Hast du die Spülmaschine ausgeräumt?
Du kaufst immer nur das ein, was du gerne isst.
Wieso bringst du nie den Müll im Bad raus?
Hast du überhaupt schon einmal den Staubsaugerfilter gewechselt?
Es gibt Paare, die zanken ständig. Ein harmonischer Tag ist bei ihnen wie eine Sternschnuppe. Sie wissen, dass es das geben soll, haben aber selber noch nie eine gesehen.
Es ist das typische Klischee: Die nörgelnde Frau, der passive Mann.
Oder es keifen sich einfach beide Partner nur noch an. Auch das kommt vor.
Das Klischee halte ich für problematisch. Es vermittelt uns Frauen, wir wären das Problem: Würden wir nur weniger nörgeln, gäbe es auch nicht so viel Gezanke in der Beziehung.
Wir Frauen sind keineswegs das Problem. Auch das Nörgeln ist nur ein Teil des Problems, aber nicht das große Ganze. Nörgeln entsteht schließlich nicht grundlos (und es betrifft auch nicht bloß Frauen).
Also bleibt die Frage: Was ist das eigentliche Problem? Warum gibt es Paare, die ständig zanken?
Und wiege dich keineswegs in Sicherheit: Jedes Paar kann zu so einem Paar werden. Auch ständig nörgelnde, zankende Paare hatten mal gute Zeiten.
Es gibt leider ganz alltägliche Dinge, die selbst die besten Beziehungen in eine negative Streit-Spirale fallen lassen, wenn man nicht aufpasst. Um verstehen zu können, wie diese Streitkultur aus permanentem Zanken und Nörgeln entsteht, müssen wir uns erst einmal das Problem des Nörgelns genauer ansehen.
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Warum nörgeln Frauen so viel?
Die erste Frage, die man sich stellen muss, ist: Stimmt das Klischee? Nörgeln wir Frauen wirklich so viel?
Der Duden beschreibt Nörgeln als „mit nichts zufrieden sein“ und ständig „kleinliche Kritik“ üben. Mein Mann empfindet dagegen manchmal schon die Frage, ob er die Waschmaschine angeschmissen hat als Nörgeln.
Hier kommt auch schon der springende Punkt: Frauen empfinden ihre Aussagen oftmals eher als Erinnerung oder Informationsbeschaffung, während ihre Männer es als Nörgeln empfinden.
Mein Mann hört in so einem Moment nicht die Frage, ob er die Waschmaschine angeschaltet hat. Er hört den Vorwurf: „Du hast doch bestimmt wieder vergessen, die Waschmaschine einzuschalten.“
Das kann zum einen an meinem Tonfall liegen. Wenn ich es wütend sage, dann brauche ich mich auch nicht zu wundern, dass es negativ aufgefasst wird.
Das kann aber auch mit ihm selbst zu tun haben. Wenn er sich schlecht fühlt, weil er den Haushalt hat schleifen lassen, dann wird jede Erinnerung meinerseits das schlechte Gefühl in ihm verstärken.
Eine andere Ursache kann aber auch die andauernde Wiederholung einer Frage sein. Wenn ich ihn jeden Tag frage, ob er die Waschmaschine eingeschaltet hat, führt das auch zu einem negativen Gefühl.
Dabei ist das natürlich auch unfair. Wir erinnern schließlich nur, weil die Männer es nicht machen.
Jetzt sind wir bei der Ursache des Nörgelns angekommen und auch bei der Erklärung warum, es immer heißt, Frauen würden so viel nörgeln. Leider ist an der Sache etwas Wahres dran.
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Nörgel-Grund Nummer 1: der Haushalt
Nörgeln oder auch Kritik allgemein entsteht aus Enttäuschungen, unerfüllten Hoffnungen und Wünschen. Hinter jeder Kritik steckt also eigentlich ein Wunsch.
Wenn du ihn fragst, ob er die Spülmaschine ausgeräumt hat, dann wünschst du dir, er hätte es getan. Wenn du ihm vorwirfst, dass er nie die Dusche putzt, dann wünschst du dir, er würde es tun. Du kritisierst, weil du frustriert bist. Und was ist der Hauptgrund für Frustrationen bei Frauen? Der Haushalt.
Deshalb haben wir das Klischee der nörgelnden Frau und nicht des nörgelnden Mannes: Weil sich in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten viel verändert hat, aber die Rollenverteilung im Haushalt nicht.
Frauen sind noch immer Hauptverantwortliche für den Haushalt – und das auch dann noch, wenn sie genauso viel arbeiten wie ihre Männer.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat herausgefunden, dass Frauen auf 55 Arbeitsstunden pro Woche kommen und Männer auf nur 49, wenn beide in Vollzeit arbeiten.
Gehen wir von 45 Stunden auf der Arbeit aus, arbeiten Frauen danach mehr als doppelt so viel im Haushalt wie Männer. Fair ist das nicht.
Frauen nörgeln also nicht so viel, weil mit ihnen grundlegend etwas nicht stimmt. Männer würden genauso viel nörgeln, wenn die Situation andersrum wäre.
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Das Problem mit dem Nörgeln
Nörgeln ist eigentlich nichts anderes als konstante Kritik.
Ständige Kritik am Partner richtet Schaden an. Selbst dann noch, wenn es nicht so gemeint war und er sich fälschlicherweise kritisiert fühlt. Seine Wahrnehmung ist für ihn die Realität.
Deshalb ist egal, ob du das grundlegend anders siehst. Du kannst noch so sehr darauf beharren, dass du nicht nörgeln würdest. Wenn er das anders sieht, fühlt er sich ständig kritisiert. Also müsst ihr daran arbeiten. Warum? Weil Kritik einer der größten Warnhinweise für den Untergang einer Beziehung ist.
In einer Beziehung wollen wir uns gut fühlen. Wenn du dich in der Beziehung dagegen ständig kritisiert fühlst, geht es dir nicht gut. Du hast immer das Gefühl, dich verteidigen zu müssen. Irgendwann verbindest du deinen Partner dann nur noch mit negativen Gefühlen.
Es gibt sogar Studien, die festgestellt haben, dass einige Menschen körperlich mit Stress reagieren, wenn sie im selben Raum wie ihre Partner sind. Das ist dann die Endstufe der negativen Streit-Spirale. Dann hat man so viel Negatives mit dem Partner erlebt, dass der eigene Körper bei der bloßen Anwesenheit des Anderen schon mit Stress reagiert.
Das Problem beim Nörgeln in Bezug auf den Haushalt (so berechtigt das dort auch sein mag) ist, dass es nicht dabei bleibt. Nörgeln führt immer zu mehr Nörgeln.
Du nörgelst, dein Partner fühlt sich kritisiert, also zieht er sich zurück. Dann nörgelst du mehr, weil er nicht mehr auf dich eingeht.
Oder: Du nörgelst, dein Partner fühlt sich kritisiert und geht über zum Gegenschlag. Jetzt nörgelt er auch und ihr seid eines dieser Paare, das ständig miteinander zankt.
Beide Szenarien sind nicht das, was du willst.
Du möchtest, dass dein Partner auf dich eingeht. Du willst dich geliebt fühlen und du willst, dass er dich unterstützt.
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Unterbrich die negative Spirale
Ständige Kritik erreicht das genaue Gegenteil von dem, was sie erreichen soll. Ihr entfremdet euch dadurch nur.
Wenn beide Seiten aneinander herumnörgeln, sind auch beide Seiten konstant im Verteidigungsmodus. Das Problem dabei ist, dass wir sehr reaktionär handeln, wenn wir in diesem Modus sind. In diesem Modus übernimmt der primitive Teil deines Gehirns das Steuer. Rationales Denken fällt dann flach.
Der Grund dafür ist, dass rationales Denken zu lange dauert. Dein Gehirn bereitet dich in diesem Modus auf den Kampf oder die Flucht vor. Da muss es schnell gehen. Dein Gehirn wartet also nur auf den nächsten Angriff deines Partners. Deshalb reflektierst du nicht, sondern du reagierst nur noch.
Das ist ein großer Unterschied: Um zu reflektieren, brauchst du ein bisschen Zeit. In dieser Zeit kannst du einschätzen, ob dein Partner gerade wirklich wieder zum Angriff übergegangen ist, oder ob es vielleicht nur eine harmlose Aussage war.
Wenn du dir dieses kleine Zeitfenster nicht nimmst, stufst du jede Aussage des Anderen erst einmal als Attacke ein. Du gehst nur noch vom Negativen aus. Das führt zwangsläufig zu Missverständnissen, übertriebenen Reaktionen und mehr Streit. Vor allen Dingen führt es aber dazu, dass du dich nicht mehr geliebt fühlst.
Wenn du glaubst, dass dein Partner dich bewusst vernachlässigt, dann muss das schließlich bedeuten, dass er dich nicht mehr so liebt wie früher. Wie könnte dich jemand lieben, der dich bewusst vernachlässigt?
Unterbrich die negative Spirale, damit du aufhören kannst, das Schlimmste von deinem Mann zu erwarten. Alleine das wird dich schon ungemein glücklicher machen und dazu führen, dass du dich wieder mehr geliebt fühlst.
Wie unterbrichst du die negative Spirale? In dem du dir das Nörgeln abgewöhnst.
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Nörgeln abgewöhnen – so geht’s
Wir wissen jetzt, dass Nörgeln Beziehungen zerstört und wir wissen, dass Nörgeln dort entsteht, wo vorher viele Enttäuschungen passiert sind.
Wenn deine Wünsche unerfüllt geblieben sind, deine Bedürfnisse vernachlässigt wurden und deine Hoffnungen enttäuscht wurden, ist es nur nachvollziehbar, dass du nörgelst.
Es ist verständlich, aber deswegen ist es noch lange nicht okay. Es ist destruktiv und wird Schaden in eurer Beziehung anrichten, wenn das nicht schon passiert ist. Aber du kannst es stoppen.
Was du dafür tun musst, klingt einfach, ist es aber nicht: Du musst deinem Partner sagen, was du willst.
Jetzt werden viele Frauen sagen, dass sie das ja schon versucht hätten, aber es hätte nichts gebracht. Das stimmt aber wahrscheinlich nicht. Man kann seine Wünsche nämlich auch so äußern, dass es der Beziehung schadet. Wenn du wütend wirst, kommt dein Wunsch bei ihm immer wie ein Vorwurf an.
„Wir gehen nie aus“
„Du fragst nie, wie mein Tag war“
„Immer muss ich alles von Anderen erfahren“
Wir machen das, weil es einfacher ist wütend zu werden. Die Alternative wäre, dass wir von unseren Ängsten und Hoffnungen erzählen. Das macht uns aber verletzlich. Der Andere könnte sie ablehnen, oder uns sogar dafür auslachen. Weil wir nicht verletzt werden wollen, werden wir lieber wütend.
Dabei könntest du auch sagen: „Schatz, ich hätte richtig Lust, mal wieder ins Kino zu gehen“. Oder du sagst: „Es würde mich so glücklich machen, wenn du mich in den Arm nehmen und wir ein bisschen über unseren Tag sprechen könnten“.
Merkst du wie der Fokus ein anderer ist?
Bei den ersten Aussagen ging es darum, was mit deinem Partner nicht stimmt. Bei den zweiten ging es darum, dich glücklich zu machen. Das ist eigentlich genau das, was du willst!
Durch Nörgeln und Kritisieren stellst du fast sicher, dass du nicht kriegst, was du möchtest.
Bevor du das nächste Mal ausrufst, wann er eigentlich das letzte Mal die Spülmaschine ausgeräumt hat. Halte inne. Erinnere dich daran, was du wirklich willst. Du willst, dass die Spülmaschine ausgeräumt wird, also sag einfach das.
Sag ihm: „Schatz, ich hatte einen anstrengenden Tag und bin total kaputt. Kannst du bitte die Spülmaschine ausräumen?“.
Selbst wenn du die Spülmaschine in 99,9% der Fälle ausräumst und er das letzte Mal vor zehn Jahren einen Teller weggeräumt hat. Es bringt nichts, wenn du ihm das so vorwirfst.
Willst du Recht haben oder willst du glücklich sein?
Wenn du Recht haben möchtest, fang einen Streit an. Aber glücklich wirst du dadurch nicht.
In unserem Beispiel willst du aber glücklich sein UND die Spülmaschine nicht selber ausräumen.
Die besten Chancen das zu erreichen, hast du, in dem du deine Wünsche so kommunizierst, dass du dich dabei ein bisschen verletzbar und angreifbar machst.
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