Es gibt kaum etwas, das schlimmer mit anzusehen ist, als wenn der Mensch, den du liebst, leidet. Wenn dein Mann depressiv oder unglücklich ist, kann das auch für dich wirklich belastend sein.
Ein Stück weit ist die Ursache dafür einfach, dass wir es nicht gewohnt sind, zu sehen, dass Männer Schwäche zeigen. Männer müssen in unserer Gesellschaft die Rolle des starken Geschlechts spielen. Die meisten tun daher alles, um keine Schwäche zu zeigen. Wenn dein Mann das nicht mehr kann, weißt du, dass irgendetwas wirklich im Argen sein muss.
Der andere Grund ist aber auch, dass du deinen Mann nicht leiden sehen willst.
Du liebst diesen Mann. Du willst, dass er glücklich ist. Du willst ihn glücklich machen. Wenn du das nicht schaffst, kann das in dir ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit auslösen. Vermutlich bist du deshalb auf diesem Artikel gelandet. Du willst wissen, wie du ihm helfen kannst.
So viel vorab: Wenn dein Mann depressiv sein sollte, kannst du ihm alleine nicht helfen. Er wird professionelle Hilfe brauchen und – so unvorstellbar das auch scheinen mag – er wird sich selbst helfen müssen.
Ich hatte schon mehrfach mit Depressionen zu kämpfen und weiß daher, dass man selbst dafür sorgen muss, dass es einem wieder besser geht. Das kann einem niemand abnehmen. Deshalb ist es auch so schwierig daraus zu kommen. Der Partner kann aber durchaus eine Stütze sein.
Es gibt also Dinge, die du tun kannst, wenn dein Mann depressiv oder unglücklich ist.
Ich unterscheide hier übrigens ganz bewusst zwischen „depressiv“ und „unglücklich“. Denn sofern dein Mann keine Diagnose hat, weißt du nicht, ob er wirklich depressiv ist. Es kann auch sein, dass er gerade einfach unglücklich ist. Manchmal gibt es Phasen im Leben, in denen es uns nicht gut geht. Vielleicht hat er jemanden verloren, den er geliebt hat. Vielleicht ist er in die Arbeitslosigkeit gerutscht. Es gibt viele Gründe, weshalb ein Mensch eine schwere Zeit erleben kann.
Ob Depression oder schwierige Zeit – die folgenden 5 Schritte können in beiden Fällen helfen.
Hast du festgestellt, dass eure Beziehung in letzter Zeit gelitten hat? Habt ihr jetzt Probleme, die dir unlösbar erscheinen? Dann schreib mir. Erzähl mir von eurem Problem und ich schreibe dir, was ich darüber denke. Es gibt nichts Frustrierenderes, als nach Informationen zu suchen und keine zu finden. Genau dafür bin ich da. Eine E-Mail an hallo@fraginga.de reicht aus und schon stehen wir in Kontakt 🙂
deine Inga
Schritt Nr. 1: Halte es aus
Es ist schwer mit anzusehen, wie jemand leidet, den wir lieben. Weil viele Frauen es nicht ertragen können, ihren Mann so zu sehen, versuchen sie alles, damit er schnell wieder glücklich wird.
Aber das funktioniert nicht. Im Gegenteil: Es macht die Situation sogar schlimmer.
Du hast wahrscheinlich versucht deinem Mann zu helfen, indem du ihm Ideen an die Hand gegeben hast, um sich besser zu fühlen.
Du hast ihm vielleicht aufgezeigt, wie er seine Situation auch betrachten könnte. Damit er sieht, dass alles halb so wild ist. Vielleicht hast du auch versucht ihn aufzuheitern, oder du hast ihm geraten, er solle mehr auf sich achten – gesündere Ernährung, mehr Sport, eben das Übliche.
Mit all diesen Vorschlägen hast du ihm aber das Gefühl gegeben, er hätte eine Wahl. Als könne er einfach Schnipsen und wieder glücklich sein. Er müsste nur X, Y oder Z tun.
Dabei hat er keine Wahl.
Wenn dein Mann depressiv sein sollte, dann ist er krank und braucht genauso eine Behandlung, wie er sie bei jeder anderen Krankheit auch bekommen würde.
Aber selbst, wenn es keine Depression ist und dein Mann nur unglücklich sein sollte: Niemand ist freiwillig unglücklich.
Dein Mann wäre vermutlich liebend gerne happy, aber es gibt Umstände, die das gerade verhindern.
Dein Mann fühlt sich jetzt wahrscheinlich unverstanden, hilflos und nach deinen Vorschlägen fragt er sich vermutlich auch, ob mit seinem Charakter etwas grundsätzlich nicht stimmt.
Denn hätte er nur mehr Willenskraft, wäre er doch nur positiver, würde er mehr Sport machen, dann wäre er deiner Meinung nach auch wieder glücklich.
Deshalb hat er auf deine Vorschläge wahrscheinlich abweisend bis wütend reagiert.
Jetzt passiert aber Folgendes: Du fühlst dich noch hilfloser und nun wirst du wütend.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Partner irgendwann auf denjenigen wütend wird, der unglücklich ist.
Es ist auch nachvollziehbar. Schließlich hast du alles versucht und er tut trotzdem nichts. Natürlich frustriert dich das.
Danach hast du aber ein schlechtes Gewissen, weil du auf deinen Mann wütend bist, während er sowieso schon unglücklich ist. Dann fühlst du dich auch schlecht. Ein negativer Kreislauf hat begonnen.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass du ihn ernstnimmst und die Lage aushältst. So schwer dir das auch fallen mag: Es wird nicht besser, wenn du drüber hinweg bügelst und die Situation minimierst.
Ob dein Mann depressiv oder unglücklich ist, der einzige Weg daraus geht mitten durch.
Lesetipp: „Mein Mann ist nur noch genervt von mir“ – 4 Dinge, die du jetzt tun kannst
Schritt Nr. 2: Achte auf deine eigenen Emotionen
Es ist tatsächlich wahr: Emotionen sind ansteckend.
In der Wissenschaft gibt es daher den Begriff „emotionale Ansteckung“. Kein Witz.
Schuld daran sind so genannte Spiegelneuronen. Das sind Nervenzellen im Gehirn, die beim Betrachten eines Vorgangs dieselben Gefühle auslösen, wie beim tatsächlichen Durchführen.
Das kann sehr positive Effekte haben. Lachen ist zum Beispiel auch ansteckend. Das kann aber auch negative Auswirkungen haben, wenn wir mit negativen Gefühlen konfrontiert werden.
Studien haben sogar nachgewiesen, dass Partner von depressiven Menschen ein höheres Risiko haben, selbst an einer Depression zu erkranken. Laut einer Studie der „Robert Wood Johnson Foundation“ ist das Risiko jedoch geringer für Frauen depressiver Männer.
Laut der Studie liegt dies zum großen Teil daran, dass Frauen dazu neigen, die Depression ihrer Männer als etwas zu betrachten, dass sie als Team angehen können. Sie helfen ihren Männern, Termine bei Therapeuten zu machen und unterstützen sie verstärkt im Alltag. Das hat nicht nur positive Effekte auf die Psyche der Männer, sondern es schützt auch die Psyche der Frauen.
Männer depressiver Frauen neigen Laut Studie dagegen dazu, die Krankheit ihrer Frauen zu minimieren. Sie hätten nur Stress, seien bloß traurig, es würde schon vorübergehen. Männer scheinen also größere Schwierigkeiten zu haben, das Leid ihrer Frauen zu ertragen als andersrum.
Die Forscher fanden jedoch auch heraus, dass depressive Frauen ihre Männer teilweise bewusst von ihrer Krankheit abschirmen. Ein Versuch ihre Männer zu schützen. Im Endeffekt führte dies jedoch zu einem erhöhten Risiko für die Männer ebenfalls an einer Depression zu erkranken.
Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch für dich: Wenn du auch dazu neigst, seine Depression zu minimieren, solltest du hellhörig werden. Es kann das Risiko selbst depressiv zu werden erhöhen, wenn du die Depression deines Mannes nicht ernstnimmst.
Manche Menschen sind aufgrund ihres Persönlichkeitstyps anfälliger, die Emotionen anderer zu übernehmen.
Es ist also wichtig, dass du merkst, wenn du die Stimmung deines Mannes übernimmst. Solltest du ebenfalls traurig, hoffnungslos oder zunehmend wütend werden, ist es besser, wenn du dir Zeit für dich nimmst.
Distanzier dich, um euch beide zu schützen. Es ist niemandem geholfen, wenn du selbst unglücklich wirst.
Lesetipp: 6 Maßnahmen, mit denen du eure Beziehung stärken kannst
Schritt Nr. 3: Nutze deine positiven Emotionen
Die Forscher James Fowler von der University of California und Nicholas Christakis von der Harvard University werteten die Daten einer groß angelegten Studie aus, in der über 20 Jahre lang untersucht wurde, wie sich Glück ausweitet.
Dabei kam heraus, dass ein glücklicher Ehepartner unsere Chancen selbst glücklich zu sein um 8% erhöhte. Glückliche Freunde erhöhten die Wahrscheinlichkeit sogar um 25%.
Du kannst also dein eigenes Glück ganz wunderbar nutzen, um deinem unglücklichen Mann zu helfen.
Vorsicht: Eine Depression lässt sich nicht über emotionale Ansteckung lösen. In einer schweren Zeit, die nicht krankheitsbedingt ist, ist es jedoch einen Versuch wert.
Wenn dein Mann unglücklich ist, kannst du emotionale Ansteckung nutzen, um ihm zu helfen. Das Beste daran ist, dass du nicht einmal großartig etwas dafür tun musst (außer achtgeben, dass du seine negativen Emotionen nicht aufnimmst).
Sei einfach dein glückliches Selbst. Erzähle von den lustigen Situationen, die du am Tag erlebt hast. Sieh dir eine Komödie mit deinem Mann an und wenn du den Effekt der positiven emotionalen Ansteckung verstärken willst, lade glückliche Freunde zum Abendessen ein.
Mehr erfahren: 7 Kleinigkeiten, die deinen Mann glücklich machen
Schritt Nr. 4: Hilfe im Alltag
Einer der besten Ehetipps, den ich jemals gehört habe, war sich jeden Tag diese Frage zu stellen:
Was kann ich heute tun, um meinen Partner glücklich zu machen?
Wie oft hast du dir selbst diese Frage schon gestellt? Wahrscheinlich noch nie.
Natürlich ist es nicht unsere Aufgabe, den Partner glücklich zu machen. Im Endeffekt ist jeder selbst für sein Glück verantwortlich.
Aber du liebst deinen Mann. Du willst ihn doch glücklich machen und du kannst seinem Glück sehr wohl auf die Sprünge helfen.
Diese Frage hilft übrigens sowohl bei einem unglücklichen als auch bei einem depressiven Mann.
Wenn du dir jeden Tag die Frage stellst, was du heute tun kannst, um ihn glücklich zu machen (und es dann auch tust), garantiere ich, dass du bald einen Effekt auf eure Ehe spüren wirst.
Es reicht schon, wenn es Kleinigkeiten sind, die du tust.
Jeden Tag eine Kleinigkeit ist genau das, was den Unterschied ausmacht zwischen einer glücklichen Ehe und zwei Menschen, die sich halt nicht trennen.
Manchmal kann es schon reichen, wenn du ihn samstags ausschlafen lässt, statt ihn zu wecken, nur weil es schon nach 12 ist. Gerade wenn dein Mann depressiv sein sollte, hat er vermutlich ein besonders hohes Bedürfnis nach Schlaf. Also mach in glücklich und lass ihn schlafen.
An anderen Tagen macht es ihn vielleicht schon glücklich, wenn du nicht kommentierst, dass er den Müll nicht rausgebracht hat. Wenn dein Mann depressiv ist, fehlt ihm für so ziemlich alles die Energie. Die Tatsache, dass er überhaupt etwas im Haushalt schafft, ist dann schon eine gute Nachricht.
Oder du hilfst ihm, indem du gesund kochst, bevor er von der Arbeit nach Hause kommt. Gerade bei einer Depression hilft Routine im Alltag. Wenn dein Mann sich darauf verlassen kann, dass du dich um ein gesundes Abendessen kümmerst, ist das eine riesige Last von seinen Schultern.
Manchmal hilft es auch, wenn du ihm sagst, wie sehr du ihn liebst. Man kann nie zu viel lieben.
Wenn dein Mann depressiv sein sollte, wird er auf jeden Fall davon profitieren zu hören, dass er geliebt wird und dass er nicht immer so war und auch nicht immer so sein wird.
Eine Depression nimmt einem Menschen jegliche Hoffnung. Mir hat es immer geholfen, wenn mein Mann genug Hoffnung für uns beide hatte.
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Schritt Nr. 5: Hilfe zur Selbsthilfe
Ob dein Mann depressiv ist, kann nur ein Therapeut sagen, aber du kannst deinem Mann dabei helfen, sich diese Diagnose einzuholen.
Wer in Deutschland psychologische Hilfe braucht, muss einiges an Eigeninitiative aufbringen. Oft ist das für Betroffene extrem schwierig. Hier kannst du helfen.
Recherchiere Therapeuten in eurer Umgebung. Schreibe die entsprechenden Telefonnummern auf und setze dich mit deinem Mann zusammen, um die Liste abzutelefonieren.
Mache ihm danach Mut, denn wahrscheinlich werdet ihr mit vielen Anrufbeantwortern sprechen. Therapeuten haben oft monatelange Wartelisten, oder sie nehmen gar keine Patienten mehr an.
Du kannst deinem Mann also eine riesige Hilfe sein, wenn du den Überblick darüber behältst, wo ihr bereits angerufen habt, und wann ihr erneut anrufen müsst, um zu erfragen, an welchem Platz er gerade auf der Warteliste steht.
Manche Therapeuten sind auch nur an bestimmten Wochentagen für sehr kleine Zeitfenster erreichbar. Du kannst den Überblick über diese Zeiten behalten und ihn dann daran erinnern anzurufen, auch das ist eine große Hilfe.
Wenn dein Mann nicht glaubt, dass er depressiv ist, kannst du mit ihm sprechen. Sag ihm, was du beobachtet hast und warum du glaubst, dass er depressiv sein könnte.
Selbst wenn du Unrecht hast, hilft es in jedem Fall über eure Situation zu sprechen. So könnt ihr Missverständnisse aus dem Weg räumen und gemeinsam daran arbeiten, eure aktuelle Situation zu verbessern. Vielleicht ist dein Mann auch ganz dankbar um deine Einschätzung. Manchmal fällt uns gar nicht auf, dass wir uns anders verhalten, bis uns jemand darauf aufmerksam macht.
Für weiterführende Informationen und Hilfe bei Depressionen klicke hier: Stiftung Deutsche Depressionshilfe.