Hallo ,
(…) Ich habe ihn kennengelernt, da haben wir beide noch gezockt, auch zusammen! Auch noch während der Schwangerschaft! Doch da habe ich bereits erwähnt, dass, wenn unser Sohn da ist, dies sich ändern muss. Sprich minimieren, denn wir haben Verantwortung für jemanden und es kommen viele Aufgaben am Tag dazu (…)
Mein Mann steckt gerade im letzten Jahr seiner schulischen Ausbildung zum Erzieher. 3 Tage in der Woche hat er dann um 14 Uhr schon Schluss, die anderen 2 Tage um 16 Uhr. Dann kommt er heim, macht sich einen Kaffee, setzt sich kurz zu unserem Kind, umarmt ihn, schaut nebenbei auf seinem Handy Youtube oder zockt darauf schon. Das geht ca. 30 min bis 1 Stunde und dann geht die Xbox an! Und den Rest des Abends, bevor unser Sohn ins Bett muss, ab 19 Uhr, da passiert nix mehr wirklich. Und diese Tage gibt es oft.
Er verbringt wenig Zeit mit seinem Kind, doch das Zocken geht. Er vernachlässigt seine Schulaufgaben wegen Zocken. Er bearbeitet seine Anträge nicht (…), ständig muss ich ihn immer daran erinnern, alles noch zu machen (…)
Wir haben nie Zeit, auszugehen. Da niemand in der Nähe ist, um auf unser Kind aufzupassen. Daher machen wir manchmal was, was auch für unseren Sohn ist. Da merkt man schon, dass mein Mann keine Lust hat. Er wirkt gereizt, weil er draußen sein soll bei heißem Wetter, statt zuhause an der Xbox. Ihn regt es auf, wenn unser Sohn draußen in der Öffentlichkeit laut ist und droht und diskutiert dann immer wieder, er werde nie wieder rausgehen mit ihm. Es mache keinen Spaß mit ihm. Zuhause ist er nur noch militärisch konsequent zu seinem Sohn, obwohl er eine Erzieher-Ausbildung macht. Er zwingt ihn, sein Essen aufzuessen, obwohl unser Kind schon würgt, weil ihm das Essen nicht schmeckt oder die Konsistenz nicht passt. Seine Wortwahl lautet dann: “Aber er hat zu tun, was ich sage”. Er sei zu verwöhnt.
Ich weiß nicht weiter. Wenn ich alles anspreche, gibt er mir die Schuld. Ich bilde mir nur Dummes ein. Er (…) verbringe doch auch Zeit mit dem Kind und mir. Aber das nur wenig und wenn, dann immer genervt (…) Sein Zocken und sein aggressives Verhalten gegenüber dem Kind finde ich gar nicht mehr toll. (…)
Am Anfang hatten wir die Überlegung auf drei Kinder. Jetzt mag er schon nicht mehr ein zweites. Wenn ich das anspreche, dann heißt es: “Ein Zweites? Naja, ich denke nicht”. Was mich traurig macht, weil ich schon gerne noch ein Kind und ein Geschwisterchen für unseren Sohn hätte. Was kann man tun?
Britt
Das Zocken ist nicht dein Problem. Dass er genervt von eurem Kind ist, auch nicht. Dass er zur Zeit kein zweites Kind will, auch nicht. Das sind alles nur Symptome, aber nicht die Ursache für euren Stress. Behebt die Ursache, dann verschwinden auch die Symptome. Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager. Das ist das Problem.
Ich zitiere dich mal:
- “Er vernachlässigt seine Schulaufgaben wegen Zocken”
- “ständig muss ich ihn immer daran erinnern, alles noch zu machen”
- “Er wirkt gereizt, weil er draußen sein soll bei heißem Wetter, statt zuhause an der Xbox”
In der Auflistung fehlt eigentlich nur noch, dass er sein Gemüse nicht essen will und den Müll nicht rausbringt. Kurzum: Du klingst wie eine Mama, die ihren trotzigen Sohn beschreibt. Genau da liegt das Problem. Er benimmt sich wie ein Teenager und du wie seine Mutter.
Ich weiß, dass du das nicht willst. Keine Frau macht das gerne. Ich kann förmlich hören, wie du sagst, dass es nichts bringen würde, mit ihm zu reden. Er würde nur jammern, dass alles anstrengend sei. Du könntest eben besser mit dem Kind umgehen. Oder er würde einfach bockig werden. Reden bringt nichts. I know. Du sollst auch gar nicht mit ihm reden. Ich verrate dir, was wirklich hilft.
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Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 1# Keine Sorge
Das Wichtigste vorab: Wenn dein Mann sich wie ein Teenager benimmt, ist das nicht das Ende der Welt. Ein schreiendes Kind, ein streitender Teenager und du mittendrin. Das ist kein schöner Zustand, aber ein lösbarer. So sieht es in viel mehr Haushalten aus, als du vielleicht denkst.
Ihr steckt gerade im Wechsel von der Beziehungsphase “Paar” hin zur “Familie”. Dieser Übergang ist immer holprig. Wenn ein Baby kommt, muss das Paar auseinanderrücken, damit Platz für das Kind entsteht. Außerdem müssen sich beide Partner weiterentwickeln – von Mann und Frau hin zu Mama und Papa. Deshalb rutschen viele Paare an diesem Punkt in eine Eltern-Kind-Dynamik (oder eine andere schädliche Dynamik). Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich.
Du kannst positiv sehen, dass dein Mann trotzdem weiterhin involviert ist. Ihr streitet noch, das ist gut. Es gibt ja auch Teenager, die sich komplett zurückziehen und irgendwann nicht mehr heimkommen. Schlimmer geht immer.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 2# Akzeptanz
Ein Teil von dir will deinen Mann vielleicht schütteln und anblaffen, dass er sich gefälligst zusammenreißen und erwachsen werden soll. Du hast es doch auch geschafft. Diese Einstellung ist verständlich, aber nicht hilfreich. Du hast es jetzt schon so lange versucht, deinen Mann irgendwie dazu zu bewegen, dass er sich ändert. Wie hat das bisher für dich funktioniert? Meine Vermutung: gar nicht. Also hör auf damit und versuche einen anderen Weg.
Damit sich ein Zustand ändern kann, muss man ihn erst einmal als gegeben akzeptieren. Was dir bisher gefehlt hat, ist Akzeptanz. Das ist die paradoxe Theorie der Veränderung. Entgegen langläufiger Meinung entsteht Veränderung nämlich nicht durch Zwang, Disziplin oder Bemühung, sondern durch Akzeptanz des Ist-Zustands. So wie es ist, ist es gerade sinnvoll.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager. Er kann gerade nicht anders. Wirklich nicht. Es ist wichtig, dass du einsiehst, warum er sich so verhält, damit du es (für den Moment zumindest) akzeptieren kannst.
Er macht es nicht, weil er es so will. Auch wenn es vielleicht so aussieht. Er kann gerade nicht anders, als sich wie ein Teenager zu verhalten. Wir alle handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Er macht es also nicht aus Bösartigkeit, sondern mangels Fähigkeiten, es anders zu tun. Welche Fähigkeiten fehlen ihm? Wahrscheinlich die Fähigkeit, gesund mit Stress umzugehen und emotionale Reife.
Gesunde Methoden, um mit Stress umzugehen, wären zum Beispiel ein Gespräch mit dem Partner oder guten Freunden. Das schafft langfristig Linderung, kann aber kurzfristig Überwindung kosten, weil man sich verletzlich zeigen muss. Menschen, denen die emotionale Reife dazu fehlt, müssen sich etwas anderes suchen, das ihnen hilft. Sie finden allerdings Methoden, die auf Vermeidung basieren. Dabei wird der Stress nicht wirklich gelöst, sondern vorübergehend überdeckt. Zocken ist dabei ein sehr einfach verfügbares und wirkungsvolles Mittel. Man kann damit ganz wunderbar belastende Gedanken und Gefühle von sich wegschieben und für den Moment vergessen. Zocken lenkt ab.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, was Zocken in seinem Gehirn auslöst und warum er es nicht lassen kann, lies diesen Text: 4 Dinge, die du tun kannst, wenn dein Mann zu viel zockt
Die Frage ist also eher, warum deinem Mann die emotionale Reife fehlt und warum er schlecht mit Stress umgehen kann. Euer Kind ist bereits 3 Jahre alt. Irgendwas hat also verhindert, dass er diese Fähigkeiten entwickelt hat. Wahrscheinlich waren es diese zwei Faktoren:
1# Sein Alter
Du hast nicht gesagt, wie alt dein Mann ist. Aber wenn er gerade “im letzten Jahr seiner schulischen Ausbildung zum Erzieher” steckt, tippe ich auf Anfang 20. Wusstest du, dass die Pubertät im Durchschnitt erst mit 24 Jahren wirklich abgeschlossen ist? Kein Scherz. Körperliche Veränderungen sind schneller abgeschlossen, aber das Gehirn entwickelt sich noch bis Mitte 20. Es kann also auch erst mit 25 „fertig“ sein. Bei Männern dauert es länger als bei Frauen.
Der letzte Teil des Gehirns, der “fertig” ist, ist der Präfrontale Cortex. Genau das Areal, das für das Abschätzen von Konsequenzen einer Handlung verantwortlich ist. Wer Kinder bekommt, bevor die Pubertät endgültig abgeschlossen ist, hat also noch nicht die nötige Reife, um klug und vorausschauend zu handeln, weil der Präfrontale Cortex noch nicht fertig ist. Außerdem reagiert das Gehirn stärker auf Stress als das von Erwachsenen – und Kinder bedeuten manchmal extremen Stress.
2# Dein Verhalten
Wenn er Peter Pan ist und nicht erwachsen werden will, bist du seine Wendy. Soll heißen: Du übernimmst die Verantwortung für ihn. In einer Beziehung treffen zwei Partner zusammen, deren Verhalten sich gegenseitig bedingt. Das bedeutet: Du bist ein Teil des Problems. Du ermöglichst ihm, weiter verantwortungslos zu sein, weil du ihn vor den Konsequenzen bewahrst.
Das ist aber etwas Gutes. Denn dann bist du auch Teil der Lösung. Er kann sich nicht mehr wie ein Teenager verhalten, wenn du dich nicht mehr wie seine Mutter verhältst.
Wenn du Hilfe dabei brauchst, aus deiner Mamarolle auszusteigen, helfe ich dir gerne im Rahmen einer Eheberatung. Du kannst mich gleich hier kontaktieren und ein Erstgespräch vereinbaren, oder schreib mir eine Email an hallo@fraginga.de.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 3# Entlastung
Gereizte Eltern sind überforderte Eltern. Du schreibst, er wirke “gereizt” und er wäre “nur noch militärisch konsequent“ im Umgang mit eurem Sohn. Er würde ihn sogar zwingen, sein Essen aufzuessen, obwohl euer Kind “schon würgt”. Das tut mir ja schon beim Lesen in der Seele weh. Ich kann nur erahnen, wie sehr du als Mama mitleiden musst, wenn du so etwas beobachtest. Gleichzeitig schreibst du, dass eine seiner ersten Amtshandlungen, wenn er nach Hause kommt, ist, sich zu eurem Sohn zu setzen, ihn zu umarmen und eine halbe bis eine Stunde mit ihm zu verbringen. Da ist also der Wunsch nach Nähe zu seinem Kind, sonst würde er das nicht tun. Offensichtlich liebt er sein Kind, aber ist überfordert von der Gesamtsituation.
Wenn man den Rest deiner Nachricht liest, versteht man auch wieso. Erstens habt ihr ein Kleinkind. Euer Alltag wird also diktiert von den Bedürfnissen eines 3-Jährigen. Das kostet viel Kraft. In dieser Phase eures Lebens seid ihr wahrscheinlich beide einfach hundemüde. Das ist normal. Jeder, der auch Kinder hat, wird euch bestätigen, dass diese Zeit sehr anstrengend ist. Zweitens schreibst du, dass “niemand in der Nähe ist”, um auf euer Kind aufzupassen. NIEMAND. Hier liegt ein Knackpunkt. Eltern alleine sind zu wenig, um ein Kind groß zu bekommen. Zumindest so, dass es auch Spaß macht. Man kann es alleine schaffen – aber wie und zu welchem Preis?
Man kann diese Phase aussitzen. Die Zeit vergeht. Aber sie vergeht nicht spurlos.
Wenn ihr niemals eine Pause bekommt, geht nicht nur eure Liebe flöten, sondern ihr werdet auch eurem Kind nicht gerecht. Wenn du Pech hast, wird dein Mann seine schlechten Angewohnheiten festigen. Du wirst aufgrund seiner Unselbstständigkeit den Respekt vor ihm verlieren. Er wird dich nicht mehr anziehend finden. Niemand will mit Mama ins Bett. Irgendwas wirst du ihn dann verlassen, weil er dir nur noch entwicklungsresistent erscheinen wird. Euer Sohn wird den Preis für alles zahlen.
Dabei hat euer Kind es verdient, dass Mama und Papa sich an ihm erfreuen. Er hat nur eine Kindheit. Alles, was ihr jetzt macht, könnt ihr nicht mehr rückgängig machen. Deshalb ist es nicht nur für das Überleben eurer Beziehung, sondern auch für das Wohlergehen eures Sohnes essenziell, dass ihr Entlastung bekommt.
Im Englischen sagt man, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Das ist wahr. Das Beste, das ihr an dieser Stelle tun könnt, ist, euch vertrauenswürdige Babysitter zu suchen. Selbst wenn dafür ein Umzug nötig ist. Hilfe ist am Ende eine Frage von Zeit, Geld oder Beziehungen. An einer dieser Stellschrauben müsst ihr drehen.
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Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 4# Arbeitsteilung
Um Überforderung abzubauen, ist Unterstützung das A und O. Dafür ist aber auch eine faire Arbeitsteilung innerhalb eurer Familie wichtig. Die klassische Rollenverteilung “Mann geht arbeiten, Frau versorgt Haus und Kind” ist Bullshit. Sie kommt aus einer Zeit, in der der Wert einer Frau darin lag, wie nützlich sie für den Mann war. Kindererziehung und der Haushalt sind mehr als ein Vollzeitjob. Wenn du mich fragst, sieht die “klassische” Rollenverteilung nämlich so aus: Mann hat einen Job, Frau hat drei (Haushälterin, Köchin, Erzieherin).
Wenn dein Mann sich wie ein Teenager benimmt, ist eine faire Arbeitsteilung für euch beide besser als eine “klassische”. Sie hilft euch dabei, eure Eltern-Kind-Dynamik zu überwinden.
Bisher war es vermutlich so: Während dein Mann gearbeitet hat, hast du dich um die Kinderbetreuung, das Einkaufen, Kochen und den Haushalt gekümmert. Dann kam er nach Hause und hatte Feierabend. Du jedoch nicht, weil deine Jobs in 8h nicht zu schaffen sind. Am Wochenende hatte er frei und du hast einfach weiter gearbeitet, weil es in deinem Job keine freien Tage gibt. Das muss sich ändern.
Wenn er nach Hause kommt und es sind noch To-dos offen, dann sind es fortan eure gemeinsamen To-dos. Das Kind muss versorgt werden und jemand muss kochen. Du kochst, er hat Papazeit. So teilt ihr alles auf.
Betrachte es mal so: Der Tag hat 24h. 8h lang arbeitet ihr beide (du im Haus, er außer Haus). 8h lang kümmert ihr euch gemeinsam, um alles, was anfällt. 8h lang schlaft ihr. So sind 24h fair gefüllt. In den 8h, in denen ihr beide zuständig seid, haben entweder beide Feierabend oder noch keiner.
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Kleine Randnotiz: Wenn euer Kind schon drei Jahre alt ist, kann auch er mithelfen. Jeder trägt seinen Teil bei. Selbst kleine Aufgaben können die Eltern entlasten und machen Kindern Spaß.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 5# Papazeit
Wenn ihr die Arbeitsteilung macht, ist es wichtig, dass dein Mann ab und an alleine Zeit mit den Kindern hat. Das Wochenende hat zwei Tage, vielleicht übernimmt er einen davon. Das ins Bett bringen am Abend eignet sich auch. Es ist wichtig, dass er die volle Verantwortung in dieser Zeit trägt. Es muss eine wichtige, große Sache sein. Er muss sich auch nicht freiwillig melden. Wahrscheinlich wird er es nicht gut finden, wenn er plötzlich Aufgaben übernehmen soll. Es ist bequemer, nichts zu tun. Langfristig wird er sich aber besser fühlen, weil er an Selbstvertrauen gewinnen und eine Bindung zu seinem Kind aufbauen wird. Dadurch wird es mit der Zeit auch einfacher und schöner für ihn, sich um sein Kind zu kümmern.
Wichtig dabei ist, dass diese Zeit auch “vatergerecht” gestaltet wird. Das bedeutet, dass er selbst entscheidet, wie er diese Zeit mit seinem Kind verbringt. Du darfst dich nicht einmischen. Du darfst auch nichts dafür vorbereiten. Nur so lernt er mitzudenken und bekommt die Chance, die Zeit so zu gestalten, dass er es angenehm findet. Daraus kann dann eine echte Bindung entstehen. Du lernst dabei loszulassen und dir deine Mamarolle (für deinen Mann) abzugewöhnen.
Wenn dein Mann es langweilig findet, mit dem Kind zu spielen, ist das nicht schlimm. Natürlich ist das für ihn nicht gerade aufregend. Er hat nicht denselben Entwicklungsstand wie ein 3-Jähriger. Klar, finden sie dann nicht dasselbe spannend. Völlig normal und vollkommen in Ordnung. Lass ihn ruhig alles so machen, wie es ihm Spaß macht. Wenn er einen Zeichentrickfilm mit seinem Kind sehen möchte, dann darf er das. Wenn er ihn vor dem Schlafen richtig aufdrehen lässt, ist das auch seine Entscheidung. Er badet es anschließend auch wieder aus.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 6# Erwartungen
Es gibt so ein Superpapa-Idealbild in unserer Gesellschaft und natürlich wünscht sich jede Mutter für ihr Kind einen Superpapa. Das kann uns dazu verleiten, unseren Männern zu sagen, wie ihr Papasein aussehen sollte. Das Problem dabei ist, dass Mamas keine Ahnung haben, wie Papasein geht. Abgesehen davon gibt es sowieso keinen Superpapa. Genauso wie es auch keine Supermama gibt. Es gibt nur Eltern, die gut genug sind.
Realistisch betrachtet, kannst du ihn nicht zu einem guten Vater machen. Du hast keine Kontrolle über ihn. Er wird tun, was er für richtig hält und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Er ist der Vater. Er darf selbst entscheiden, wie er Papa sein möchte.
Dabei wird er Fehler machen. Er wird auch Fehler machen, die du nicht gemacht hättest. Wenn er emotional unreif ist – und das ist er, wenn er sich wie ein Teenager benimmt – wird er nicht auf dich hören, wenn du ihm seine Fehler aufzeigst. Er wird sich auch nicht von dir über kindliches Verhalten belehren lassen. Er wird sich auch nicht selbst informieren.
Es gibt nur eine einzige Sache, die du tun kannst: Du kannst ihm aus dem Weg gehen, damit er aus eigener Kraft heraus ein guter Papa werden kann. Er muss selbst zu seiner emotionalen Reife kommen und das geht nur, wenn du aufhörst, ihm sein unreifes Verhalten zu ermöglichen. Du musst also aufhören, die Mutterrolle für ihn zu übernehmen. Er wird nie erwachsen werden, wenn Mama ihn ständig vor den Konsequenzen seines Verhaltens rettet. Er zockt statt seine Schulaufgaben zu machen? Dann fällt er eben bei der nächsten Prüfung durch. Das ist nicht dein Problem, sondern seins. Je mehr du hinterher bist, desto mehr wird er alles schleifen lassen.
Hast du genug von “Mach ich nicht”, “will ich nicht”, “nerv mich nicht”? Dann hör auf, die Verantwortung für ihn zu übernehmen. Halt dich raus.
In einer Paartherapie lernt ihr beide, wie ihr aus diesem negativen Interaktionsmuster wieder herauskommt. Du kannst mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für ein Erstgespräch vereinbaren. Falls dein Mann noch zu weit weg davon ist und sich nicht auf eine Paartherapie einlassen will, kannst du auch alleine zur Eheberatung kommen. Er muss nicht bewusst mitmachen, damit sich etwas verändert. Eure Ehe ist ein System. Ändert sich ein Bestandteil (du), ändert sich das ganze System.
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 7# Spaß
Wenn du zu aktiv wirst, wird er zu passiv. So entsteht die Eltern-Kind-Dynamik. Das funktioniert aber nicht nur, wenn es um Verantwortung geht. Auch beim Spaß funktioniert es so, nur dass er hier der aktive Part ist. Er nimmt sich jede Menge Zeit zum “Spielen”. Wann hast du Zeit für Spiel und Spaß?
Du schreibst, dass ihr zu Beginn eurer Beziehung “beide noch gezockt” habt, “auch noch während der Schwangerschaft”. Das bedeutet, dass du dir früher auch noch gewisse Freiheiten erlaubt hast. Vielleicht hast du am Anfang noch genossen, dass er Spaß am Zocken hatte und du daran teilhaben konntest. Was ist passiert? Ein gemeinsames Kind muss nicht bedeuten, dass der gemeinsame Spaß komplett aufhören muss. Nimm dir ein Beispiel an ihm und lerne dich ab und an zu entspannen.
Wenn dein Mann weniger “spielen” soll, musst du mehr “spielen”. Merk es dir als Grundsatz für alles in eurer Beziehung: Willst du, dass er mehr von etwas macht, musst du weniger davon tun und andersrum.
Du hast ein Beziehungsproblem, das dich nachts nicht schlafen lässt? Dann schreib mir. Ich höre mir dein Problem gerne an und sage dir, wie du es lösen kannst. Schreibe dafür einfach eine Mail an hallo@fraginga.de
Dein Mann benimmt sich wie ein Teenager? 8# Vergangenheitsbewältigung
Wenn dein Mann sehr streng mit eurem Kind ist und einen Ton wie bei der Bundeswehr anschlägt, kann es gut sein, dass da die Erziehung durchkommt, die er selbst erleiden musste. Auch der Satz “Aber er hat zu tun, was ich sage” klingt verdächtig. Kann es sein, dass er solche Sätze als Kind auch zu hören bekam?
Kleine Kinder können sich nicht kontrollieren. Man muss ihnen zeigen, wie man sich selbst emotional reguliert. Leider können viele Erwachsene das selbst nicht, weil sie es nie gelernt haben. Unter Stress schon gar nicht. Wenn du merkst, dass Stress bei deinem Mann überhand nimmt, hol dein Kind aus der Schusslinie. Gönn beiden eine kleine Pause zum Durchatmen.
Wenn dein Mann emotional unreif ist, kann er sich selbst nicht emotional regulieren. Dann kann er auch keinem Kind zeigen, wie das geht. Leider fehlt solchen Erwachsenen oft auch die Fähigkeit zur Einsicht. Es kann gut sein, dass er sein Fehlverhalten nicht anerkennt und stattdessen die Schuld bei anderen sucht.
Darüber hinaus wird er sich wahrscheinlich von normalem kindlichen Verhalten überfordert fühlen. Aus dieser Überforderung heraus versuchen solche Erwachsenen oft, ihre Kinder durch Angst zu kontrollieren.
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Seine Erziehung spielt aber nicht nur im Umgang mit eurem Kind eine Rolle. Hatten seine Eltern ebenfalls eine Dynamik, in der ein Elternteil den aktiven und der andere den passiven Part übernommen hat? Unterbewusst leben wir oft das aus, was uns vorgelebt wurde.
Das gilt auch für dich. Du hättest dir keinen Mann gesucht, der dieses Muster ausleben möchte, wenn es dir selbst nicht auch vertraut wäre. Musstest du schon immer die Verantwortungsvolle sein und dich um deine Eltern oder Geschwister kümmern? Oder haben deine Eltern dir so eine Dynamik vorgelebt? War dein Vater auch passiv? Wenn wir die Rolle der Fürsorglichen schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, ist es schwer, da wieder herauszufinden.
Solche Erkenntnisse über dich darfst du ruhig mit deinem Mann teilen. Es wäre mal etwas anderes. Statt Kritik an seiner Person erfährt er etwas Neues über dich. Da hört er bestimmt zu.
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