
Vor der Hochzeit dachtest du noch, dass du ohne diesen Mann nicht leben kannst. Nach der Hochzeit stellst du fest, dass er so laut kaut, dass du nicht mal im selben Raum sein kannst, wenn er Müsli isst. Und du entdeckst, dass leere Klopapierrollen im Bad sammeln eins seiner Hobbys ist.
Dann kommt diese Stimme in deinem Kopf, die sich fragt, ob du damit für den Rest deines Lebens leben kannst.
Ein nagender Zweifel hat sich eingeschlichen.
Viele glauben, dass solche Zweifel hauptsächlich diejenigen treffen, die noch überlegen, ob sie für einander gemacht sind, aber das stimmt so nicht. Solche Zweifel treffen genauso (wenn nicht sogar noch mehr) diejenigen, die diese Entscheidung längst getroffen haben.
Es ist vollkommen normal ab und zu an seiner Beziehung zu zweifeln – egal, ob verliebt, verlobt, oder schon verheiratet.
Warum zweifeln wir auch an langjährigen Beziehungen?
Angst liegt hinter den meisten Zweifeln an Beziehungen.
Du findest heraus, dass er am liebsten für immer in derselben Stadt wie seine Eltern wohnen und jeden Sonntag bei ihnen zum Essen aufschlagen möchte. Dann fragst du dich, wie du nur mit einer Person zusammen sein kannst, die so dramatisch andere Ansichten hat als du.
Du hast Angst vor einer Zukunft, in der deine Schwiegereltern die Kontrolle über euer Familienleben haben. Also kommen Zweifel an der gesamten Beziehung hoch. Zweifel ist der Schutzmechanismus, der dich vor dieser grausigen Zukunft bewahren soll. Ohne die Beziehung gibt es schließlich keine Schwiegereltern-Probleme.
Doch im Endeffekt sabotiert der Zweifel deine Beziehung nur und beendet sie im schlimmsten Fall sogar, weil du deine angstbedingten Zweifel mit ernsthaften Warnsignalen verwechselst.
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Es gibt so viele Ängste, die Beziehungen umgeben. Vielleicht hast du Angst vor zu viel Nähe, vor zu wenig Kontrolle, vor Ablehnung oder davor verlassen zu werden. Manchmal haben wir auch Angst, uns selbst in der Beziehung zu verlieren – die Liste der möglichen Ängste ist lang und hoch individuell.
Deshalb zweifeln wir auch an langjährigen Beziehungen und Ehen noch. Je länger wir bei jemandem bleiben, desto mehr haben wir zu verlieren. Diese Zweifel haben nichts mit der anderen Person zu tun. Es geht nur um unsere eigenen Ängste, gegen die wir nichts unternehmen und die deshalb immer wieder hochkommen.
Mit Vorliebe während oder nach einem Streit, wenn wir besonders verletzlich und anfällig für Angst sind. Ebenso oft: Wenn eine Veränderung ansteht.
Steht eine Veränderung ins Haus, wie eine Hochzeit, ein neues Haus, ein Baby usw. Kommen Zweifel fast garantiert hoch. Wir können nicht genau sagen, was Veränderungen mit sich bringen. Deshalb machen sie uns auch immer ein wenig Angst, selbst wenn wir uns eigentlich auf sie freuen. Und wo Angst ist, da sind auch Zweifel.
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Nach 6 Monaten Beziehung plötzlich Zweifel
Viele Menschen klagen über Beziehungszweifel nach 6 Monaten. Was diesen Leuten passiert ist? Das Platzen ihrer Seifenblase aus romantisierten Vorstellungen über ihren Partner. Die berühmte rosarote Brille ist jetzt weg. Wenn man so will, ist das also auch eine Veränderung, die Zweifel ausgelöst hat.
Am Anfang einer Beziehung wird unser Gehirn von einem Hormon-Cocktail geflutet, der das verliebte Gefühl auslöst.
Diese Hormone sind schuld daran, dass wir unseren Partner nicht so sehen, wie er wirklich ist. Bei uns kommt ein verzerrtes Bild an. Das wird sogar noch weiter begünstigt, da wir in dieser Anfangszeit ein Best-of von uns präsentieren.
Das ist wichtig, um unser Überleben als Spezies zu garantieren.
Für den Körper ist es aber anstrengend, diese Hormonausschüttung beizubehalten. Als Maximum der rosaroten Phase wird von Wissenschaftlern daher eine Dauer von 18 Monaten angegeben.
Spätestens nach 18 Monaten, also eineinhalb Jahren, fällt bei allen Paaren die rosarote Brille weg. Dann sehen sie ihren Partner so, wie er wirklich ist.
Bei vielen Paaren dauert es aber eben nicht so lange und die rosarote Zeit endet schon nach 6 Monaten. Jetzt könnte man sagen, wie unfair das ist. Eine längere verliebte Zeit wäre doch schön. Nein, wäre sie nicht.
Freu dich, wenn du deinen Partner schon nach 6 Monaten so siehst, wie er wirklich ist. Denn damit sparst du Zeit!
In dieser Zeit kannst du bereits feststellen, ob er der Richtige für dich ist oder nicht. Falls nicht, hast du weniger Zeit in einer schlechten Beziehung verschwendet und falls doch, darfst du sein wahres Ich ein Jahr schneller kennenlernen als die anderen noch verliebten Paare. Damit kommt ihr auch ein Jahr schneller zu der echten Liebe, weil ihr über das Verliebtsein hinausgeht.
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Der Weg dahin ist aber nicht ganz einfach, denn nach dem Ende der Verliebt-Phase wird es anstrengend.
In der zweiten Beziehungsphase schwindet das verliebte Gefühl und die Gegensätze werden deutlich, in der dritten Phase werden diese Gegensätze dann aufs Härteste bekämpft.
Viele Paare halten das nicht aus. Sie entscheiden sich in der dritten Phase, dass sie müde gekämpft sind. Insgesamt gibt es fünf Beziehungsphasen.
Ob man es bis zur fünften Phase schafft oder nicht: Beide Lager müssen in Phase 2 und 3 massive Zweifel an der Beziehung aushalten.
Jetzt wo man sich so kennenlernt, wie man wirklich ist, entdeckt man auch Dinge, die man am Partner nicht mag. Außerdem ist nun die Zeit gekommen, in der man sich dem Partner öffnen und so zeigen muss, wie man wirklich ist. Das wirbelt haufenweise Ängste auf, die auch wieder zu Zweifeln führen.
Zweifel an der Beziehung überwinden
Zweifel an der Beziehung sind also vollkommen normal. Sie treffen früher oder später jede Beziehung. Das bedeutet aber nicht, dass man einfach mit ihnen leben muss. Man kann und sollte bei Zweifeln an der Beziehung handeln. Die Frage ist nur, wie man dann handelt.
Die meisten von uns reagieren genau falsch, wenn Zweifel an der Beziehung hochkommen. Sie werfen ihrem Partner an den Kopf, dass sie nicht mehr wissen, ob sie in der richtigen Beziehung sind. Dass sie so nicht mit ihm zusammen sein können usw.
Hier redet die Angst und das ist genau das, was eure Beziehung sabotiert.
Stell dir vor, dein Partner würde dir bei jedem Streit sagen, dass du nicht die Richtige für ihn sein kannst. Das würde dich vermutlich hart treffen. Bei deinem Mann passiert nichts anderes.
Du verletzt ihn und es treibt euch weiter auseinander.
Du könntest diese Situationen aber auch nutzen, um euch einander näher zu bringen.
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Stell dir vor, du hast ein kleines Kind. Dieses Kind kommt zu dir, weil es Angst vor Monstern unter seinem Bett hat. Wenn du es einfach ignorierst und zurückschickst, sind die Ängste deines Kindes dann weg? Nein, natürlich nicht. Dein Kind wird verängstigt weinen und schreien und das so lange, bis du etwas gegen seine Angst unternimmst.
Deshalb würdest du deinem Kind auch zuhören. Du würdest verstehen wollen, wovor es Angst hat. Dann würdest du ihm gut zu reden. Du würdest erklären, dass es keine Monster gibt und als Beweis dafür das Licht in seinem Zimmer einschalten und unterm Bett nachsehen. Erst wenn dein Kind beruhigt ist und schläft, wäre deine Arbeit getan.
Mit uns selbst gehen wir aber leider nicht so liebevoll um.
Genau das kannst du ändern, um Zweifel an deiner Beziehung zu überwinden.
Das nächste Mal, wenn du an deiner Beziehung zweifelst, frag dich, wovor du in dieser Situation Angst hast. Nur wenn du auf dich selbst hörst, und deine Ängste ernstnimmst, kannst du sie überwinden. Was ist der Worst-Case, der in dieser Situation eintreten könnte?
Ebenfalls wichtig: Versuche realistisch einzuschätzen, wie wahrscheinlich der Worst-Case ist, den du dir in deinem Kopf ausmalst.
Manchmal fällt eine derartige Selbstanalyse extrem schwer. Aber du bist nicht alleine. Erzähl deinem Partner, wovor du in dieser Situation Angst hast. Du wirst feststellen, dass er sehr oft genau die richtigen Worte finden wird, um dir deine Angst zu nehmen.
Er wird es lieben, dich so noch näher kennenlernen zu dürfen (und auch, dass du ihm nicht mehr die Schuld an deinen Zweifeln gibst).