergessen.
Niemand würde von dir verlangen, einen Autounfall einfach loszulassen und zu vergessen. Bei Affären propagieren wir als Gesellschaft einen toxischen Umgangsweg und dann wundern sich Betroffene, was mit ihnen nicht stimmt.
Wenn du Hilfe dabei brauchst, die Affäre deines Mannes hinter dir zu lassen, kannst du mich gleich hier kontaktieren. Ich kann dir im Rahmen eines 1:1 Coachings helfen, oder du und dein Mann startet eine Paartherapie bei mir.
Der zweite Punkt ist, dass du in diesem Zustand keine übereilte Entscheidung treffen solltest. Der allgemeine Tenor in unserer Gesellschaft zu Affären lautet: Verzeih ihm oder geh. So einfach ist es nicht. Wenn du überstürzt ein Urteil über Trennung oder Neuanfang triffst, wirst du keine gute Entscheidung treffen, weil du in stark emotionalen Situationen nicht klar denken kannst.
Viele Frauen stürzen sich an diesem Punkt in ihre Ehe und setzen alles daran, ihren Mann zurückzugewinnen. Sie kämpfen und “gewinnen” vermeintlich, weil ihr Mann nach langem hin und her sich für sie und nicht für die Affäre entscheidet. Lass dich nicht täuschen: Meistens läuft es so. Das Bild vom reumütigen Mann, der auf Knien um Verzeihung bittet, ist ein Mythos. Du kannst ihn so “zurückgewinnen”, aber du wirst damit nicht glücklich werden. So landest du an dem Punkt, an dem du die Affäre nicht vergessen kannst und noch Jahre später unter Flashbacks leidest.
Was du wirklich brauchst, um die Affäre zu vergessen und deine Ehe zu retten, ist Zeit. Nimm dir die Zeit, um alles zu durchdenken. Und ich meine wirklich alles, nicht bloß den Neustart. Spiele in Gedanken durch, was es bedeuten würde, wenn du dich trennst. Bis ins kleinste Detail. Es ist wichtig, dass du das als ernsthafte Option in Betracht ziehst. Nicht, damit du es dann tun kannst, sondern weil du dich ganz bewusst für die Beziehung entscheiden musst, damit eure Ehe davon profitieren kann.
Als netter Bonus: Dieses Verhalten wird deinem Mann vermutlich Angst einjagen. Auch er hat Angst davor verlassen zu werden, genau wie du. Deshalb ist dein erster Impuls auch, ihm zu verzeihen und ihn wissen zu lassen, wie sehr du ihn liebst. Gib diesem Impuls nicht direkt nach. Es wird nachher noch sehr wichtig werden, dass du das Gefühl hast, dass er es nicht zu einfach hatte. Eine Affäre ist ein großer Vertrauensbruch. Wenn du später glaubst, dass er ungeschoren davongekommen ist, wirst du ihm nicht verzeihen können. Abgesehen davon bringt ihn nichts schneller zu seiner Familie zurück, als wenn er ernsthaft glaubt, er könnte sie verlieren.
Wenn du ein Beziehungsproblem hast, das dich verzweifeln lässt, dann schreib mir. Ich bekomme inzwischen mehr Anfragen, als ich beantworten kann, aber ich setze mich auch immer wieder hin und wähle eine Leseranfrage aus, die ich ausführlich und vollkommen kostenlos online beantworte. Schreib mir dafür einfach eine E-Mail an hallo@fraginga.de.
2# Du hast dich zum Trostpreis machen lassen
Wenn du den ersten Schritt nicht befolgt hast, wirst du in eine Situation geraten, in der du zur zweiten Wahl wirst. Ich sagte schon, dass der Mann, der nach einer Affäre zu seiner Frau zurückgekrochen kommt, ein Mythos ist. Das kommt so gut wie nie vor. Meistens trennt er sich nicht sofort von der Affäre. Stattdessen braucht er vermeintlich Zeit, um sich zu sortieren und eine Entscheidung zu treffen. Diese Zeit nimmt er sich so lange, bis er entweder erkennt, dass er sich einer Illusion hingegeben hat und die andere Frau auch nicht besser ist als seine Ehefrau, oder bis die andere Frau die Affäre beendet. Zwischenzeitlich kommt es oft zu einem erneuten Betrug mit derselben Geliebten.
Auch du schreibst, dass dein Mann sich “in sie verliebt hatte”. Es kam zu einem erneuten Betrug, nachdem die Affäre bereits offenbart war. Beendet hat er die Affäre erst, nachdem es mit ihr “immer schlimmer” wurde. Er hat also irgendwann erkannt, dass sie doch nicht so toll ist. Die Traumblase ist geplatzt. Was dann passiert ist, ist in so einer Situation unausweichlich: Du hast das Gefühl, dass er eben nicht aus Liebe zurückgekehrt ist, sondern weil es der bequemere Weg war. Du schreibst, dass du glaubst, er sei nur bei dir, weil ihr euch gemeinsam etwas aufgebaut habt, “was er nicht aufgeben will”. Außerdem sei die Angst in dir “erdrückend”, dass er nur bei dir ist, “weil es mit der Affäre nicht geklappt hat”.
Genau deshalb ist der erste Punkt so wichtig. Du darfst nicht warten, bis er eine Entscheidung für dein Leben getroffen hat. Wenn du nun in diese Situation gekommen bist, in der du dich wie ein Trostpreis fühlst, ist es nicht zu spät, den ersten Schritt zu wiederholen.
Du schreibst, dass du versuchst, ihm das Gefühl zu vermitteln, dass du ihn liebst. Hast du ihm vorher das Gefühl vermittelt, dass du nicht weißt, ob du ihm verzeihen kannst? Und es auch ehrlich so gemeint? Trennung ist eine Option. Er darf ruhig ein wenig Zittern. Unsere Omas wussten noch, dass man Männern zwar gibt, was sie wollen, aber nie so schnell, wie sie es wollen.
Ich verrate dir noch ein Geheimnis: Insgeheim wusste er die ganze Zeit, dass die andere Frau nicht so toll ist, sonst hätte er dich verlassen.
Lies auch: Zweite Chance für die Beziehung: Wann sie sinnvoll ist
3# Du tolerierst die Affäre
Nach einer Affäre ist dein Selbstwertgefühl bis in die Grundmauern erschüttert. Dazu kommt noch, dass du wahrscheinlich ahnst, dass die andere Frau deinem Partner etwas gegeben hat, was er bei dir nicht bekommen hat. Das will ein Teil von dir wiedergutmachen. Aus dieser Kombination heraus entsteht eine massive Unsicherheit bei dir.
Aus Angst ihren Mann zu verlieren, tolerieren viele Frauen sogar, dass er weiterhin Kontakt zur Affäre hat. Sie wollen besonders verständnisvoll sein. Oft weil sie es vorher in der Beziehung nicht waren. Das ist der größte Fehler, den du machen kannst.
Ihr habt nur dann eine Chance eure Ehe zu retten, wenn ihr emotional wieder beieinander seid. Das geht nicht, wenn eine dritte Person zwischen euch steht. Wenn dein Mann noch Kontakt zu seiner Affäre hat, ist alles, was ihr tut, um einen Neuanfang zu wagen, vergebene Liebesmüh. Es ist, als würdet ihr versuchen, ein Haus auf sandigem Boden zu bauen. Ihr braucht ein festes Fundament. Das ist der allererste Schritt.
Du schreibst, dass er eine “Affäre mit einer Arbeitskollegin” hatte. Mehr sagst du dazu nicht. Mir stellt sich hier sofort die Frage, ob sie noch immer Arbeitskollegen sind? Natürlich ist es für deinen Mann erschwert, den Kontakt zu ihr ganz abzubrechen, wenn sie Arbeitskollegen sind, aber Menschen wechseln schon aus kleineren Gründen den Job. Kein Geld der Welt ist es wert, dass ihr eure Familie aufs Spiel setzt.
Was ihr jetzt braucht, ist Sicherheit. Wie sollst du dich entspannen und durchatmen, wenn du die andere Frau noch immer im Nacken hast? So ist es nicht verwunderlich, dass du Angst hast “weiter verletzt zu werden”. Dein Unterbewusstes will dir etwas sagen.
Lies auch: Er bricht den Kontakt zu seiner Affäre nicht ab? Was du jetzt tun kannst
4# Du verstehst nicht, wie er dir das antun konnte
Ein großes Problem für betrogene Ehefrauen ist, dass sie nicht verstehen können, wie ihre Männer ihnen das antun konnten. Wie kann man jemandem, den man vermeintlich liebt, so weh tun? Sie fragen sich, ob sie sich wirklich so in ihren Männern getäuscht haben. Inwiefern ist das nun ein Fehler, den man im Umgang mit Affären macht?
Du musst es als Schritt auf dem Weg der Heilung betrachten. Es ist kein irrationaler, unlösbarer Wunsch von dir. Quasi ein gegebenes Problem bei dir, dass du ihn einfach nicht verstehen kannst. Du kannst ihn verstehen, dir fehlen bloß noch die nötigen Informationen dazu.
Du musst sogar verstehen, wieso er fremdgegangen ist, damit du ihm verzeihen kannst und eure Beziehung in Zukunft Affären-sicher gestaltet ist.
Erst wenn du verstanden hast, was ihn dazu gebracht hat, ist er nicht mehr der Arsch in deinen Augen, sondern wieder ein guter Mann, dessen schlechte Handlung du nachvollziehen kannst. Das wird dir ein Gefühl von Sicherheit geben. Wenn du verstehst, wieso er fremdgegangen ist, werdet ihr beide das Gefühl haben, dass ihr es in Zukunft verhindern könnt.
Dabei geht es im Übrigen nicht darum, dir eine Teilschuld an der Affäre zu geben. Er hat die Entscheidung getroffen fremdzugehen, du hattest damit nichts zu tun. Was auch immer ihm gefehlt hat, es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben, um diese Probleme zu lösen.
Es geht lediglich darum zu erkennen, wo ihr falsch abgebogen seid. Wenn beide in der Beziehung alles gegeben hätten und es ist trotzdem zur Affäre gekommen, wie sollt ihr es dann in Zukunft verhindern? Dann wärt ihr ja zum Scheitern verurteilt. Es ist wichtig, die Türen zu schließen, durch die Dritte in eure Ehe reinspazieren konnten. An irgendeinem Punkt hatten dein Mann und seine Geliebte Informationen über deine Ehe, die dir gefehlt haben. Diese Informationen brauchst du. Dann verstehst du auch, wie er dir das antun konnte.
Achtung: An diesem Punkt fallen viele Frauen in eine Art Detail-Wahn. Sie wollen alles über die Affäre wissen. Du entscheidest, was du wissen willst. Es ist dein gutes Recht, Fragen zu stellen und dein Mann sollte dir auch ehrlich antworten, selbst wenn er dich am liebsten vor den Antworten schützen würde. Aber überleg dir gut, welche Fragen du stellst. Stell keine Fragen, auf die du die Antworten nie wieder aus dem Kopf kriegst.
5# Du kommunizierst nicht, was das mit dir gemacht hat
Auch du schreibst, dass du versuchst, dir “nicht anmerken zu lassen”, wie sehr dich “das alles verletzt hat”. Das ist leider auch ein ganz falscher Ansatz, weil er das verhindert, was für dich so wichtig ist. Er verhindert, dass dein Mann echte Reue für das empfindet, was er getan hat. Ohne Reue kannst du dir nicht sicher sein, dass er es nicht wieder tun wird und deshalb auch kein Vertrauen aufbauen.
Genau wie du verstehen musst, wieso er fremdgegangen ist, muss er verstehen, was das mit dir gemacht hat. Das sind die elementarsten Pfeiler für den Beziehungswiederaufbau.
Es gab bereits genug Geheimnisse und Unausgesprochenes in eurer Beziehung. Das muss aufhören. Mach ganz transparent, wie du dich fühlst. Zeig deinen Schmerz. Es ist sehr wichtig, dass er ihn sieht.
Oft ist es so, dass Männer sich an dieser Stelle nicht mehr mit dem Betrug auseinandersetzen wollen. Sie wollen das Thema in der Vergangenheit lassen. Ein Grund dafür ist, dass sie sich schämen. Ein anderer Grund ist, dass er sich an den Pranger gestellt fühlt, wenn du berichtest, was die Affäre mit dir gemacht hat. Das ist keine angenehme Situation für ihn. Es ist trotzdem wichtig, dass ihr diese Gespräche führt.
Erst wenn er deinen Schmerz nachempfinden kann, wird er Verantwortung für die Affäre übernehmen und erst dann wirst du ihm verzeihen können. Dabei ist es egal, ob die Affäre 10 Wochen oder 10 Jahre her ist, ihr klärt es so lange, bis es geklärt ist. Es gibt keine Deadline.
Braucht ihr Hilfe dabei, diese Gespräche konstruktiv zu führen? Dann kommt zu mir in die Paartherapie. Du kannst mich gleich hier kontaktieren.