
Wenn ich den Rat höre, dass es doch egal sein sollte, ob der Partner Komplimente macht oder nicht, kann ich darüber nur den Kopf schütteln.
Der Grundgedanke dahinter ist, dass alle Frauen, die sich Komplimente vom Partner wünschen, insgeheim Probleme mit ihrem Selbstwert hätten. Deshalb bräuchten sie Komplimente, um sich gut zu fühlen. Das ist auf so vielen Ebenen bescheuert.
Menschen, die wirklich Probleme mit ihrem Selbstwert haben, haben sogar Probleme mit Komplimenten. Das sind die Leute, denen man sagt, dass sie gut aussehen und die daraufhin erwidern, dass das nicht stimmen würde, weil sie zugenommen hätten. Solche Menschen können Komplimente nicht annehmen, weil sie ihrem eigenen Selbstbild widersprechen.
Eine Frau, die sich Komplimente von ihrem Partner wünscht, fällt aus diesem Muster raus. Sie macht das genaue Gegenteil.
Andersrum kann es jedoch massiv am Selbstwert nagen, wenn der eigene Partner einem keine Komplimente macht. Wenn dein Mann dir keine Komplimente macht, ist das also ein ernstzunehmendes Problem.
Gibt es in deiner Beziehung mehr als nur das eine kleine Problem? Wenn du den Verdacht hast, dass es generell an eurer Kommunikation hapert, komm zu mir in die Paarberatung. Du kannst mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für ein Erstgespräch ausmachen.
Warum macht er dir keine Komplimente?
Wie bei allen Problemen im Leben gilt auch hier: Entweder du akzeptierst es, oder du änderst es. Wenn du es ändern willst, musst du wissen, woher das Problem kommt.
Oft reden Frauen mit ihren Männern und erklären ihnen, dass sie sich Komplimente wünschen. Daraufhin geloben die Männer Besserung. Das geht zwei Wochen lang gut und danach ist alles wieder beim Alten. Warum? Weil sie die Ursache des Problems nicht angegangen sind. Wer Unkraut abschneidet, hat in zwei Wochen dasselbe Problem, aber wer es mit der Wurzel rausreißt, hat erst mal Ruhe.
Du musst also herausarbeiten, warum dein Partner dir keine Komplimente macht. Meistens liegt es an einem dieser 5 Dinge…
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„Er macht mir keine Komplimente“ – 1. Er hat es nie gelernt
Hattest du schon einmal einen Vorgesetzen, bei dem es bereits ein Lob war, wenn es nichts auszusetzen gab? Das passiert, wenn man in einer lob-armen Umgebung aufgewachsen ist.
Wenn wir in einer Familie aufwachsen, die eher kritisiert als lobt, kann es sein, dass wir nie gelernt haben, Komplimente zu machen. Uns fallen dann lobenswerte Dinge einfach nicht auf.
Das muss noch nicht einmal schlimm sein. Manchmal kann auch ein kultureller Unterschied daran schuld sein. Meine sowjetischen Großeltern haben sehr viel Liebe gegeben, aber Lob und Komplimente? Die eher selten. Das war in der sowjetischen Erziehung unüblich, man wollte ja keine abgehobenen Kinder, die einem auf der Nase herumtanzen.
Schau dir deine Schwiegereltern einmal genau an und prüfe, ob dein Partner nicht einfach mit einer ganz anderen Familienkultur aufgewachsen ist als du.
Wenn das der Fall ist, musst du dich deswegen natürlich nicht mit einem Leben ohne Komplimente abfinden, aber es hilft, die Situation fairer einzuordnen.
Dann kannst du mit ihm über deine Beobachtungen sprechen. Vielleicht ist ihm das noch nie aufgefallen. Jetzt, wo er es weiß, ist er dagegen offen dafür, Komplimente großzügiger zu verteilen. Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zu Besserung.
Im nächsten Schritt musst du aber natürlich auch mit gutem Beispiel vorangehen. Zeig ihm, welchen Umgang mit Komplimenten du dir für eure Familie wünschst. Am Ende muss in einer Beziehung alles verhandelt werden. Nichts passiert automatisch – und „selbstverständlich“ oder „normal“ ist sowieso relativ.
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„Er macht mir keine Komplimente“ – 2. Du gehst damit nicht gut um
Wir hören es alle nicht gerne, aber die meisten unserer Probleme sind selbstverschuldet.
Es kann sehr gut sein, dass dein Mann dir keine Komplimente macht, weil du mit Komplimenten gar nicht umgehen kannst.
Wie reagierst du, wenn du ein Kompliment bekommst? Freust du dich (und zeigst du das auch?) oder bist du eher jemand, der „bescheiden“ reagiert?
Das soll heißen: Relativierst du Komplimente?
Wenn deine Freundin dir sagt, wie schön dein Oberteil ist. Entgegnest du dann, dass das Teil ganz alt und nichts Besonderes ist? Wenn du für deine Arbeit ein Kompliment bekommst, sagst du dann, dass das jeder so hinbekommen hätte?
Ein Mann wird sehr schnell damit aufhören, dir Komplimente zu machen, wenn er denkt, dass sie dir unangenehm sind.
Warum sollte er dein Kleid loben, wenn du dadurch nur daran erinnert wirst, wie dick du deine Oberschenkel findest? Er will dich glücklich machen. Wenn er merkt, dass Komplimente dabei nicht förderlich sind, wird er sie einstellen.
Also: Wenn er dir keine Komplimente macht, bring ihm erst einmal wieder bei, dass du Komplimente magst. Wie du das anstellen sollst? Indem du ihn für jedes Kompliment belohnst.
Das nächste Mal, wenn dein Mann dir ein Kompliment macht (egal, wozu), freu dich darüber! Lächle, bedank dich, und sag ihm, dass es dich freut, das zu hören. Selbst wenn er sagt, dass der Joghurt schmeckt, den du gekauft hast. Solche banalen Kleinigkeiten machen so viel aus.
Wenn er verinnerlicht hat, dass er dir mit jedem Kompliment ganz einfach eine Freude machen kann, wird er dir von alleine wieder mehr Komplimente machen.
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„Er macht mir keine Komplimente“ – 3. Es ist nicht seine Liebessprache
Wir Menschen haben die Angewohnheit, Beziehungen mit Leuten einzugehen, die ganz anders sind als wir. Wir scheinen immer das zu suchen, was uns ergänzt. Wenn du Komplimente liebend gerne hörst, ist es deshalb nicht unwahrscheinlich, dass sie deinem Partner eher nicht so wichtig sind.
Das Problem dabei: Wir zeigen unserem Partner unsere Liebe so, wie wir sie selbst gerne empfangen würden.
Dir sind Komplimente wichtig, also legst du Wert darauf, deinem Mann welche zu machen. Dein Partner ist aber vielleicht eher ein Mann der Taten statt der Worte. Also gibt er nicht viele Komplimente.
Nicht umsonst gibt es einen internationalen Bestseller, der sich nur um die verschiedenen Sprachen der Liebe dreht. Der Paarberater Gary Chapman hat fünf verschiedene Sprachen der Liebe entdeckt:
- Lob und Anerkennung
- Zeit nur zu zweit
- Geschenke, die von Herzen kommen
- Hilfsbereitschaft
- Zärtlichkeit
Je nachdem, welche Sprache der Liebe du sprichst, sind dir manche dieser Punkte wichtiger als andere. Chapman’s Theorie dazu lautet: Nur wenn unser Partner unsere Sprache der Liebe spricht, fühlen wir uns geliebt.
Wenn dir Worte wichtig sind, ihm dagegen Zärtlichkeiten, fühlt ihr euch beide nicht geliebt, obwohl ihr euch beide ins Zeug legt. Vielleicht habt ihr also gar kein Problem, sondern du und dein Partner sprecht bloß unterschiedliche Sprachen der Liebe. Das ist eine Sache, die man sich nur bewusst machen muss. Sprich ihn in seiner Sprache an und er versteht dich.
Ich kann das Buch wirklich jedem nur ans Herz legen. Vor allem dann, wenn du glaubst, dass es in deiner Beziehung an Liebe mangelt. Du kriegst sehr viele Aha-Momente in kurzer Zeit. Das Buch kannst du hier direkt bei Amazon bestellen.*
Und keine Sorge, wenn es dein Leben nicht sofort verändert. Wenn man eine neue Sprache lernt, spricht man sie nun mal nicht sofort fließend.
„Er macht mir keine Komplimente“ – 4. Eure Grundstimmung ist geladen
Es ist normal, dass wir uns am Anfang der Beziehung mehr ins Zeug legen und Komplimente großzügiger vergeben. Wenn man frischverliebt ist, findet man ja sowieso alles toll, was den anderen betrifft. Dass Komplimente mit der Zeit abnehmen, ist also erst einmal nicht ungewöhnlich. Wenn sie irgendwann ganz wegfallen, kann das jedoch ein Zeichen dafür sein, dass etwas im Argen ist.
Wenn eine Beziehung von Kritik gebeutelt ist, fällt es schwer positive Dinge zu bemerken und anzusprechen. Dann verschwinden auch die Komplimente.
Frag dich also ruhig, ob du deinen Mann in der letzten Zeit vielleicht unfair behandelt hast. Unser Partner spiegelt uns ganz oft nur unser eigenes Verhalten.
Wie nett warst du in der letzten Zeit zu ihm? Du musst nicht absichtlich bös gewesen sein, um ihn unfair behandelt zu haben. Wenn er die verdammte Spülmaschine noch immer nicht ausgeräumt hat, ist es verständlich, dass du gereizt bist, aber in so einer Stimmung wird ihm trotzdem nicht nach netten Worten zumute sein. Wahrscheinlich wird er dich eher meiden, aus Angst sonst seinen Kopf zu verlieren.
Die gute Nachricht ist, dass dieses Problem sehr schnell behoben werden kann. Du musst dafür deinen Partner theoretisch nicht einmal seltener kritisieren. Du musst die Kritik nur anders ausdrücken.
Konkrete Beschwerden sind vollkommen in Ordnung. Woran erkennst du eine konkrete Beschwerde?
- Sie ist kurz.
- Sie ist präzise.
Sag ihm ruhig, dass er die Spülmaschine nicht ausgeräumt hat, obwohl er es versprochen hatte. Dann ist das Thema beendet.
Was nicht okay ist, ist Kritik, die seine Person angreift. Ein Beispiel: „Wie schwer ist es eigentlich die Spülmaschine auszuräumen? Kannst du auch nur einmal das machen, was du versprichst?“ wäre ein No-Go und führt auf direktem Weg in die Kompliment-freie Zone (und die nächste Beziehungskrise).
Auch hierzu gibt es ein richtig gutes Buch: „Why Marriages succeed or fail“ (auf Deutsch: Warum Ehen funktionieren oder scheitern) von John Gottman. Der Mann ist eine Koryphäe der Beziehungsforschung und trifft den Nagel wirklich auf den Kopf. Ich hab das Buch allerdings auf Englisch gelesen und zum Verlinken auf Deutsch auch leider nicht gefunden (schreib mir gerne, falls du einen Link dazu findest). Wer mag, kann sich das Buch auf Englisch aber hier bei Amazon bestellen.*
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„Er macht mir keine Komplimente“ – 5. Er denkt nicht dran
Wir haben alle den Wunsch nach dieser Disney-Beziehung, in der man für den Partner die größte und tollste und sowieso einzige Frau auf diesem Planeten ist. Die Realität sieht aber so aus, dass er hört, wie du nachts pupst und sehr wohl den Unterschied zwischen gemachten und nicht gemachten Haaren erkennt.
Außerdem bist du sehr wahrscheinlich nicht die Einzige in eurer Beziehung, die sehr viel Stress hat. Auch dein Mann hat Tausend Dinge im Kopf. Dabei kommst du manchmal einfach zu kurz.
Deshalb ist es noch nicht okay, aber es ist nur menschlich.
Der beste Weg, um mit gelegentlicher Vernachlässigung zurecht zu kommen (und das zu ändern), ist Humor.
Nimm es mit Humor und mach dir selbst ein Kompliment. Und zwar so, so dass er es mitbekommt.
Sag einfach mit einem Lächeln: „Danke Schatz, ich finde auch, dass ich in diesem Kleid bombastisch aussehe“. Wenn es liebevoll (und nicht vorwurfsvoll) gesagt wird, lacht ihr beide darüber und er wird dich bestätigen.
Aber aufgepasst: Wenn es in eurer Beziehung gerade überhaupt nicht rundläuft, dann kann und wird alles, was du sagst, gegen dich verwendet werden. Ganz besonders Humor, weil man diesen leicht missverstehen kann.
Du kannst Humor als eine Art Messbarometer nehmen, um den Zustand eurer Beziehung zu analysieren. Wenn die Stimmung in eurer Beziehung geladen ist, wird dein Mann über so eine Aussage nicht mit dir lachen, sondern er wird sich angegriffen fühlen. Dann geh wieder zu Punkt Nr. 4.
Das wäre aber auch ein wertvoller Hinweis für dich. Wenn das passiert, weißt du, dass eure Beziehung gerade in einer kleinen Krise steckt. Vielleicht war dir das vorher gar nicht bewusst. Jetzt weißt du es und kannst dagegen steuern.
Wenn es der Beziehung wieder besser geht, kommen dann auch die Komplimente wieder ganz von alleine.
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