
Probleme lassen sich im Leben nicht vermeiden. Singles haben Single-Probleme, Paare haben Beziehungsprobleme und Verheiratete haben Eheprobleme. Das ist eine gute Nachricht. Denn sie bedeutet, dass es vollkommen normal ist, wenn ihr Eheprobleme habt.
Trotzdem handeln viele Menschen so, als wäre es etwas Furchtbares, wenn sie Probleme in ihrer Ehe haben. Sie deuten sie als Zeichen für persönliches Versagen. Irgendwann kommen sie vielleicht sogar zu dem Entschluss, dass eine Scheidung die einzige Lösung wäre. So viel sei aber gesagt: Eine Scheidung ist keine Lösung für Probleme mit deinem Mann.
Mit einer Scheidung tauschst du deine Probleme nur. Statt Eheproblemen hast du dann Probleme, die geschiedene Leute haben. Wenn du Kinder mit deinem Mann hast, hast du sogar für den Rest deines Lebens Probleme mit diesem Mann an der Backe – zusätzlich zu den Beziehungsproblemen mit dem neuen Partner, wenn es wieder einen gibt.
Manchmal ist das natürlich trotzdem das geringere Übel. Beispielsweise wenn dein Mann gewalttätig ist. In diesem Artikel spreche ich aber nicht von solchen Extremfällen.
Ich spreche von den Eheproblemen, die früher oder später die meisten Menschen treffen. Wenn du nur noch genervt von deinem Mann bist, oder das Gefühl hast, dass er dich respektlos behandelt. Wenn du glaubst, dass er nichts für die Beziehung tut, oder dass du den Haushalt alleine schmeißen musst. Diese Gefühle flackern irgendwann in allen Ehen auf.
Klar, diese Probleme klingen banal. Allerdings nur so lange man selbst nicht betroffen ist. Sobald man das Gefühl selbst erlebt, können diese Probleme unüberwindbar erscheinen. Es muss nicht gleich eine Affäre sein, manchmal reicht es schon, wenn sich die Schwiegermutter zu viel rausnimmt.
Aber keine Sorge: Eheprobleme sind lösbar. Millionen Ehepaaren haben das bereits geschafft. Es gibt keinen Grund, warum ihr nicht auch damit fertigwerden solltet. Himmel, du kannst eure Eheprobleme sogar im Alleingang lösen, wenn du es wirklich willst. Auch das haben schon viele Frauen geschafft. Eine Beziehung ist ein System. Ändert sich ein Teil, ändert sich zwangsläufig das Ganze.
Lesetipp: Hilfe, ich hasse meinen Mann! Was soll ich tun?
Eheprobleme lösen: Maßnahme #1 Bleib in der Ehe
Die wichtigste Maßnahme, um Eheprobleme zu lösen ist, sich nicht zu trennen. Wer Eheprobleme lösen möchte, muss in dieser Ehe bleiben.
Aber Achtung: Man kann eine Ehe auch verlassen, ohne sich zu trennen – und das ist sogar eine sehr beliebte Methode. Viele Paare bleiben verheiratet, aber führen eigentlich zwei separate Leben. Sie stürzen sich in die Arbeit, oder leben nur noch für die Kinder. Vielleicht ist es auch ein Hobby, in das sie sich flüchten. Manchmal ist es auch einfach das Handy, das mehr Aufmerksamkeit bekommt als der Partner.
Wer seine Eheprobleme lösen möchte, muss diesen erst einmal seine volle Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn es kontraproduktiv wirkt.
Wir möchten unseren Problemen instinktiv aus dem Weg gehen (wer will sich schon den ganzen Tag vor Augen führen, was alles schlecht läuft?). Deshalb halten wir sie aus und jammern nachher bei der besten Freundin. Aber so bessert sich nichts.
Je länger du ein Eheproblem ignorierst, desto größer wird es. Mache eine kritische Selbstanalyse und überprüfe, ob du in deiner Ehe noch präsent bist. Verbringst du viel Zeit im selben Raum wie dein Mann, aber ohne tatsächlich etwas mit ihm zu machen? Wann habt ihr zum letzten Mal über etwas Wesentliches gesprochen? Das sind natürlich nur Anhaltspunkte. Du weißt selbst am besten, ob du vor deinen Eheproblemen flüchtest und wenn ja, wie.
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Eheprobleme lösen: Maßnahme #2 Mache eine Liste
Sobald du deine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz eurer Ehe widmest, dürften dir haufenweise Dinge auffallen, die dich nerven. Schreib sie auf.
Diese Liste ist nur für dich. Dein Mann darf sie nicht zu Gesicht kriegen und auch sonst niemand. Überleg dir also gut, wo und wie du sie versteckst. Auf dieser Liste kannst du alle Probleme notieren, die du siehst. Schreib die einzelnen Punkte als Auflistung untereinander, aber lass hinter jedem Punkt eine Zeile frei. Dann überleg dir für jedes Problem eine Lösung und schreib sie in die jeweilige freie Zeile.
Wenn du diese Liste machst, wirst du vermutlich feststellen, dass du noch nie konkret nach Lösungen gebrainstormt hast. Wenn wir in Gedanken um ein Problem kreisen, beschäftigen wir uns in 99% der Fälle damit, wie schlimm dieses Problem ist. Wir schauen gar nicht nach Lösungen. Wir wollen uns aufregen. Deshalb kreisen unsere Gedanken um das Problem.
Bei dieser Übung zwingst du dich, deine Gedanken auf potenzielle Lösungen zu fokussieren. Im ersten Schritt darfst du dich aufregen und alles niederschreiben. Im zweiten musst du konstruktiv nach einer Lösung für jedes Problem suchen.
Dir wird nicht für alles eine Lösung einfallen. Aber du wirst feststellen, dass du manche Probleme alleine lösen kannst. Bei anderen Problemen bist du zumindest ein Teil der Lösung. Das kann bereits eine große Erleichterung sein. Es wird Probleme auf dieser Liste geben, die du einfach selbst lösen kannst.
Vielleicht spürst du in diesen Momenten innerlich einen Widerstand. Dann denkst du vielleicht, dass er sich auch mal um die Beziehungspflege kümmern könnte. Versuch diese Gedanken auszuklammern. Jede Geschichte braucht einen Helden. Sei du der Held in eurer Geschichte. Am Ende wird dir das egal sein, wenn ihr wieder glücklich seid.
Wenn du dich nicht mehr dazu überwinden kannst, diejenige zu sein, die schon wieder auf ihn zugeht, ist es vermutlich Zeit, dass ihr euch Hilfe holt. Er wird von sich aus offensichtlich nichts ändern, sonst hätte er es schon getan. Wahrscheinlich weiß er nicht, was er tun soll. Du kannst mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für ein Erstgespräch zur Paarberatung ausmachen. Oder schreib mir eine Email an hallo@fraginga.de.
Eheprobleme lösen: Maßnahme #3 Fokussiere dich auf dich
Jetzt hast du einen Teil eurer Eheprobleme vielleicht gelöst, aber es sind mit Sicherheit noch genügend da. Wahrscheinlich sind das die größten Probleme. Gehe sie nicht an. Richtig gelesen, lass eure Probleme Probleme sein und beachte sie erst einmal nicht. Warum? Weil dein Mann sowieso nur defensiv reagieren würde. Das Resultat wäre Streit und kein gelöstes Problem.
Vermutlich hast du eure Eheprobleme schon oft angesprochen. Geändert hat sich trotzdem nichts. Was würde es jetzt also bringen, wenn du mit diesem Kreislauf von vorne anfängst? Genau gar nichts.
Gönne euch beiden eine Pause und versuche einen anderen Ansatz. Du lebst schon so lange mit euren Eheproblemen, dass ein Monat mehr den Bock auch nicht fett macht.
Wenn ihr permanent streitet, ist dein Mann nicht offen für konstruktive Gespräche, weil er quasi dauerhaft mit einem Angriff von dir rechnet. Selbst wenn du ihm gar keine Vorwürfe machen möchtest, würde er defensiv reagieren. Du musst erst einmal die Grundvoraussetzungen dafür schaffen, dass dein Mann sich entspannt und wieder offen für ein Gespräch mit dir wird. Dafür ist es wichtig, dass du deinen Fokus auf dich selbst legst.
Meistens ist es so, dass wir wütend auf unseren Partner werden, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Selbst dann noch, wenn wir selbst nicht genau wissen, was eigentlich die eigenen Bedürfnisse sind. Lerne dich selbst besser kennen. Es ist dein Job zu wissen, welche Bedürfnisse du hast, wo deine Grenzen liegen und wie deine Bedürfnisse erfüllt und deine Grenzen gewahrt werden können. Vielen Menschen fehlt das nötige Selbstbewusstsein dafür. Denn Selbstbewusstsein ist nichts anderes, als wenn man sich seiner Selbst bewusst ist.
Beschäftige dich mit Selbstreflexion. Du machst 50% eurer Ehe aus, deshalb kannst du dir sicher sein, dass du auch 50% eurer Eheprobleme ausmachst. Finde heraus, inwiefern du vielleicht unbewusst (und damit auch ungewollt) zu euren Problemen beiträgst. Und dann lerne, wie du dein Innerstes mit deinem Mann teilen kannst und zwar so, dass er es auch sehen möchte.
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Eheprobleme lösen: Maßnahme #4 Richtig Kritisieren
Du wirst trotz aller Fortschritte und Mühen wieder an den Punkt kommen, an dem dein Mann dich kirre macht. Dann musst du aber wissen, wie du dich richtig beschwerst. So dass dein Mann nicht defensiv wird und dichtmacht, sondern sein Verhalten ändert.
Zwischen einer berechtigten Kritik und einem Angriff auf seinen Charakter ist es ein erstaunlich schmaler Grat. Die meisten treten regelmäßig drüber, ganz ohne das auch nur zu bemerken. Das führt unweigerlich zu Eheproblemen.
Kritik hat in jeder Ehe ihre Daseinsberechtigung, aber bestimmte Formen der Kritik schaffen mehr Probleme als sie lösen. Es ist okay, wenn du dich über das Verhalten deines Mannes beschwerst. Es ist nicht okay, wenn du sein Wesen verurteilst.
Vergleiche mal diese beiden Aussagen:
- Du hast heute beim Essen viel von dir erzählt. Ich hätte mir gewünscht, dass du mich auch fragst, wie mein Tag war.
- Du redest immer nur von dir. Du interessierst dich einfach nicht für mich. Würde es dich umbringen, mich einmal zu fragen, wie mein Tag war?
Obwohl beide Aussagen kritisch sind, gibt es einen gewaltigen Unterschied: Die zweite Aussage gehört zu John Gottmans Vier Reitern der Ehe-Apokalypse und führt zusammen mit den anderen drei Reitern zur Scheidung.
Berechtigte Kritik ist spezifisch und faktisch. Es geht um etwas Konkretes, meistens auch in einer konkreten Situation. In diesem Fall geht es um die Tatsache, dass der Partner beim Essen nur von sich erzählt und nicht nach dem Tag seiner Partnerin gefragt hat.
Beim Angriff auf den Charakter wird dagegen verallgemeinert („Du redest immer nur von dir“). Er bezieht sich nicht auf eine konkrete Situation, selbst wenn eine konkrete Situation der Auslöser war. Außerdem werden keine Fakten benannt, sondern Vermutungen geäußert. In der ersten Aussage wird klar formuliert, was beim Essen passiert ist. In der Zweiten wird unterstellt: „Du interessierst dich einfach nicht für mich“. Das ist kein Fakt, sondern eine Vermutung.
Wer Eheprobleme wirklich lösen will, muss sich also selbst beim Reden zuhören. Wie kritisierst du deinen Mann? Du glaubst vielleicht, dass du frei von Vorwürfen sprichst, das bedeutet aber nicht, dass es auch wirklich so ist.
Als Übung kannst du jedes Mal, wenn es zum Streit zwischen euch gekommen ist, dich zurückziehen und überlegen, wie der Streit angefangen hat. Am besten unterbrich den Streit dafür einfach. Sag deinem Mann, dass du ein paar Minuten Pause zum Runterkommen brauchst. Dann nutze diese Pause, um dich zu erinnern, wie du mit deinem Mann geredet hast. Was waren deine genauen Worte? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es ein Vorwurf war.
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Eheprobleme lösen: Maßnahme #5 Akzeptiere, was du nicht ändern kannst
Wenn man in einer negativen Streitspirale gelandet ist, erscheinen einem selbst Kleinigkeiten übermäßig wichtig. Plötzlich führt ihr eine hitzige Debatte darüber, ob Schneidebrettchen aus Holz oder aus Glas besser sind. Im englischsprachigen Raum gibt es sogar ein Buch, das zum Bestseller wurde, obwohl darin nichts steht, außer einer Liste an Kleinigkeiten, über die sich Paare in Beziehungen unnötigerweise streiten. Es heißt „Don’t sweat the small Stuff in Love“ (hier bei Amazon bestellen*). Ich kann es jedem empfehlen, der gerne Bücher auf Englisch liest, auf Deutsch gibt es das Buch leider nicht.
Worauf ich hinaus will: Manchmal erscheint uns ein Problem monumental, obwohl es tatsächlich nur eine Kleinigkeit ist. Wer Eheprobleme wirklich lösen will, muss lernen, wann ein echtes Problem vorliegt.
Oft interpretieren wir ein bestimmtes Verhalten (manchmal sogar Zufälle) als etwas Großes, das Probleme in der Zukunft voraussagt. Manchmal überzeugen wir uns sogar selbst davon, dass es ein Zeichen ist, dass wir den Falschen geheiratet haben.
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Ich habe früher immer in meine Hand gehustet. Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist klar, dass dies eine schlechte Angewohnheit ist. Mein Mann hat mir schon immer gepredigt, dass ich in die Armbeuge husten sollte. Es nervt ihn ohne Ende, wenn ich es vergesse. Ich vergesse es oft. Er könnte jetzt hineininterpretieren, dass ich ihm nicht zuhöre. Dass mir seine Wünsche egal sind, oder dass ich aus Trotz nicht mache, was er mir sagt. Tatsächlich huste oder niese ich reflexartig in meine Hand, weil ich es schon mein ganzes Leben so gemacht habe und es nun mal dauert, bis man sich ein neues Verhalten angewöhnt.
Die meisten vermeintlichen Eheprobleme im Alltag sind nichts anderes.
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Was oft hilft, ist die Frage, ob dieses Problem in einem oder in zehn Jahren noch wichtig sein wird. Wenn nicht, ist es eine Kleinigkeit. Ist dir in zehn Jahren noch wichtig, dass dein Mann den Müll nicht rausgebracht hat? Wenn ja, wende die richtige Art zu kritisieren aus Maßnahme Nummer 4 an. Wenn nein, lass diesen konkreten Vorfall für immer in Frieden ruhen.
Eheprobleme lösen: Maßnahme #6 Eine Paartherapie
Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Dann ist man schon so tief im Dschungel der Eheprobleme, dass man einen Guide braucht, um hinauszufinden. Das passiert in den besten Beziehungen und ist überhaupt nicht schlimm.
Wenn du krank wirst und merkst, dass du die Krankheit alleine nicht in den Griff bekommst, gehst du ja auch zum Arzt und deutest es nicht als persönliches Versagen, wenn du mal Antibiotika brauchst. Der Gang zum Paarberater ist nichts anderes.
Manchmal braucht man eine neutrale dritte Person, die dabei hilft, Eheprobleme zu lösen. Diese Person wird euch genau sagen können, wo das Problem liegt. Es wird stellenweise unangenehm. Eine derartige Innenschau kann belastend sein, aber sie lohnt sich.
Wenn ihr schon einmal bei einer Paartherapie wart und es nichts gebracht hat, lasst euch nicht entmutigen.
Wenn du dich krank fühlst, gehst du auch so lange zum Arzt, bis du einen findest, der dich ernstnimmt und das Problem löst. Du würdest nicht einfach akzeptieren, dass du dich für immer krank fühlen musst. Du würdest eine zweite Meinung einholen. Bei einer Paartherapie ist es genauso. Wenn euch der erste Paarberater nicht helfen konnte, sucht euch einen neuen.
Falls ihr euch für eine Paartherapie bei mir interessiert, kannst du mich gleich hier kontaktieren und einen Termin für das Erstgespräch vereinbaren. Alternativ kannst du mir aber auch eine Email an hallo@fraginga.de schreiben.